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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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Irgendetwas, woran ich mich festklammern konnte. Aber verdammt noch mal, warum sollte die Sache mit dem Tagebuch erstunken und erlogen sein, wo er doch so ehrlich und begeistert davon berichtet hatte?
    Ein halbes Dutzend mögliche Erklärungen fielen mir ein: Er wollte mich mit seiner sensiblen Seite beeindrucken; er war ein notorischer Lügner; er wollte mit mir spielen … Aber mein Instinkt sagte mir, dass keine dieser Antworten wirklich zutraf. Und wenn ich mich schon nicht auf meine Instinkte verlassen konnte, worauf dann?
    Eiskrem.
    Ich nahm mir noch eine Kugel, nickte ihrer fruchtigen Ehrlichkeit zu und seufzte. Auf Eiskrem war immer Verlass.
    Und auf mich. Es war Donnerstagmorgen. Meinen ersten Termin hatte ich erst um zwölf Uhr fünfundvierzig, und ich fühlte mich ziemlich philosophisch. Kein gutes Zeichen.
    Entschlossen setzte ich den Deckel auf die Eispackung, warf den Löffel ins Spülbecken, marschierte zum Kühlschrank, nahm den Deckel wieder runter, fuhr mit dem Finger durch die kühle Masse und schob den Rest ins Tiefkühlfach. Vorbei an den Eisbergen, die sich im Inneren gebildet hatten, schlug mir ein Hauch kalte Luft entgegen und kühlte mein Gesicht, was aber meinem Verstand wenig half. Nichts ergab einen Sinn. Trotz allem war ich nach wie vor davon überzeugt, dass der Bomber ein Tagebuch geführt hatte. Aber wo war es? Hätte ich nur Zugang zu seinem Haus, dann könnte ich es womöglich finden! Aber Rivera und ich verstanden uns momentan nicht gerade gut, also sollte ich besser andere Möglichkeiten in Betracht ziehen, als in sein Haus einzubrechen. Ich dachte weitere dreißig Sekunden angestrengt nach, dann wurde ich es leid und machte mich daran, meinen Küchenschrank nach etwas Nahrhaftem zu durchsuchen. Eine Packung Rosinenmüsli und eine Tüte getrocknete Aprikosen erwiesen sich als die einzigen Nahrungsmittel, die nicht zubereitet werden mussten. Eine Lebensmittelmotte kam mir aus der Müslipackung entgegengeflogen. Ich schob die Packung wieder in den Schrank zurück, nahm mir die Aprikosen, zerrte die Gelben Seiten aus dem Schrank unter der Spüle hervor und setzte mich an den Küchentisch.
    Fünf Aprikosen und zwei Minuten später wusste ich, dass man bei der Sunwest Bank für fünfundzwanzig Dollar im Monat ein Bankschließfach mieten konnte, wenn man dort ein Konto hatte. Wie ich. Leider besaß ich nichts, was es wert gewesen wäre, in einem Bankschließfach deponiert zu werden. Was Bomstad betraf, standen die Chancen jedoch gut.
    Eine Weile kaute ich auf zwei weiteren Aprikosen herum. Es war durchaus möglich, dass der Bomber sein Tagebuch gut versteckt hatte, aber die Vorstellung eines riesengroßen Ex-Football-Spielers, der auf dem Fußboden der Sunwest Bank hockte und in sein Tagebuch kritzelte, war doch ein wenig abwegig. Wo könnte er es also aufbewahren?
    Mir kam keine zündende Idee. Wenn ich Bomstad nicht vollends auf den Leim gegangen wäre, hätte ich vielleicht eine Vermutung riskieren können, aber wie es schien, hatte er von dem Tag an, an dem wir uns das erste Mal begegnet waren, gelogen, dass sich die Balken bogen.
    Die Aprikosentüte war mittlerweile halb leer, und ich hatte zweierlei Dinge entdeckt: Ich hasste Aprikosen, und ich brauchte unvoreingenommene Informationen über Bomstad. Aber wie sollte ich an diese Informationen herankommen? Scheinbar hatte sich jeder, der irgendwann einmal etwas mit dem Bomber zu tun gehabt hatte, eine feste Meinung über ihn gebildet.
    Ich zockelte zum Küchenschrank und ließ meinen Blick über den Inhalt schweifen. Immer noch nichts. Ich zog die Sportschuhe aus und hinkte zum Badezimmer, da mir die Knie schmerzten und sich dazu schon der Muskelkater meldete.
    Eine heiße Dusche bringt mich normalerweise auf andere Gedanken. Dieses Mal jedoch nicht. Als ich zur Praxis fuhr, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Ich brauchte die Polizeiakten. Immerhin war ich ein angesehenes Mitglied der Ärzteschaft. Sicherlich würde das LAPD meinen Einsatz begrüßen.
     
    »Nein.« Irgendwann hatte Rivera mir mal seine Karte gegeben. Und irgendwie hatte ich mich selbst überzeugt, ihn anzurufen.
    »Jetzt hören Sie mir mal zu!« Ich saß an meinem Schreibtisch, in meinem Powerstuhl, trug meinen Poweranzug und trank Powerade. Eigentlich war es nur eine stinknormale Orangenlimo, aber das musste ich ihm ja nicht auf die Nase binden. »Sie haben mich nach meiner professionellen Meinung über das Tagebuch gefragt, und ich bin auch durchaus bereit,

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