Ausziehen!
schüttelte den Kopf und machte ein enttäuschtes Gesicht. »Du hast zu tief gegraben.«
Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. »Kathryn!«, japste ich. »Du willst sie schützen!«
Er hielt mitten in der Bewegung mit hochgezogenen Augenbrauen inne.
»Sie hat Bomstad umgebracht, nicht wahr?«
Er lächelte sanft.
»Sie hat Bomstad umgebracht«, fuhr ich atemlos fort. »Aber du kannst sie nicht mehr schützen.«
»Ach, glaubst du?«
Alles in mir schrie, dass ich einen Weg finden musste, ihm zu entkommen, aber offenbar mangelte es einem meistens genau dann an Verstand, wenn man ihn am dringendsten benötigte. »Nein«, antwortete ich, jetzt vorsichtig. Alles, was ich tun musste, war, ihn eine Weile reden zu lassen. Halt ihn bei der Stange! »Sie hatte eine Affäre mit Bomstad«, log ich. »Wusstest du das?«
»Das wusste ich in der Tat«, gab er zurück.
»Wie bitte?« keuchte ich, woraufhin er lachte.
»Was weißt du sonst noch, Chrissy?«
Mein Verstand kam wieder in Gang. »Ich glaube …« Millimeter für Millimeter bewegte ich mich auf das Telefon zu. Im Film bringt die Protagonistin den Mörder immer dazu, so lange zu reden, bis sie ihm mit dem Mixer eins über den Schädel geben kann. Leider besaß ich keinen Mixer. Dafür aber ein altmodisches, überdimensionales Telefon. Das würde es auch tun. »Ich habe Grund zu der Annahme, dass sie auch Stephanie Meyers umgebracht hat.«
»Und meine Frau?«, fragte er.
»Ja. Auch sie.« Ich fühlte mich seltsam körperlos, als würde ich mir die Szene von oben ansehen. »Jemand hatte sich an ihren Bremsen zu schaffen gemacht. Genau wie an meinen.«
Überrascht hob er die Augenbrauen. »Sie hat die Bremskabel durchgeschnitten?«
Das war ein erstes Hoffnungszeichen. »Genau«, sagte ich. »Sie ist wirklich krank, David. Tut mir leid.«
Er starrte finster vor sich hin, als würde er in sich hineinhorchen. »Aber sie ist doch so schön!«
»Ja. Das ist sie wirklich. Aber du kannst sie nicht mehr schützen.«
Er hielt inne und seufzte. Ich hielt die Luft an. Er zuckte mit den Schultern. »Du hast Recht, nehme ich mal an«, sagte er. »Oder hättest Recht, wenn ich denn versuchen würde, sie zu schützen. Aber ich fürchte …« Wieder zuckte er mit den Schultern. »Ich will mich nur selber schützen.«
»Ich weiß, du liebst sie, aber …« In dem Moment machte es »Klick!«, und mir dämmerte es. »Heilige Muttergottes!« Ich spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. »Du hast es getan! Du hast sie getötet!«
»Wie es scheint, bin ich etwas verfrüht gekommen«, erwiderte er. »Aber weißt du, du hättest zwangsläufig früher oder später die richtigen Schlüsse gezogen.«
»Du hast ihn umgebracht!« Einen Augenblick lang wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Mir wollte einfach nichts einfallen. »Warum?«, fragte ich dann.
»Ach komm, Chrissy … Warum? Weil Bomstad absolut überflüssig war, darum. Das menschliche Pendant zu einer Kakerlake.«
Ich versuchte, irgendeine Frage zu formulieren, aber mir fiel nichts ein.
»Er hat mich erpresst.«
Er schüttelte beinahe erstaunt den Kopf. »Nachdem er von Stephanie erfahren hatte, hat er versucht, mich zu erpressen.«
»Von Stephanie?« Meine Stimme war atemlos, in meinem Kopf alles wie betäubt. »Du … du hast auch Stephanie umgebracht?«
»Ja«, bestätigte er, »aber Andrew wusste das nicht. Er war auch viel zu begriffsstutzig, um das herauszufinden. Aber er wusste von meiner Affäre mit ihr. Und du weißt, was die Ärztekammer dazu gesagt hätte.« Er ahmte ein Schaudern nach. »Gott bewahre uns davor, dass wir private Kontakte zu unseren Patienten knüpfen! Na ja, die Wahrheit ist …« Er lächelte und sah dabei vollkommen normal aus, als wäre er bei bester geistiger Gesundheit, »ich habe eine Menge mehr gemacht, als bloß Kontakte zu ihr zu knüpfen …«
»Und … was ist mit deiner Frau?«
»Sie war einfach nur …« Er seufzte. »Sie war immer so lästig!«
»Darum hast du sie umgebracht?«
Er hob die Hände, die Handflächen nach oben.
»Warum keine Scheidung? Warum nicht -«
»Kein Ehevertrag«, bedauerte er. »Aber du begreifst einfach nicht die positive Seite des Ganzen, Chrissy!«
»Die Sache hat also auch etwas Positives?« Es freute mich wahnsinnig, das zu hören.
»Es gibt immer eine positive Seite. Das solltest du doch wissen, bei deinem Beruf!«
»Und wie sieht die aus?«
Er lächelte. »Es war der perfekte Tod für sie alle.«
Ich starrte ihn an. »Ich
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