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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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…« Verzweifelt rang ich nach Worten.
    »Am besten erzählst du mir die Geschichte von Anfang an«, sagte er. Also legte ich los und berichtete die gesamte Demütigung von Anfang bis Ende, bis ich mich matt und erschöpft fühlte. Wie ein Psychopath erster Sahne, der auf der bequemen Ledercouch lag.
    »Und vorher gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass er an dir interessiert war?«
    »Nein. Absolut keine.« Obwohl ich mir wünschte, es hätte welche gegeben. Aber da ich noch keine Todessehnsucht verspürte, gab ich das natürlich nicht zu.
    »Und du hast ihn wegen Impotenz behandelt?« Er schüttelte den Kopf. »Oh, welche Ironie!«
    »Ja.« Mir wurde leicht übel. »Darüber habe ich auch schon herzlich gelacht.«
    Er lächelte sanft, beugte sich dann vor und schüttelte wieder den Kopf. »Mach dir keine Sorgen. Ich werde persönlich mit der Ärztekammer reden und mich für dich verbürgen.«
    »Das würdest du tun?« Ich hoffe, ich habe ihn dabei nicht mit allzu großen Hundeaugen angesehen.
    »Du hast nichts Falsches getan, Chrissy. Wir können unseren Patienten nicht vorschreiben, was sie tun sollen, so gerne wir das auch tun würden.«
    »Das habe ich denen auch gesagt«, bemerkte ich und erinnerte mich an mein Gespräch mit Rivera.
    »Bei mir war einmal eine Hausfrau mittleren Alters in Behandlung, die splitterfasernackt zu einer Sitzung kam«, erzählte er.
    »Du machst Witze!«
    Er hob eine perfekt manikürte Hand und sagte mit ernster Miene: »Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe.«
    »Was hast du dann gemacht?«
    Er trank einen Schluck. »Ich habe ihr die Atkins-Diät empfohlen.«
    Vielleicht ist Lachen wirklich die beste Medizin, da es mir sofort besser ging. Zum Teufel mit der Therapie. Ich sollte einfach nur einen Comedian einstellen.
    »Schön, dich wieder lächeln zu sehen«, sagte er und erhob sich.
    Ich stand auf und trat zu ihm. »Du warst mir eine große Hilfe.«
    »Wozu gibt es denn schließlich vollkommen überbezahlte Psychiater?«
    »Ich nehme mal an, ich muss einen Bericht für die Ärztekammer schreiben?«, fragte ich und schaffte es bravourös, mich bei dem Gedanken daran nicht zu schütteln.
    »Leider ja«, antwortete David. »Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nachsichtig sein werden. Wenn man mit verhaltensgestörten Leuten arbeitet, muss man eben auch mit gestörtem Verhalten rechnen.«
    »Er war gestört. Ich habe leider nur nicht bemerkt, wie sehr.«
    »Ich habe dich gemeint«, sagte er.
    Ich muss wohl ziemlich komisch geguckt haben, als ich mich an der Tür nochmals umdrehte, aber er lachte nur und nahm meine Hand.
    »Das war ein Witz, Chrissy! Du bist eine der besten Therapeutinnen, die ich kenne. Du klebst nicht so an diesem ganzen Psycho-Kauderwelsch-Hokuspokus. Du bist intelligent, einfühlsam, mitfühlend …«
    Plötzlich fühlte ich mich ziemlich wackelig. Sicher, ich war eine starke Kämpferin und so weiter, aber ich hatte auch eine verdammt harte Woche hinter mir. »Vielleicht könntest du mich adoptieren«, schlug ich vor.
    Er lächelte und zeigte ehrliche Zuneigung, zumindest hoffte ich, dass sie ehrlich war. Wenn ich schon keine zügellose Leidenschaft bekommen konnte, dann würde ich mich auch mit täglicher Zuneigung zufriedengeben. »Ich werde mal Kathryn fragen, was sie dazu sagt.«
    Ich starrte auf meine Schuhe. Aufrichtige Gefühle waren mir manchmal etwas peinlich. Ein ehemaliger Freund hatte mir mal vorgeworfen, ich sei total gefühllos. Er selbst musste während Toy Story die ganze Zeit heulen. »Ich bin dir für deine Hilfe wirklich dankbar«, sagte ich.
    »Kein Problem. Wirklich. Die Kammer wird das schon verstehen.«
    Ich lächelte ihn tapfer an. »Ich hoffe mal, die Polizei ebenso.«
    »Da bin ich mir sicher«, sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Die müssten doch verrückt sein, wenn sie dich verdächtigen würden, etwas mit Bomstads Tod zu tun zu haben.«
     
    »Ich denke, Sie haben ihn umgebracht«, sagte Rivera.
    »Wie bitte?« Es war Samstagmorgen, und ich stand auf Socken in meinem Vestibül. Er hatte die Tür hinter sich aufgelassen. Sonnenstrahlen fielen herein. Ich trug meinen Winnie-Puuh-Pyjama mit I-aah vorne drauf, den mir mein Bruder James zu Weihnachten geschenkt hatte. Obwohl meine Seidennachthemden eher zu meiner professionellen Rolle passten, war I-aah tausendmal gemütlicher. Zumindest das Oberteil. Die Hose fehlte unentschuldigt und war einfach weg. Seitdem trug ich dazu eine kurze Nylonhose, die man unter dem

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