Feierlaune - Eine Facebook-Party
eins
» Da kommt sie«, sagte Kevin.
» Ja«, wollte Florian sagen. Aber es kam nur eine Art Krächzen aus seinem Mund.
Er hatte Mascha auch längst gesehen. Er hatte sie schon gesehen, als sie auf ihrem Fahrrad gemächlich die Straße heraufgekommen war. Achtlos ließ sie das Bike gegen ein Verkehrsschild fallen. Während sie ihre lange blonde Mähne ausschüttelte, sah sie sich auf dem Platz um.
» Jetzt kannst du sie fragen«, sagte Kevin.
» Klar.« Ein Glück, Florians Stimme war wieder da. Aber jetzt waren seine Beine im Streik. Sie fühlten sich an, als wären sie aus Eisenbahnschienen, mit eingerosteten Scharnieren.
Mascha hatte mit weit ausgreifenden, schnellen Schritten schon den halben Platz überquert.
Plötzlich blieb sie breitbeinig stehen. Sie riss beide Arme hoch und kreischte: » Cat!«
Florian schluckte nervös. Der Saum ihres kurzen roten Kleids ruckte nach oben. Für einen Moment konnte man dort irgendetwas Schwarzes sehen. Ein Tattoo vielleicht.
Drüben vor dem Eistüten-Fenster des Italieners löste sich ein Mädchen aus der Schlange. Jetzt riss es auch die Arme hoch. » Mascha!«, kreischte Cat.
Dann brachen die beiden Mädchen in lautes Jubelgeheul aus. Man hätte meinen können, sie hätten sich seit Monaten nicht gesehen.
» Perfekte Show«, sagte Kevin beeindruckt. » Wetten, dass die das geübt haben?«
Die Mädchen zogen weiter ihre Show ab. Quer über den Platz schritten sie aufeinander zu, mit gekonntem Hüftschwung, den einen Fuß lässig immer genau vor den anderen setzend. Wie auf dem Laufsteg.
Cat kicherte dabei immer wieder mal. Klar, sie wusste natürlich, dass sie keine Model-Maße hatte. Sie war einen ganzen Kopf kleiner als Mascha. Und ihre Jeans einen Tick zu knapp. Oder ihr Hintern eine Spur zu üppig.
An Mascha dagegen stimmte alles. Und sie wusste das. Alles an ihr drückte aus, dass sie sich einen Dreck darum scherte, was um sie herum passierte. Oder was gewesen war, bevor sie den Platz betreten hatte.
Sie bewegte sich auf ihren langen Beinen wie eine, die wusste, dass die anderen guckten. Jedenfalls die, auf die es ankam. Die Jungen.
Florian warf einen schnellen Blick in die Runde. An den Telefonsäulen und auch bei den Motorrädern drüben vorm Bike-Shop waren die Gespräche verstummt. Alle starrten sie zu den beiden Mädchen hinüber, die sich jetzt überschwänglich in die Arme nahmen und sich küssten.
Florian riss die Augen auf.
Das war mehr als ein Freundschaftskuss unter Mädchen. Viel mehr. Mascha und Cat küssten sich voll auf den Mund.
» Zungenkuss«, stellte Kevin sachkundig fest. Es klang neiderfüllt und sehnsüchtig. Florian spürte einen Stich. Hatte Kevin es etwa auch auf Mascha abgesehen?
An den Telefonsäulen begann ein Junge, demonstrativ Beifall zu klatschen. Florian kannte ihn aus der Schule. Er hatte sich erst vor Kurzem den Kopf fast kahl scheren lassen. Sein Name war Dave.
Mascha lachte und warf Dave eine Kusshand zu.
Drüben bei den Motorrädern löste sich ein türkischer Junge aus einer Gruppe von Ausländern. Mehmed hieß er. Er hatte sein langes schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
» Scharfe Nummer!«, rief Mehmed. » Macht ihr das auch mal mit mir?«
Dave stieß sein Skateboard ein Stück auf die Mädchen zu und ging gemächlich hinterher. Irgendwie hatte das etwas Besitzergreifendes.
Florian wusste ganz plötzlich, dass er sich hoffnungslos übernommen hatte. Ohne sich groß was dabei zu denken, hatte er sich völlig ahnungslos auf ein Spiel eingelassen, von dem er mit einem Mal den Eindruck hatte, dass er die Regeln gar nicht kannte.
Vorhin am Pool, ungefähr zwanzig Minuten nachdem Florians Eltern ins Taxi zum Bahnhof gestiegen waren, hatte das alles so einfach geklungen.
Kevin und er waren als Erstes in den Pool gesprungen. Mit satten Arschbomben. Streng verboten normalerweise, weil die Spritzer überall Flecken machten. Sie hatten mit dem Ball herumgetobt (auch verboten) und sich dann nass, wie sie waren, auf die weißen Liegen geworfen. Erst hatten sie über Fußball geredet, dann über Mädchen. Schließlich hatte Florian seinen Laptop geholt und sie hatten ein bisschen im Internet gesurft. Kevin hatte sein Facebook-Profil aufgerufen und seine neuen Nachrichten gelesen. » Und du? Darfst du immer noch nicht bei Facebook mitmachen?«
» Zu riskant, sagt mein Vater. Außerdem müsste ich dann mit dem Radfahren aufhören.«
Kevin sah ihn verblüfft an. » Was hat das denn miteinander zu
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