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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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    Morgaine hatte sich bereits der Tür zugewandt, als es klopfte. Eine Dienerin öffnete, und Gwydion trat ein. Er trug immer noch das Schwert, mit dem Lancelot ihn gegürtet hatte, aber anstelle der Rüstung ein prächtiges scharlachrotes Gewand. Morgaine staunte über seine eindrucksvolle Erscheinung.
    Er bemerkte ihren Blick und sagte: »Ich habe es von Lancelot. Wir saßen zusammen in der Halle, als mir die Nachricht überbracht wurde, Artus wünsche mich in seinen Gemächern zu sehen… Ich sagte, meine einzige Tunika sei blutig und zerrissen. Lancelot erklärte, wir seien gleich groß, und er wolle mir ein Gewand leihen. Und als ich es angezogen hatte, sagte er, mir stünde es besser als ihm und machte es mir zum Geschenk… Seiner Meinung nach hatte ich bei der Aufnahme in den Kreis der Ritter recht wenig Geschenke bekommen, während der König Galahad reich bedachte. Weiß Lancelot, daß Artus mein Vater ist?«
    Uriens starrte ihn überrascht an, sagte aber nichts. Accolon schüttelte den Kopf. »Nein, Stiefbruder. Lancelots Großzügigkeit ist nicht zu überbieten. Als Gareth an den Hof kam, und niemand ihn kannte, schenkte Lancelot ihm Kleidung und Waffen, damit er standesgemäß auftreten konnte. Und wenn Ihr Euch fragt, ob Lancelot sich zu sehr darüber freut, wenn gutaussehende junge Männer seine Geschenke tragen, dann sei Euch gesagt, auch das wurde schon früher behauptet. Allerdings kenne ich keinen Mann in Camelot, jung oder alt, der von Lancelot je etwas anderes als ritterliche Worte gehört hätte.«
    »Wirklich?« fragte Gwydion. Morgaine sah förmlich, wie er diese Nachricht verwahrte wie ein Geiziger sein Gold in der Schatztruhe. »Ja, jetzt erinnere ich mich«, sagte er nachdenklich. »An Lots Hof erzählte man sich eine Geschichte. Lancelot nahm als junger Mann einmal an einem Fest dort teil. Man reichte ihm die Harfe und bat ihn zu spielen, und er sang von Rom oder von den Tagen des Alexander… ich weiß nicht mehr genau, was. Jedenfalls handelte die Ballade von der Liebe ritterlicher Waffengefährten. Man verspottete ihn deshalb, und seit dieser Zeit besingt er nur noch die Schönheit unserer Königin, ritterliche Abenteuer und Kämpfe gegen Drachen.«
    Morgaine glaubte, die Verachtung in seiner Stimme nicht ertragen zu können. Sie sagte: »Wenn du hier bist, um mich um ein Geschenk zu bitten, können wir darüber sprechen, wenn ich von Artus zurückkomme, aber jetzt nicht.«
    Gwydion betrachtete seine Schuhe. Zum ersten Mal kam er ihr nicht mehr so sicher und selbstbewußt vor. »Mutter… der König hat auch mich rufen lassen. Darf ich in Eurer Begleitung zu ihm gehen?«
    Er gefiel ihr schon besser, weil er seine Verletzlichkeit auf diese Weise eingestehen konnte. »Artus wird dir nichts tun, mein Sohn. Aber begleite uns, wenn du willst. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, daß er dich wieder wegschickt und sagt, er will dich unter vier Augen sprechen.«
    »Kommt also, Stiefbruder«, sagte Accolon und faßte Gwydion so am Arm, daß der Jüngere die Schlangen auf Accolons Handgelenken sah. »Der König und seine Gemahlin sollen vorangehen. Wir beide werden ihnen folgen…«
    Morgaine stand neben Uriens und dachte: Es
gefällt mir, daß Accolon sich mit meinem Sohn anfreundet und ihn als Bruder anerkennt.
Gleichzeitig spürte sie, wie ein Schauer sie durchlief, und Uriens ergriff ihre Hand. »Ist Euch kalt, Morgaine? Nehmt Euren Mantel…«
    Im Gemach des Königs brannte ein Feuer, und Morgaine hörte den Klang einer Harfe. Artus saß, umgeben von vielen Kissen, in einem geschnitzten Sessel, Gwenhwyfar bestickte mit einem goldenen Faden ein schmales Band. Der Kammerherr verkündete förmlich: »Der König und die Königin von Nordwales, ihr Sohn Accolon und der edle Lancelot…«
    Bei Lancelots Namen blickte Gwenhwyfar auf und sagte dann lachend: »Sie sehen sich zwar sehr ähnlich. Aber sicher handelt es sich um den edlen Mordred, der heute zum Ritter geschlagen wurde.«
    Gwydion verbeugte sich vor der Königin und erwiderte nichts. Aber Artus wollte bei dieser Familienzusammenkunft nichts von Förmlichkeit wissen.
    »Nehmt alle Platz. Ich lasse Wein bringen.«
    Uriens erklärte: »Ich habe heute genug Wein getrunken, Artus, um damit ein ganzes Feld zu bewässern. Vielen Dank, aber für mich
    keinen Wein mehr… Vielleicht können die jungen Männer mehr vertragen.«
    Gwenhwyfar näherte sich Morgaine, und Morgaine wußte, wenn sie jetzt nicht sprach, würde Artus sich mit

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