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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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daß meine Schwester Igraine schöner war als ich und ihr so viele Könige und edle Ritter zu Füßen lagen. Jetzt erinnere ich mich nur noch daran, daß sie schön und gut war. Es macht glücklich zu hören, daß ich ihr immer noch ähnlich bin.« Damit wandte sie sich ab und umarmte Morgaine.
    Gwenhwyfar sah, wie Morgaine in den Armen der älteren Frau versank, denn Morgause überragte sie um etliches…
Warum habe ich Morgaine jemals gefürchtet? Sie ist schließlich nur ein kleines, unscheinbares Ding und die Königin eines unwichtigen Reichs…
Morgaine trug ein schlichtes Gewand aus dunkler Wolle. Ihr ganzer Schmuck bestand aus einem Silberreif am Hals und ein paar silbernen Armbändern. Ihre vollen, dunklen Haare lagen schlicht geflochten um den Kopf.
    Artus trat zu ihnen und begrüßte seine Schwester und seine Tante. Gwenhwyfar nahm Galahad an der Hand. »Ihr sitzt neben mir, Galahad.«
    O ja, das ist der Sohn, den ich Lancelot… oder Artus hätte schenken sollen…
Als sie sich setzten, fragte sie: »Jetzt kennt Ihr Euren Vater. Habt Ihr festgestellt, daß er kein Heiliger ist, sondern ein liebenswerter Mann, wie Morgaine schon sagte?«
    »Ach, aber ist ein Heiliger etwas anderes!« erwiderte Galahad mit glänzenden Augen. »Ich kann ihn nicht nur als Sterblichen sehen, Herrin. Bestimmt ist er mehr als das. Außerdem ist er der Sohn eines Königs. Ich bin sicher, er würde in der Bretagne herrschen, wenn der beste und nicht der älteste Sohn den Thron besteigen dürfte. Ich glaube, der Mann ist glücklich, der in seinem Vater auch den Helden sehen kann. Ich habe mich mit Gawain unterhalten… er verachtet seinen Vater und hält wenig von ihm. Aber kein Mann hat von meinem Vater anders als mit Bewunderung gesprochen.«
    »Ich hoffe, er wird für Euch immer der Held ohne Fehl und Tadel sein«, erwiderte Gwenhwyfar. Sie hatte Galahad zwischen sich und Artus gesetzt, wie es sich für den angenommenen Erben des Reichs gehörte.
    Neben Artus saß Königin Morgause, neben ihr Gawain, dann kam Uwain, Gawains Freund und Schützling. Genauso hatte sich damals Lancelot des jungen Gareth angenommen. Am Nebentisch saßen Morgaine und Uriens und andere Gäste – alles Verwandte. Aber Gwenhwyfar konnte ihre Gesichter nicht deutlich erkennen. Sie reckte den Kopf und kniff die Augen zusammen, wies sich aber sofort selbst zurecht.
Das macht häßlich!
Sie glättete sich mit dem Finger die Stirn. Gwenhwyfar fragte sich plötzlich, ob sie als Mädchen nur deshalb so große Angst vor der Weite hatte, weil sie kurzsichtig war. Hatte sie die Welt gefürchtet, weil sie sie nicht richtig sehen konnte?
    Sie fragte Artus über Galahads Kopf hinweg, der mit dem Hunger eines jungen Mannes aß: »Hast du Kevin zur Tafel gebeten?«
    »Gewiß, aber er läßt ausrichten, er kann nicht kommen. Vielleicht begeht er den heiligen Tag auf seine Weise, da er nicht in Avalon sein kann. Ich habe auch Erzbischof Patricius gebeten, aber er hält die Pfingstvigilien in der Kirche… er wird Euch dort um Mitternacht erwarten, Galahad.«
    »Ich glaube, wenn man zum König gemacht wird, ist das ähnlich wie die Priesterweihe«, sagte Galahad. Es wurde kaum gesprochen, und man hörte seine junge Stimme deutlich im ganzen Raum. »König und Priester haben geschworen, den Menschen und Gott zu dienen und das Rechte zu tun…«
    Gareth sagte: »Damals empfand ich es ähnlich. Gott gebe, daß Ihr es immer so seht.«
    »Ich habe mir immer gewünscht, daß meine Gefährten sich dem Recht verpflichtet fühlen«, erklärte König Artus. »Ich verlange nicht, daß sie gottesfürchtige Männer sind, Galahad. Aber ich hoffe, sie sind
gute
Männer.«
    »Vielleicht leben die Jungen einmal in einer Welt, in der es leichter ist, gut zu sein«, sagte Lancelot an Artus gewandt. Gwenhwyfar hörte die Trauer aus seinen Worten.
    »Aber Ihr
seid
gut, Vater«, rief Galahad, »jeder im Land sieht in Euch den besten Ritter des Königs.«
    Lancelot lachte verlegen. »Ja, ja… wie der Sachsenheld, der dem Ungeheuer im See den Arm abriß. Aus meinen Taten hat man Lieder gemacht, weil die wirkliche Geschichte nicht aufregend genug ist, um sie im Winter am Feuer zu erzählen.«
    »Aber Ihr habt doch den Drachen erschlagen?« fragte Galahad.
    »O ja… es war ein grauenhaftes Untier. Aber Euer Großvater hatte daran keinen geringeren Anteil als ich«, erwiderte Lancelot. »Gwenhwyfar, meine Königin, nirgends ißt man besser als an Eurer Tafel…«
    »Viel zu gut«, erklärte Artus

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