Die Rückkehr der Königin - Roman
Was bisher geschah
Als der Rote Dynan, König von Roisinan, in der Schlacht fällt, überträgt Fodrun, Dynans General, Dynans außerehelichem Sohn Sif den Oberbefehl über die Streitmacht und die Krone. Als Sif mit seinen Truppen siegt, erkennt Rima, Dynans verwitwete Königin, dass ihre neunjährige Tochter, Prinzessin Anghara, in Lebensgefahr schwebt. Heimlich schickt die Königin das Mädchen nach Cascin, ins Haus ihrer Schwester Chella, während sie selbst versucht, Angharas Anspruch auf den Thron zu sichern. Rimas Ängste sind berechtigt. Sie stirbt bei Sifs Eroberung von Roisinan – doch nicht, ehe sie das Fundament für Angharas Thronfolge gelegt hat.
Im Herrenhaus Chellas bleibt Angharas echte Identität verborgen. Aus Sicherheitsgründen wird sie Brynna genannt. Doch der Tutor der Familie, Feor, erkennt, dass Anghara die Gabe des Zweiten Gesichts besitzt, dass sie Ereignisse sieht, die normalen Augen verborgen sind. Feor hat selbst das Zweite Gesicht und beginnt Anghara darin auszubilden und sie gleichzeitig darauf vorzubereiten, ihren Thron zurückzuerobern.
Aber bald erweist es sich als unmöglich, Anghara zu verbergen. Nicht ausgebildet in der Anwendung des Zweiten Gesichts stellt sie eine Gefahr für sich und andere dar. Es kommt zu einem tragischen Zwischenfall mit Kieran, einem weiteren Ziehsohn auf Cascin, mit dem Anghara eine besondere Beziehung hat, und Ansen, dem ältesten Sohn ihrer Tante. Der Streit kommt Ansen teuer zu stehen; er verliert ein Auge. Angharas wahre Identität ist enthüllt, und Ansen, verbittert und wütend, verschließt dieses Wissen in sich, bis die Blutschuld bezahlt wird. Chella schickt das Mädchen nach Schloss Bresse, einem sicheren Ort, wo sie ihr Können im Gebrauch ihrer Gabe vervollkommnen soll.
Bresse wird für knapp drei Jahre zu einem Zufluchtsort für Anghara, bis Ansen sie verrät. Ihre Ausbildung ist noch längst nicht abgeschlossen, aber den Schwestern gelingt es, sie unbemerkt aus dem Schloss zu schmuggeln, ehe der vor Wut schäumende Sif seinen maßlosen Zorn gegen alle richtet, die das Zweite Gesicht besitzen. Er verkündet, dass in seinem Reich für Zauberei kein Platz sei und brennt Bresse nieder. Alle Schwestern kommen in den Flammen ums Leben.
Anghara reist allein weiter und begegnet einer blinden Bettlerin, die sich als eine an’sen’thar aus Kheldrin entpuppt, eine Priesterin aus einem fremden Land. Die Einwohner Kheldrins sind keine Menschen, sondern verfügen über uralte und starke Kräfte. Die Priesterin spürt ein außergewöhnliches Potenzial in dem jungen Mädchen, bricht mit jahrhundertealten Traditionen und bittet Anghara, sie nach Kheldrin zu begleiten. Die Priesterin wird Angharas Lehrerin, und die nächsten zwei Jahre verbringt das Mädchen damit, die Techniken der Kheldrini -sen’en’thari zu erlernen und im Umgang mit ihrer eigenen Gabe anzuwenden.
Nachdem Anghara die letzte Prophezeiung eines sterbenden und von allen verehrten Orakels tief in der Wüste Kheldrins empfangen hat, gelingt es ihr, sich al’Khur, dem Kheldrini-Herrscher über den Tod, zu widersetzen und ein Leben zurückzufordern, das er genommen hat. Er beugt sich ihrem Willen und nennt sie »Schicksalwandlerin«. Er enthüllt ihr, dass sie eine große Zukunft vor sich hat, aber ihre Begegnung vergessen muss, bis sie bereit ist, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Mithilfe von Anghara wird ein neues Orakel errichtet, um das zu ersetzen, dessen letzte Worte ihr galten – und die erste Prophezeiung des neuen Orakels lautet, dass sie in ihr Königreich zurückgerufen wird.
Die Prophezeiung von Gul Khaima
»Aus dem Dunkel das blutende Land flehend drängt.
Ein Freund und ein Feind auf deine Rückkehr warten.
Denen, die hassen, Liebe wird geschenkt.
In Feuern, vor langer Zeit entzündet, die Unschuldigen brennen.
Ein gebrochener Geist soll liegen geöffnet,
um ein bitteres Geheimnis zu erkennen.
Unter einer uralten Krone die Ungeborenen sterben.
Der Jäger wird erlegt von der Beute, die er hetzt.
Und dann die blinden Augen wieder sehen werden.«
Teil eins
Kieran
1
Es regnete in Roisinan.
Das Kheldrini-Schiff glitt in der Abenddämmerung in den Hafen von Calabra, als die Fackeln angezündet wurden unter den schützenden Dächern, von denen in Strömen das Wasser floss. Die Luft war kühl, feucht und voll von den scharfen Düften des Herbstes. In Angharas Kopf öffnete der Geruch die Schleusentore der Erinnerung und ein Strom kleiner,
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