Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
werden alle für Euch beten, Galahad, daß aus Euch ein guter Ritter wird und eines Tages ein guter König«, sagte Gwenhwyfar.
»Wenn Ihr Eure Gelübde ablegt«, ließ sich Gwydion vernehmen, »dann schließt Ihr damit in gewisser Weise die Große Ehe mit dem Land, wie der König es in früherer Zeit tat. Aber vielleicht wird man Euch keine so schwere Prüfung auferlegen.« Dem Jüngeren stieg die Röte ins Gesicht. »Mein Gebieter Artus bestieg den Thron kampferprobt, Vetter. Es ist unmöglich, daß ich mich auf diese Art bewähre!«
»Ich könnte mir eine Art vorstellen«, erklärte Morgaine leise. »Wenn Ihr über Avalon
und
das christliche Land herrschen wollt, dann muß eines Tages geschehen, Galahad, daß auch Ihr die Große Ehe mit dem Land schließt.«
Er entgegnete entschlossen: »Ich hoffe, dieser Tag ist fern… Ihr werdet sicher noch viele, viele Jahre leben, mein Herr und Gebieter… und dann sind alle tot, die immer noch an den alten heidnischen Bräuchen festhalten.«
»Ich hoffe nicht«, ließ sich Accolon zum ersten Mal vernehmen. »Die Heiligen Haine stehen noch, und in ihnen finden wie seit Anbeginn der Welt die alten Rituale statt. Wir erzürnen die Göttin nicht, indem wir ihr den Dienst verweigern, damit sie sich nicht gegen ihr Volk wendet und die Ernten verdirbt oder die Sonne verdunkelt, die uns Leben schenkt.«
Galahad fragte erschrocken: »Aber das ist ein christliches Land! Sind zu Euch keine Priester gekommen, um Euch zu beweisen, daß die bösen alten Götter unter der Herrschaft des Teufels keine Macht mehr haben? Bischof Patricius hat mir gesagt, daß alle Heiligen Haine zerstört sind.«
»O nein«, erwiderte Accolon. »Und sie werden es auch nicht, solange mein Vater lebt, und ich nach ihm König werde.« Morgaine öffnete den Mund, um zu sprechen. Aber Gwenhwyfar sah, wie er ihr die Hand auf den Arm legte. Morgaine lächelte ihn an und sagte nichts.
Gwydion ergriff das Wort: »Und nicht in Avalon, solange die Göttin lebt! Könige kommen und Könige gehen, aber die Göttin herrscht bis in alle Ewigkeit.«
Wie schade,
dachte Gwenhwyfar,
daß dieser hübsche junge Mann ein Heide ist! Nun, Galahad ist morgen ein guter, frommer, christlicher Ritter. Er wird auch ein frommer christlicher König sein!
Aber während sie sich damit beruhigte, durchlief sie ein leichter Schauer. Artus beugte sich vor, als beunruhigten ihn Gwenhwyfars Gedanken. Er wirkte besorgt, als er zu Gwydion sagte: »Seid Ihr nach Camelot gekommen, um einer meiner Gefährten zu werden, Gwydion? Ich muß Euch nicht versichern, daß der Sohn meiner Schwester bei meinen Rittern willkommen ist.«
»Ich gestehe, ich habe ihn deshalb mitgebracht«, erklärte Morgause. »Aber ich wußte nicht, daß es Galahads großer Tag ist… Sicher findet sich für Gwydion eine andere Gelegenheit.«
Galahad erklärte aufrichtig: »Ich habe nichts dagegen, die Nachtwache mit meinem Vetter zu teilen und mit ihm zusammen die Gelübde abzulegen.«
Gwydion lachte. »Ihr seid zu großzügig, Galahad!« sagte er. »Aber Ihr versteht nicht genug vom Königsein. Wenn der Thronerbe ausgerufen wird, darf niemand an seiner Seite stehen. Wenn König Artus uns beide gleichzeitig zum Ritter schlagen würde… nun, ich bin soviel älter und sehe Lancelot ähnlicher als Ihr… man redet genug über meine Herkunft. Es darf kein Schatten auf Eure Ritterschaft fallen.« Und lachend fügte er hinzu: »Ebensowenig auf meine.«
Morgaine zuckte die Schultern. »Man wird so oder so über den Verwandten des Königs klatschen, Gwydion. Gebt ihnen etwas, damit sie daran zu kauen haben!«
»Und noch etwas«, fuhr Gwydion fort. »Ich habe nicht die Absicht, je in einer Kirche bei meinen Waffen zu wachen. Ich bin ein Sohn Avalons. Wenn Artus mich unter seinen Gefährten aufnimmt, dann so, wie ich bin. Wenn nicht, ist es auch gut.«
Uriens hob die knorrigen alten Arme, an denen man die Schlangen sah: »Ich sitze ohne christliche Gelübde an der Tafel, Stiefsohn.«
»Ich ebenfalls«, fügte Gawain hinzu. »Alle, die damals kämpften, haben ihre Ritterschaft ohne eine solche Zeremonie errungen. Manchen Kämpen hätte man schwerlich dazu gebracht, die Ritterschaft in diesem höfischen Rahmen zu akzeptieren.«
»Selbst ich«, warf Lancelot ein, »würde zögern, ein solches Gelübde abzulegen, denn ich bin ein sündiger Mensch. Aber ich lebe und sterbe für meinen König. Er weiß es.«
»Gott behüte, daß ich je daran zweifeln sollte«, erwiderte Artus
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