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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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die Durchfahrt durch das Entfernen überhängender Zweige, die ein Passieren vorher fast unmöglich gemacht hatten, ein wenig erweitert, doch hatten sie wenig für die Straße selbst getan, und ich erkannte bereits nach kurzer Fahrt, daß ich in Schwierigkeiten steckte.
    Der Zustand der Straße, auf der ich fuhr, verschlechterte sich in dem Regen rapid. Mein Wagen, obwohl eines der robustesten Ford-Modelle mit relativ hohen, schmalen Rädern, schnitt tiefe Rillen ein, und von Zeit zu Zeit fuhr ich spritzend durch zunehmend tiefer werdende Wasserpfützen, die den Motor zum Knattern und Stottern brachten. Ich wußte, daß es nur eine Frage der Zeit war, ehe das Wasser durch die Kühlerhaube sickern und mein Motor überhaupt absterben würde, und ich begann, nach Leben in der Gegend Ausschau zu halten oder nach einer Art von Unterstand, die mir und dem Wagen Schutz bieten konnten.
    Da ich die Einsamkeit dieses abgelegenen Tals kannte, hätte ich fürwahr eine verlassene Scheune vorgezogen, doch war, um der Wahrheit die Ehre zu geben, ohne Führer unmöglich ein Gebäude auszumachen. So sah ich zu guter Letzt ein blasses Fensterquadrat aus Licht, das unweit der Straße schien, und durch eine glückliche Fügung fand ich im erlöschenden Strahl meiner Scheinwerfer die Zufahrt.
    Ich bog ein, vorbei an einem Briefkasten, auf dem der Name des Besitzers unbeholfen aufgepinselt worden war. Er hob sich zunächst ab, verblaßte aber dann: Amos Stark. Der Scheinwerferkegel strich über die Fassade des Gebäudes, und ich merkte, daß es uralt war, in der Tat eines der Häuser, die aus einem Guß gemacht sind - Haus, rechtwinklig angebauter Flügel, Sommerküche, Scheune, alles in einem langen Bau unter Dächern von verschiedener Höhe. Zum Glück stand die Scheune weit offen, und da ich keinen anderen Unterstand erblickte, fuhr ich den Wagen unter dieses Dach in der Erwartung, Rinder und Pferde anzutreffen. Die Scheune sah jedoch aus, als stehe sie seit langem leer, denn es gab weder Rinder noch Pferde, und das Heu, mit dem sie gefüllt war, mußte nach seinem Geruch vergangener Sommer zu schließen mehrere Jahre alt sein.
    Ich hielt mich nicht weiter in der Scheune auf, sondern eilte durch den strömenden Regen zum Haus.
    Von draußen hatte es, soviel ich sehen konnte, denselben Anschein von Verlassenheit wie die Scheune.

    Es war ebenerdig, der Vorderfront war eine niedrige Veranda vorgelagert, und der Fußboden dieser Veranda war, wie ich gerade noch rechtzeitig entdeckte, hier und da kaputt, mit dunklen Löchern, die anzeigten, wo einst Bretter gewesen waren.
    Ich fand die Tür und trommelte an die Füllung.
    Lange Zeit gab es keinen anderen Laut als das Geräusch des Regens, der auf das Verandadach und in die Pfützen, die sich im Hof gesammelt hatten, fiel. Ich klopfte wieder und erhob meine Stimme zu dem Ruf: »Ist da jemand?«
    Drinnen war eine zitternde Stimme zu hören: »Wer seid Ihr?«
    Ich erklärte, ich sei ein Handlungsreisender, der Obdach suchte. Das Licht begann sich zu bewegen, eine Lampe wurde ergriffen. Das Fenster wurde trüber, und die gelbe Linie unter dem Türspalt verstärkte sich. Das Geräusch von Bolzen und Ketten, die zurückgezogen wurden, waren zu hören, dann wurde geöffnet, und jemand stand in der Tür und hielt eine Lampe in die Höhe. Es war ein verrunzelter alter Mann mit einem zerzausten schütteren Bart, der seinen hageren Hals halb bedeckte.
    Er trug eine Brille, spähte jedoch über ihren Rand auf mich.
    Sein Haar war weiß, die Augen schwarz, und als er mich erblickte, zog er die Lippen in einer Art Raubtiergrinsen zurück und zeigte seine Zahnstummel.
    »Mr. Stark?« fragte ich.
    »Vom Sturm hierhergetrieben, eh?« begrüßte er mich.
    »Kommen Sie sofort ins Haus und trocknen Sie sich. Glaube nicht, daß der Regen noch lang anhalten wird.«
    Ich folgte ihm ins Innere, von wo er gekommen war, doch zuerst schloß und versperrte er sorgfältig die Tür hinter uns, ein Vorgang, der mich mit leichtem Unbehagen erfüllte. Er mußte meinen fragenden Blick bemerkt haben, denn sobald er die Lampe auf einem dicken Band abgesetzt hatte, der auf einem runden Tisch in der Mitte des Raumes lag, zu dem er mich führte, wandte er sich um und erklärte mit heiserem Kichern:
    »Heute ist Wentworths Tag. Ich hielt Sie für Nahum.«Sein Kichern steigerte sich zu einem gespenstischen Lachen.
    »Nein, Sir. Mein Name ist Fred Hadley. Ich komme aus Boston.«
    »War nie in Boston«, sagte Stark. »War noch

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