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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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nicht mal in Arkham. Habe meine Farmarbeit, die mich hier festhält.«
    »Ich hoffe, es stört Sie nicht. Ich habe mir erlaubt, meinen Wagen in Ihre Scheune zu stellen.«
    »Den Kühen macht das nichts aus.« Er gackerte vor Lachen über seinen schwachen Witz, denn er wußte ganz genau, daß es in der Scheune keine Kuh gab. »Ich würde selbst keine dieser neumodischen Vorrichtungen fahren, aber ihr Stadtleute seid alle gleich. Kommt ohne Autos nicht aus..
    »Ich hätte kaum gedacht, daß ich wie ein Lackaffe aus der Stadt aussehe«, erwiderte ich in dem Versuch, es ihm an Laune gleichzutun.
    »Ich erkenne einen Stadtfritzen auf der Stelle - ab und zu zieht jemand in diese Gegend, aber sie ziehen auch schnell wieder fort; vermute, es gefällt ihnen hier nicht. War niemals in einer großen Stadt; glaube auch kaum, daß ich gehen möchte.«
    Er brabbelte auf diese Weise eine Weile vor sich hin, daß ich imstande war, mich umzusehen und eine Bestandsaufnahme des Raumes zu machen. In jenen Jahren verbrachte ich die Zeit, die ich nicht unterwegs war, in dem Kaufhaus in Boston, und es gab wenige Kollegen, die mich beim Inventarisieren übertrafen; daher erkannte ich im Nu, daß Amos Starks Wohnzimmer mit allen möglichen Sachen vollgerammelt war, für die
    Antiquitätensammler gute Preise zahlen würden. Da gab es Möbelstücke, die fast zweihundert Jahre alt waren, sofern ich etwas davon verstand, und prächtige Nippsachen, Etageren, wunderbar geblasenes Glas und auf den Borden und Etageren Haviland- Porzellan. Und es gab eine Menge alter
    handgearbeiteter Werkzeuge der Neuengland-Farm vor einigen Jahrzehnten - Lichtputzscheren, Tintenfässer aus Kork auf Holzständern, Kerzenformen, eine Buchstütze, eine lederne Truthahnlockpfeife, Pechkiefer und Baumharz, Kalebassen, Stickmustertücher -, so daß eindeutig zu erkennen war, daß das Haus viele Jahre alt war.
    »Wohnen Sie allein, Mr. Stark?« fragte ich, als ich ein Wort einwerfen konnte.
    »Jetzt schon. Einst gab es noch Molly und Dewey. Abel lief als Kind davon und Ella starb an Lungenfieber. Ich bin jetzt schon fast sieben Jahre allein..
    Selbst beim Sprechen fiel mir an ihm seine abwartende, wachsame Haltung auf. Er schien fortwährend auf ein Geräusch zu lauschen, das durch das Trommeln des Regens drang.
    Abgesehen von einem leisen Knirschen einer Maus, die irgendwo in dem alten Haus nagte, war aber nichts zu hören -
    nichts außer diesem Geräusch und dem unaufhörlichen Regenfall. Noch immer lauschte er, den Kopf leicht zur Seite geneigt, die Augen zusammengekniffen, als blicke er in den Lampenschein, und sein Kopf glänzte an der kahlen Krone, die von einer dünnen, strähnigen Tonsur aus weißem Haar umringt war.
    Er mochte achtzig Jahre alt sein, er mochte aber auch erst sechzig sein, wenn ihn seine beengte, zurückgezogene Lebensweise vorzeitig hatte altern lassen. »Sie waren allein auf der Straße?« fragte er plötzlich. »Traf auf dieser Seite von Dunwich keine Menschenseele. Siebzehn Meilen, schätze ich.«
    »Eine halbe mehr oder weniger«, stimmte er zu. Dann begann er zu gackern und zu kichern, als könnte er einen Ausbruch von Heiterkeit nicht mehr unterdrücken. »Heute ist Wentworths Tag.
    Nahum Wentworth,« Seine Augen verengten sich einen Moment. »Sind Sie schon lange als Handlungsreisender in dieser Gegend unterwegs? Sie müssen Nahum Wentworth gekannt haben?«
    »Nein, Sir. Ich habe ihn nicht gekannt. Ich verkaufe meist in den Städten. Nur ab und zu auf dem Land..
    »Beinahe jeder kannte Nahum«, fuhr er fort. »Aber keiner kannte ihn so gut wie ich. Sehen Sie das Buch?« Er deutete auf ein abgegriffenes Buch, das ich in dem schlecht beleuchteten Zimmer gerade noch ausmachen konnte. »Das da ist das Siebente Buch Mosis - darin gibt es mehr Gelehrsamkeit als in jedem anderen Buch, das ich je gesehen habe. Das dort war Nahums Buch..
    Er kicherte über irgendeine Erinnerung. »Ah, dieser Nahum war schon ein merkwürdiger Kauz, kein Zweifel. Aber auch gemein und geizig. Verstehe nicht, wie Sie ihn verpassen konnten..
    Ich versicherte ihm, daß ich von Nahum Wentworth nie zuvor gehört hatte, obwohl sich bei mir innerlich einige Neugierde für das Objekt, dem die Gedanken meines Gastgebers galten, regte, insofern als er häufig im Siebenten Buch Mosis gelesen hatte, das eine Art Hexenbibel war, da es angeblich alle Arten von Zaubersprüchen, Beschwörungen und Verhexungen für jene Leser enthielt, die leichtgläubig genug waren, daran zu

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