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Azazel

Titel: Azazel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Bemerkungen über heikle religiöse Fragen. Ich rede über Kain und darüber, daß Jonas unmöglich drei Tage im Bauch eines Walfischs überleben konnte und über das Wasserwandeln. Ich sage nie etwas wirklich Fieses. Ich sage auch nie etwas gegen den Weihnachtsmann, oder? - Hör zu, ich hörte einmal einen Kerl steif und fest behaupten, daß der Weihnachtsmann nur acht Rentiere hat und kein Rudolf Rotnase je seinen Schlitten gezogen hat. Darauf sagte ich: >Möchten Sie kleine Kinder unglücklich machen?< und scheuerte ihm eine. Und ich dulde auch nicht, daß jemand etwas gegen Frosty den Schneemann sagt.«
    Diese Feinfühligkeit rührte mich natürlich. »Wie konnte es nur soweit kommen, Baldur?« fragte ich ihn. »Wie konntest du zu einem derart verbissenen Ungläubigen werden?«
    »Engel«, sagte er und runzelte finster die Stirn.
    »Engel?«
    »Ja. Als Kind sah ich Bilder von Engeln. Hast du nie Bilder von Engeln gesehen?«
    »Natürlich.«
    »Sie haben Flügel. Sie haben Arme und Beine und Flügel auf dem Rücken. Als Kind las ich naturwissenschaftliche Bücher und erfuhr, daß jedes Tier mit einer Wirbelsäule vier Gliedmaßen hat. Sie haben vier Flossen oder vier Beine oder zwei Beine und zwei Arme oder zwei Beine und zwei Flügel. Manchmal konnten sie die beiden Hinterbeine verlieren, so wie Wale, oder die beiden Vorderbeine, so wie Kiwis, oder alle vier Beine, so wie Schlangen. Wie kommt es also, daß Engel sechs Gliedmaßen haben, zwei Beine, zwei Arme und zwei Flügel? Sie haben doch eine Wirbelsäule, oder etwa nicht? Sie sind doch keine Insekten, oder? Ich fragte meine Mutter danach und sie sagte, ich solle den Mund halten. Von da an dachte ich über viele solcher Fragen nach.«
    »Eigentlich, Baldur«, sagte ich, »kannst du diese Darstellungen von Engeln nicht wörtlich nehmen. Diese Flügel sind symbolischer Natur.
    Sie sollen einfach nur die Geschwindigkeit verdeutlichen, mit denen sich Engel von einem Ort zum anderen begeben können.«
    »Ach ja?« entgegnete Baldur. »Du kannst diese Bibeltypen jederzeit fragen, ob Engel Flügel haben. Sie glauben, daß Engel Flügel haben. Sie sind zu dumm, das mit den sechs Gliedmaßen zu begreifen. Die ganze Sache ist dumm. Außerdem beschäftigt mich das mit den Engeln. Sie sollen angeblich fliegen können, wie kommt es also, daß ich nicht fliegen kann? Das ist nicht richtig.« Er schob die Unterlippe vor und schien den Tränen nahe zu sein. Das war mehr, als mein weiches Herz ertragen konnte, daher suchte ich nach einer Möglichkeit, ihn zu trösten.
    »Wenn es soweit ist, Baldur«, sagte ich, »wenn du stirbst und in den Himmel kommst, dann bekommst du Flügel und einen Heiligenschein und eine Harfe und kannst auch fliegen.«
    »Glaubst du diesen Mist, George?«
    »Nicht wortwörtlich, aber es wäre ein Trost, daran zu glauben. Warum versuchst du es nicht?«
    »Das werde ich nicht, weil es nicht wissenschaftlich ist. Ich wollte mein ganzes Leben lang fliegen - ich selbst, nur mit meinen Armen. Ich dachte mir, es muß eine wissenschaftliche Methode geben, wie ich allein fliegen kann, hier auf der Erde.«
    Ich wollte ihn immer noch trösten, daher sagte ich unbedacht, da ich vielleicht einen über den Durst getrunken hatte: »Ich bin sicher, daß es eine Möglichkeit gibt.«
    Er sah mich mit einem strengen Blick aus seinen leicht blutunterlaufenen Augen an. »Vergackeierst du mich?« fragte er. »Machst du dich über den aufrichtigen Wunsch meiner Kindheit lustig?«
    »Nein, nein«, sagte ich, und plötzlich fiel mir auf, daß er vermutlich ein ganzes Dutzend Drinks zuviel intus hatte und seine rechte Faust höchst unangenehm zuckte. »Würde ich mich je über einen aufrichtigen Kindheitswunsch lustig machen? Oder die Obsession eines Erwachsenen? Ich kenne nur zufällig einen ... Wissenschaftler, der vielleicht eine Möglichkeit weiß.«
    Er schien mir immer noch zu grollen. »Frag ihn«, bat er, »und laß mich wissen, was er sagt. Ich mag Leute nicht, die sich über mich lustig machen. Das ist nicht nett. Ich mach mich doch auch nicht über dich lustig, oder? Ich erwähne nie, daß du nie die Zeche bezahlst, oder?«
    Damit bewegten wir uns auf dünnem Eis. »Ich werde meinen Freund fragen«, sagte ich hastig. »Keine Bange, ich bringe alles in Ordnung.«
    Und ich dachte mir, daß ich besser zu meinem Wort stehen sollte. Ich wollte mich nicht um meine kostenlosen Drinks bringen, und ich wollte schon gar nicht Zielscheibe von Baldurs Spott sein. Er glaubte

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