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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Maschinenpistolen bewaffnet, die sie auf die riesige Engelsgestalt gerichtet hatten. Dann erkannte Bremer einen von ihnen wieder - es war der Bursche, den Sendig und er überwältigt hatten.
    »Nein!« schrie Sendig. »Nicht! Tut es nicht! «
    Es war zu spät. Sein eigener Schrei hatte den Bann gebrochen, unter dem die Männer standen. Die Waffen hoben sich, aber noch bevor sie abdrückten, riß Sendig seine eigene Pistole in die Höhe und schoß dem einen in die Brust. Der Mann stürzte nach hinten und war auf der Stelle tot, aber der andere schwenkte seine Waffe herum und riß den Abzug durch. Die Salve traf Sendig aus unmittelbarer Nähe und zerschnitt ihn fast in zwei Hälften, aber der Mann hörte nicht auf zu schießen. Ohne den Finger vom Abzug zu nehmen, schwenkte er die MPi herum und feuerte auf den schwarzen Engel.
    Der Raum schien unter dem Lärm der MPi-Salve zu explodieren. Querschläger heulten davon und schlugen Funken aus den Wänden, aber die meisten Geschosse trafen ihr Ziel. Der schwarze Gigant taumelte.
    Aber er fiel nicht.
    Der Agent jagte Schuß auf Schuß in die riesige geflügelte Gestalt, aber der Gigant bew egte sich trotzdem weiter. Lang sam, aber auch unaufhaltsam, trat er auf den Mann zu. Seine Arme hoben sich, furchtbare Krallen streckten sich nach dem Mann mit der MPi aus. Seine Schwingen schlugen, so daß Bremer sich ducken muß te, um nicht getroffen und wahr scheinlich ebenfalls getötet zu werden.
    Der Hammer der MPi schlug plötzlich klickend ins Leere. Das Magazin war verschossen. Der Agent schrie vor Angst und Zorn, tauchte unter den Klauen des Riesen hinweg und versuchte die Waffe seines toten Kollegen zu erreichen. Es gelang ihm, aber gleichzeitig traf ihn auch ein furchtbarer Hieb. Die kleine UZI in beiden Händen haltend, rollte er quer durch den Keller, prallte gegen die jenseitige Wand und blieb einen Moment benommen liegen.
    Als er sich aufrichtete, war der Todesengel über ihm. Seine Hände schlo ssen sich um seine Kehle, und dann falteten sich die gewaltigen Schwingen wie ein riesiger schwarzer Vorhang um sein Opfer zusammen. Bremer hörte ein furchtbares, knirschendes Geräusch, wie von Knochen, die zermalmt wurden.
    Aber es war nicht vorbei. Plötzlich hörte er das Hämmern der MPi wieder, leiser und gedämpfter diesmal, aber auch viel näher. Der Engel bäumte sich auf. Seine Flügel schlugen, während er zurücktaumelte und gegen die Wand fiel. Und der Agent feuerte noch immer, jagte Dutzende von Geschossen aus allernächster Nähe in seinen Körper, und diesmal zeigten sie Wirkung. Es war so, wie Bremer vermutet hatte: Er war eine Art Gott, aber er war sterblich.
    Der Mann schoß seine Waffe komplett leer, sprang zurück und nestelte mit zitternden Fingern ein neues Magazin aus der Jackentasche, das er hastig gegen das verbrauchte austauschte, ehe er die MPi wieder auf seinen Gegner richtete.
    Er mußte nicht mehr schießen.
    Der Engel starb. Seine Schwingen falteten sich ein letztes Mal auseinander und sanken dann kraftlos herab. Er brach in die Knie. Einen Moment lang blieb er fast reglos so sitzen, dann sank er ganz langsam zur Seite, und während er fiel, verwandelte er sich wieder und wurde wieder zu dem Menschen, als der er geboren worden war. Was auf dem Kellerboden aufschlug, das war kein Todesengel mehr, sondern es waren die zerrissenen Überreste eines Menschen, der wahrscheinlich niemals mehr in seine ursprüngliche Gestalt zurückkehren wollte.
    Bremer starrte das entsetzliche Bild an. Er versuchte vergeblich, irgend etwas anderes als Furcht zu empfinden. Aber es war keine Furcht vor dem Anblick absoluten Terrors, der sich ihm bot. Er hatte keine Angst mehr vor dem Tod, vor Blut oder Schmerzen oder dem Sterben. Er trauerte nicht einmal um Mark. Er sah nur den Mann aus der Gasse an.
    Der Agent stand schwer atmend über den Toten gebeugt da. Er zitterte am ganzen Leib, und er bot einen kaum weniger furchteinflößenden Anblick als Marks zerschossener Leichnam. Sein Körper war über und über mit Blut besudelt, von dem wahrscheinlich das Wenigste von ihm selbst stammte. Und plötzlich bekam Bremers Furcht eine neue, noch viel größere Dimension. Es war nicht vorbei. Vielleicht begann es erst
    Er griff in die Tasche. Sie war leer. Er war unbewaffnet gekommen. Sein Blick irrte suchend durch den Raum und blieb schließlich an Sendigs Leiche hängen und der Pistole, die sie noch immer in der Hand hielt.
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, drehte sich der

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