Azraels Auftrag (German Edition)
Universum, das dem, wie wir es bisher kannten, wie ein Ei dem anderen ähnelte. Doch an jener Stelle trennen sich ihre gemeinsamen Wege in eine Zukunft. Entsprechend unseren Anpassungen entsteht eine andere, alternative Zukunft.
Woher ich das alles wissen will?
Nun, das ist einfach - ich war dafür verantwortlich. Ich war es, der die Umstände für die Veränderungen einleitete.
Mir hat diese Sache Anfangs immer großen Spaß gemacht. Darin war ich echt gut. Ich bin übrigens der Destruktor in unserem Team. Doch seit einiger Zeit werde ich immer wieder von Zweifel heimgesucht. Von sehr starken Zweifeln.
Manchmal frage ich mich, ob es wirklich in Ordnung ist, sich auf diese Art und Weise in die normalen Geschehnisse einzumischen.
Möglicherweise geht es nicht anders, denn diesmal ist das Ungleichgewicht stärker als je zuvor. Der harmonische Ausgleich von YIN und YANG ist aufs Extremste gefährdet. Eine gewaltige Kraft stört den Ausgleich so gravierend, dass sich gigantische Konsequenzen für das gesamte Universum ergeben.
Meistens ist es so, dass die Kraft, welche ich persönlich als „Das Böse“ bezeichne, die Ursache zu einer Störung darstellt, die ich zu bekämpfen habe.
Dieses Mal ist es jedoch anders.
Diesmal ist es „Das Gute“, was die Entwicklung des Universums gefährdet.
Nein, ich war mir seit dieser Zeit meiner Sache nicht mehr sicher. Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, dass dies im Sinne des Universums sein sollte, und so hatte ich mir in den letzten hundert Jahren einen Plan zurechtgelegt, und der Zeitpunkt, ihn zu verwirklichen, schien nun zu kommen. Ich würde sehr vorsichtig vorgehen müssen, denn ich stand alleine mit meiner Überzeugung da.
Daher passte es mir für meinen Plan sehr gut, dass diesmal ausgerechnet unser schwächster Vertreter geschickt werden sollte.
Früher war es mir egal, wie “feinfühlig” man ein Partnerwesen für den jeweiligen Auftrag kontaktiert hatte. Job ist Job, außerdem erinnerten sie sich hinterher sowieso nicht mehr daran. Man rekrutiert sie, benutzt sie und fertig.
Doch diesmal würde ich unserem schwachen Vertreter etwas unter die Arme greifen. Ich bin ja kein Unmensch. Und außerdem, wie bereits angedeutet, passte es mir diesmal ganz gut.
Also leitete ich dieses Mal sehr sachte, geradezu behutsam, die erste Kontaktaufnahme ein.
Baracke 225
In einer fließenden Bewegung führte der Schatten das Schwert nach vorne - und verharrte in dieser Stellung.
Nach fünf Sekunden nickte er andächtig und legte das Schwert in den entsprechenden Halter. Mit einer geschmeidigen Bewegung drehte er sich um und schlich auf Mika zu.
Mika saß bewegungslos da. Seine linke Hand hielt das Foto. Erschrocken zuckte er zusammen, als er auf seiner Schulter eine Hand verspürte.
„Hey, Amigo, quäl' dich nicht länger“, sagte eine sanfte Stimme. „Du kannst daran nichts mehr ändern.“
„Carlos... was weißt du denn schon! Lass mich einfach in Ruhe, hörst du? Verschwinde! Du hast absolut keine Ahnung und verstehst das nicht. Du hast keine eigene Familie“, entgegnete Mika mit rauer Stimme. Er spürte ein Brennen in seiner Kehle.
Der Griff auf Mikas Schulter wurde stärker.
„Doch, Amigo - doch,... ich denke schon, dass ich es verstehe. Meine Schwester lebte in Madrid. Das war meine eigene, kleine Familie.“
Ein verzerrtes Grinsen überzog Carlos’ Lippen und seine Augen schienen in große Ferne zu blicken. In Gedanken versunken blieb er noch einige Sekunden stehen, seine Hand immer noch auf Mikas Schulter liegen lassend. Dann schluckte er, und drückte mit geschlossenen Augen Mikas Schulter.
„Komm, ruh dich doch noch ein wenig aus. Du weißt nicht, wann es wieder weitergeht.“
Carlos ging um den Tisch herum und stand Mika gegenüber.
Große, braune Augen blickten Mika verschmitzt an.
„Sag mal, Amigo, wird dein Alkoholproblem nicht langsam zu einer sehr teueren Angelegenheit?“
„Was meinst du damit“, fragte Mika gereizt und sah von seinen Fotos auf.
„Na ja, jeden Abend kippst du dir einen Mordsbecher Whiskey ein, hältst ihn den ganzen Abend fest und kippst ihn am nächsten Morgen in den Ausguss. Also, wenn das mal kein Alkoholproblem ist, dann weiß ich nicht!“
Mika sah Carlos an und musste grinsen.
„Also, ich lege mich auf jeden Fall noch hin“, entgegnete Carlos mit übertriebener Geste, „ich bin geschafft!“
„Geschafft? Was war denn los?“, feixte Mika.
Auf diesen Moment schien Carlos nur gewartet zu
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