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Babel 3 - Geisterliebe

Babel 3 - Geisterliebe

Titel: Babel 3 - Geisterliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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mit gelben Augen stumm zu ihr auf, als wäre diese ganze Sache irgendwie ihre Schuld. Die dämonischen Energien, die von ihm ausgingen, zwickten sie in die Hände.
    Vielleicht ist es auch meine Schuld, dachte Babel, immerhin würde Karl jetzt nicht im Krankenhaus liegen, wenn er sie nicht kennen würde.
    „Warum hast du ihn mitgebracht?“, fragte sie Mo.
    „Keine Ahnung, ich hab einfach gedacht … Wenn sie zurückkommen …“
    „Hast du gut gemacht.“ Sie legte Mo den Arm um die Schulter und nahm den Käfig in die Hand. Kurz sah sie sich nach allen Seiten um, bevor sie sich über eine Hecke neben dem Eingang beugte und den Käfig dahinter abstellte, woraufhin Xotl wild mit den Flügeln schlug und den Käfig zum Schwanken brachte. Aber sie konnte den Vogel nicht mit zu Karl hineinnehmen, der Bannkreis war aufgehoben worden, als Mo den Käfig aus der Nische im Büro genommen hatte, und die dämonische Seite des Papageis würde mit der Zeit versuchen, ihnen die Lebensenergie abzusaugen -und das war sicher das Letzte, was Karl jetzt gebrauchen konnte. Tiere waren ohnehin nicht erlaubt. Doch sie verstand, warum Mo den Käfig mitgenommen hatte. Auch wenn Xotl die meiste Zeit mehr Ähnlichkeit mit der Beulenpest hatte als mit einem Haustier, hatten sie sich doch irgendwie an ihn gewöhnt. Sie hätte es ungern gesehen, wenn ihm jemand den Hals umdrehte … Jemand, der nicht sie selbst war.
    Gemeinsam mit Mo betrat sie das Krankenhaus, das nach Linoleum und Reinigungsmitteln roch, so wie beinahe jedes Krankenhaus. Diesen Geruch kannte sie inzwischen schon zu gut. An der Aufnahme fragte sie mit heißerer Stimme nach Karl, wobei sie versuchte, aus dem Gesicht der Krankenschwester etwas abzulesen, das ihr half, die Situation einzuschätzen. Aber der Ausdruck der Frau gab nichts preis, was Aufschluss über Karls Zustand gegeben hätte. Kein mitleidiger Blick, kein besorgtes Stirnrunzeln. Nur die geschäftsmäßige Miene einer Frau, die jeden Tag mit menschlichen Tragödien konfrontiert wurde.
    In diesem Moment stürmten Judith und Tamy zum Eingang herein. Ihre Gesichter waren beinahe genauso weiß wie die kahlen Wände. Tamys schwere Stiefel hallten unangenehm laut in der gedrückten Stille, und als sie bei ihnen ankamen, legte Judith Mo sofort einen Arm um die Schulter. Aber selbst das konnte den Jungen nicht beruhigen, dabei hatte er sonst eine ausgeprägte Schwäche für Babels Schwester.
    Viel erfuhren sie nicht, nur dass Karl noch operiert wurde und sie inzwischen in einem Warteraum Platz nehmen konnten, wenn sie denn wollten. Einen kurzen Moment erwog Babel, den Operationssaal zu stürmen, um Karl mit ihrer Magie zu helfen, aber es waren einfach zu viele Menschen anwesend, um sie alle wirksam abzulenken. Selbst mit Mos hypnotischen Kräften, über die er als Plag bis zu einem gewissen Grad verfügte. Außerdem konnten Babels Heilkräfte besser wirken, wenn die Ärzte einen Großteil bereits vorbereitet hatten; das war wie mit alternativer Medizin: Hand in Hand mit der modernen Wissenschaft wirkte beides besser.
    Also taten sie wie geheißen und nahmen widerwillig auf den unbequemen Plastestühlen Platz, auf denen schon so viele Angehörige vor ihnen darauf gewartet hatten, etwas über ihre Lieben zu erfahren. Es war eine trostlose Szenerie und hin und wieder ertappte Babel fremde Leute dabei, wie sie ihnen vom Gang her mitleidige Blicke zuwarfen.
    Von ihrem Platz aus breitete Babel vorsichtig ihr magisches Netz aus und versuchte, durch die Türen Karls Energienetz zu erfassen. Es war ihr inzwischen so vertraut, dass sie ihn gut erkannte, selbst wenn sie ihn nicht sehen konnte, doch die vielen Menschen und die von Emotionen aufgeladene Luft machten es schwer, sein Muster zu greifen. Er war zu geschwächt. Stattdessen brannte ihre Magie kleine Löcher in den Fußboden, bis Judith ihr die Hand aufs Knie legte, um sie zu beruhigen.
    Zwei Stunden saßen sie zu viert im Wartesaal in der Nähe der Intensivstation, ohne dass einer von ihnen auch nur auf Toilette gegangen wäre. Babel versuchte mehrfach, Tom und Sam zu erreichen, aber beide hatten ausgerechnet an diesem Tag ihr Handy ausgeschaltet. Tom vermutlich, weil er noch bei seinem Termin mit der Stadträtin saß, um über die Wagenburg zu reden, und Sam … Wer wusste schon, was bei dem los war.
    Einen Augenblick lang erfasste sie Unruhe, aber dann atmete sie tief durch und bemühte sich darum, ihre Panik zu unterdrücken. Die beiden konnten auf sich selbst

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