BACCARA EXKLUSIV Band 52
war.
Er schuldete ihr nichts. Aber sie wusste genau, er würde in seinen Bemühungen noch eifriger werden, sollte er von diesem Zettel erfahren.
Welche Ironie des Schicksals. Sie selbst hatte ihm den Laufpass gegeben, doch mit jedem Tag begehrte sie ihn mehr. Aber solange er sie nicht mehr begehrte, sondern nur seinem altmodischen Beschützerinstinkt folgte, wollte sie ihn nicht an ihrer Seite haben. Bei der Polizei waren sie nicht sehr besorgt gewesen, also würde sie es auch nicht sein. Sie passte schon sehr lange selbst auf sich auf, und so war es ihr auch am liebsten. Eine Beziehung musste für sie immer auf Gegenseitigkeit beruhen. Das verlangte nun einmal ihr Stolz.
Sie nahm das Telefon und wählte die Nummer der Polizei. Der gleiche Beamte, mit dem sie schon beim letzten Mal gesprochen hatte, war am Apparat. Er war sehr verständnisvoll, sagte aber, wie sie erwartet hatte, dass er nicht viel für sie tun könne, da dieser Zettel ja keine Bedrohung enthielte. Er riet ihr, besonders vorsichtig zu ein und bei der geringsten Kleinigkeit, die sie beunruhige, sofort wieder anzurufen.
Shadow lag fast die ganze Nacht wach, allerdings mehr wegen Brents Verhalten als wegen des verflixten Zettels.
Wie immer kam Brent am nächsten Morgen, um sie zur Arbeit zu begleiten. Sie hatte versucht, ihn davon abzubringen, aber er bestand darauf. Nein, es mache ihm überhaupt keine Umstände.
Mit verschränkten Armen musterte er sie, als sie ihren Mantel anzog. „Ich will nicht, dass du auch nur eine Minute allein in deinem Geschäft bist“, sagte er. „Sorg dafür, dass Kallie immer bei dir ist.“
Für einen Mann, den sie als Frau eigentlich nicht interessierte, war er viel zu bestimmend. „Das kann ich nicht machen“, erklärte sie. „Sie hat nächste Woche drei Tage frei wegen Thanksgiving und dann noch eine ganze Woche vor Weihnachten. Außerdem kann ich nicht von ihr erwarten, dass sie täglich zehn Stunden in meinem Laden verbringt.“
„Dann nimm dir noch eine zweite Kraft. Verflixt, wenn du es dir nicht leisten kannst, werde ich sie einstellen.“
„Untersteh dich!“
„Shadow …“
„Du übertreibst, Brent. Wirklich. Er hat mich niemals körperlich bedroht. Und vielleicht war das mit deinem Auto doch jemand anders.“
„Ich bin sicher, dass es noch nicht vorbei ist.“
Sie straffte die Schultern, holte tief Luft und sah ihn fest an. „Es geht dich eigentlich nichts an, Brent. Du bist nicht für mich verantwortlich. Ich habe zunächst nichts dagegen gesagt, weil … na ja, weil ich hoffte, es würde vielleicht doch noch etwas werden mit uns beiden. Aber sogar jetzt, wo deine Eltern hier in der Stadt sind, verschwendest du deine Zeit damit, den Babysitter für mich zu spielen. Ich bin erwachsen und kann selbst auf mich aufpassen.“
Brent stieß sich von der Tür ab und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Dann ging er auf sie zu, bis er direkt vor ihr stand. „Machst du das mit Absicht?“ Unterdrückte Wut klang aus seiner Stimme.
„Was?“, fragte Shadow verwundert.
„Dass du mich zum Wahnsinn treibst!“ Er packte sie bei den Schultern. „Dass du mich immer wieder dazu bringst, dass ich dich will.“
Den letzten Satz hatte er ganz leise, geradezu widerwillig ausgesprochen. Shadow hatte das Gefühl zu schweben. „Brent, du willst mich immer noch?“
Er sah sie verständnislos an, ließ sie dann los, warf die Hände in die Luft und starrte an die Decke.
„Wann habe ich dich jemals im Unklaren darüber gelassen? Du hast Nein gesagt, nicht ich. Verdammt, ich habe nur die ganze Zeit geduldig darauf gewartet, dass du dich endlich entscheidest!“
Aufgebracht stützte sie die Hände in die Hüften. „Wie hätte ich denn wissen sollen, dass du einfach nur geduldig bist? Geduld ist das Letzte, was ich von dir erwartet hätte. Mir kam es so vor, als hättest du kein Interesse mehr an mir. Du hast kein einziges Mal versucht, mich zu küssen …“
„Wie hätte ich das denn machen sollen?“, versetzte er. „Glaubst du, ich hätte es bei einem Kuss belassen können?
Nach allem, was ich mit dir erlebt habe?“ Er streckte die Hand aus und berührte ihre Wange. „Du hast gesagt, du brauchtest Zeit, um dir über deine Gefühle klar zu werden. Ich habe dir diese Zeit gegeben.“
„Aber das wusste ich doch nicht!“, rief sie. Auf einmal kam ihr ein anderer Gedanke, und sie zog misstrauisch die Brauen zusammen. „Ist das etwa der einzige Grund, weshalb du so besorgt um mich warst?
Weitere Kostenlose Bücher