Baccara Exklusiv Band 98
war – nur hatte sie die Macht, das zu ändern. Die Möglichkeit, dem Kind einen sicheren Start ins Leben, ein Zuhause, Liebe und Geborgenheit zu geben.
Tränen schimmerten ihr in den Augen, doch sie blinzelte sie entschlossen weg.
„Ich mache es.“ Die Worte brachen aus ihr heraus, ehe sie an mehr als ihren allergrößten Wunsch denken konnte.
„Du hast deine Meinung geändert? Einfach so?“ Seine grauen Augen waren dunkel geworden, als er sie voller Zweifel ansah. „Woher weiß ich, dass du es dir nicht ebenso schnell wieder anders überlegst?“
„Das werde ich nicht. Jetzt nicht mehr.“ Nicht bei etwas derart Wichtigem. Sosehr ihr die Umstände, die sie in diese Situation gebracht hatten, immer noch verhasst waren, so verspürte sie doch einen Funken Gewissheit, dass sie richtig handelte.
„Verzeih mir, wenn es mir schwerfällt, dir zu glauben, dass du deine Meinung so plötzlich geändert hast. Wer sagt mir, dass du es dir nicht doch wieder anders überlegst, wenn ich dir erst einmal ein Zuhause gegeben habe?“
Lana war verwirrt. In der einen Minute drängte er sie, die Verantwortung einer Vormundschaft zu übernehmen, in der nächsten hinterfragte er ihre Entscheidung und unterstellte ihr, sie sei sprunghaft und unzuverlässig.
„Nenn mir deine Bedingungen, setz einen Vertrag auf. Ich werde tun, was ich zu tun habe.“
Angewidert verzog er den Mund. „Das klingt, als wäre deine Einwilligung ein großes Opfer für dich. Ich möchte nicht erleben, dass du deine Meinung änderst und meine Nichte in staatliche Obhut kommt, während mein Antrag noch bei Gericht liegt. Ich möchte, dass du mir schwörst, dass du dich deiner Verantwortung dem Baby gegenüber nicht entziehst, bis ich das volle Sorgerecht habe.“
„Ich habe gesagt, ich werde tun, was ich zu tun habe. Und das meine ich ernst.“ Sie wechselte das Thema. „Habe ich eben richtig gehört? Hast du ‚Nichte‘ gesagt?“
„Ich habe es heute Morgen erfahren.“
„Dann bist du gestern Abend nach Wellington gereist? Um bei ihr zu sein?“
„Ja, Maria bekam vorzeitig Wehen.“
„Und die Kleine, ist sie …“
„Sie schlummert sicher im Bauch ihrer Mama.“
Erschöpft ließ Lana sich in einen Sessel sinken. Ihre Zustimmung lastete schwer auf ihren Schultern. Das kleine Mädchen würde nach der Geburt noch viel Pflege brauchen. War sie dem gewachsen? Konnte sie ihr Versprechen halten? Raffaele schien zu spüren, wie durcheinander sie war, denn mit seiner nächsten Bemerkung gelang es ihm, sie abzulenken.
„Wenn es dir wirklich ernst mit unserer Vereinbarung ist, schlage ich vor, dass du mit dem Baby bei mir lebst. Wenn ich dich finanziell unterstütze, kann das Gericht dich als Vormund wenigstens nicht für ungeeignet halten, da du selbst ja keine Geldmittel hast.“
Lana bezwang ihren Wunsch, mit ihm darüber zu streiten, dass sie bei etwas derart Wichtigem keinesfalls ihre Meinung ändern würde. Doch dann merkte sie, dass sie genau das getan hatte. Nervös befeuchtete sie ihre Lippen, ehe sie antwortete: „Mit dir zusammenleben? Wo denn?“
„In einem Vorort, denke ich. Wo du deine Privatsphäre haben kannst, bis die Medien dich endlich in Ruhe lassen. Irgendwo, wo das Baby sicher ist. Ich werde morgen früh Termine mit Maklern vereinbaren. Wir können uns dann gemeinsam nach einer geeigneten Bleibe umsehen.“
„Was ist mit deiner Firma? Wieso kannst du solange wegbleiben? Musst du nicht zurück nach Italien?“
„Mein Bruder kümmert sich zu Hause um alles. Für mich ist es wichtiger, jetzt hier zu sein. Zudem arbeite ich seit einiger Zeit daran, vermehrt meinen Interessen hier in Neuseeland nachzugehen. Deshalb war ich bereits im Land, als der Unfall passierte. Es ist also kein Problem, so lange hierzubleiben, wie es nötig ist.“
„Dann bin ich einverstanden. Bereite einen Vertrag vor. Ich werde ihn unterschreiben.“
Sie dachte, er wollte noch etwas sagen, doch dann nickte er nur und reichte ihr erneut ihr Weinglas.
„Wir sollten anstoßen. Auf einen neuen Anfang.“
Sie prostete ihm zu. „Ja, auf einen neuen Anfang.“
6. KAPITEL
Am späten Vormittag des nächsten Tages mietete Raffaele einen Wagen, und sie fuhren auf der Autobahn Richtung Süden bis zur Abfahrt Manukau. Nach einer längeren Fahrt über beschauliche Landstraßen, die dazu einlud, sich die Gegend anzusehen, hielten sie in der kleinen Ortschaft Whitford, um in einem Café zum Lunch einzukehren.
Während Raffaele an einem der Tische
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