Baccara Exklusiv Band 98
Diamanten ihres Verlobungs- und ihres Eheringes, die sie immer noch trug. Sie hatte sich so daran gewöhnt, dass sie sie kaum bemerkte. Wie dumm von ihr. Da stand sie nun und trug Tausende von Dollar an der Hand. Lana nahm die beiden Ringe ab. Plötzlich fasste sie Mut. Vielleicht gab es doch noch einen Ausweg aus dieser verfahrenen Situation. Sie musste ihn nur finden.
Einen Händler zu finden, der ihr die Ringe ohne Zertifikat abnahm, war schwieriger, als Lana erwartet hatte. Doch gegen vier am Nachmittag fand sie endlich einen. Natürlich entsprach der Betrag, den sie nun in ihrer Tasche hatte, nicht einmal der Hälfte des eigentlichen Wertes des Schmucks, doch es war irgendwie befreiend gewesen, die Ringe zu verkaufen. Sie ging ihren eigenen Weg, wenngleich mit sehr begrenzten Mitteln.
Nachdem sie eine internationale Telefonkarte gekauft hatte, fand sie in einer Einkaufspassage eine Telefonzelle, die ihr etwas Privatsphäre gab. Nervös wählte sie die Privatnummer ihres Vaters. In Berlin war es zwar gerade erst sechs Uhr morgens, doch ihr Vater war Frühaufsteher. Es behagte ihr gar nicht, ihn um Hilfe bitten zu müssen. Sie hatten nicht miteinander gesprochen, seit sie ihm gesagt hatte, sie wolle Kyle heiraten. Seine grausamen Worte, mit denen er sie als seine Tochter verstieß, waren ihr noch allzu gegenwärtig.
Die Männerstimme, die sich meldete, kam Lana bekannt vor. War die rechte Hand ihres Vaters immer noch der gleiche Mann, den er sich als Ehemann für sie gewünscht hatte? Ihr sträubten sich die Haare, wenn sie daran dachte, was im Namen diplomatischer Beziehungen von ihr erwartet worden war.
„Mr Logan bitte.“
„Wer ist am Apparat?“
„Malcolm, ich bin es. Lana.“
„Bedaure, Mr Logan ist nicht zu sprechen.“
„Bitte, Malcolm. Sie wissen, dass ich nicht anrufen würde, wenn es nicht wichtig wäre. Ich muss mit meinem Vater sprechen.“
„Ihr neuester kleiner Skandal ist sogar bis Berlin durchgedrungen, Lana. Er hat sich gefragt, wie lange es dauern würde, bis Sie anrufen. Ich hätte eigentlich gedacht, Sie halten länger durch.“ Malcolms ironischer Unterton machte Lana ärgerlich.
„Stellen Sie mich einfach durch.“
„Er hat eine Nachricht hinterlassen, für den Fall, dass Sie anrufen.“
„Was für eine Nachricht? Warum kann er es mir nicht selbst sagen?“ Lana umfasste den Hörer fester.
„Er hat sich klar und deutlich ausgedrückt. Die Nachricht lautet: ‚Ich habe keine Tochter.‘“
Langsam legte Lana den Hörer auf. Ihre letzte Hoffnung war soeben im Keim erstickt worden.
5. KAPITEL
Raffaele lief in der Suite auf und ab wie ein Panther in seinem Käfig. Wohin, zum Teufel, war Lana gegangen? Nach einigen Anrufen war er bei ihrem Arbeitgeber auf ihre Spur gestoßen, doch er hatte erfahren, dass sie dort nicht länger beschäftigt war. Was die Frage aufwarf, warum sie gekündigt hatte, wenn sie so verzweifelt Geld brauchte. Wollte sie sein Angebot doch annehmen, als Vormund von Marias Kind von ihm finanziert zu werden? Sah sie ihn als Gelegenheit für leicht verdientes Geld?
Falls dem so war, würde es ihm das, was er langfristig vorhatte, sehr erleichtern. Der rechtlichen Auskunft nach, die er heute telefonisch eingeholt hatte, hätte sein Fall viel mehr Gewicht, wenn er in Neuseeland leben würde. Das passte perfekt zu seinen geschäftlichen Plänen. Lana Whittaker dafür zu bezahlen, dass sie seinen Wünschen nachkam, wäre ein überschaubares Risiko, wenn ihm dadurch der Weg zum vollen Sorgerecht für Marias Baby geebnet wurde.
Er überprüfte die Mobilbox seines Handys. Nein, keine Anrufe in Abwesenheit. Es war kurz vor sechs, und wie man ihm gesagt hatte, hatte sie um neun Uhr morgens das Hotel verlassen. Sie würde doch keine Dummheit begangen haben? Vielleicht hatte er sie am Vortag zu sehr gedrängt. Manchmal war es weitaus besser, behutsam vorzugehen, sich Zeit zu lassen, um die Leute auf seine Seite zu ziehen.
Er hätte Lana am gestrigen Abend nicht einfach allein zurücklassen sollen. Sie war emotional so verletzlich, dass man nicht wissen konnte, wozu sie fähig war. Doch Marias Arzt hatte angerufen und ihm mitgeteilt, dass bei Maria die Wehen einsetzten. Sie würden zwar alles tun, um sie zu unterdrücken, aber sie hielten es für ratsam, dass Raffaele ins Krankenhaus kam. Also war er mit der Chartermaschine, die am Flughafen für ihn bereitstand, nach Wellington geflogen, um an der Seite seiner Schwester zu sein.
Marias Zustand war
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