Baccara Exklusiv Band 98
gefrieren. War sie eine komplette Närrin gewesen, zu glauben, er habe sich in sie verliebt wie sie sich in ihn? Sie konnte sich doch nicht derart getäuscht haben. Noch vor wenigen Minuten hatte er zugegeben, etwas für sie zu empfinden. Konnte er diese Gefühle so einfach abstellen? Sie schaffte es gerade bis aufs Bett zurück, ehe ihr die Beine versagten. Wieder einmal war sie in der Liebe komplett zum Narren gehalten worden – hatte versagt. Sie war zu geschockt, um zu weinen.
Als Raffaele ins Schlafzimmer zurückkam, fuhr sie erschrocken zusammen. Er zog sein Sakko an und richtete seine Krawatte, bevor er ihr einen kurzen Blick zuwarf, als wäre sie nichts weiter als eine Fremde, als wären die Intimitäten, die sie miteinander erlebt hatten, nichts gewesen – als hätten sie nichts bedeutet. Ihr leidenschaftlicher Geliebter war verschwunden, stattdessen stand ein kühler, entschlossener Geschäftsmann vor ihr.
„Ich fahre ins Krankenhaus, um zu veranlassen, was mit Maria geschehen soll.“ Raffaele nahm ein Scheckbuch aus einer Kommode. Nachdem er einen Scheck ausgeschrieben hatte, riss er ihn heraus. „Ich glaube, das war die Summe, die wir vereinbart hatten. Sieh zu, dass du weg bist, ehe ich zurückkomme.“
„Raffaele, bitte sei nicht so. Du stehst unter Schock, lass mich dir helfen. Ich liebe dich und denke, wenn du es dir nur eingestehen könntest, würdest du erkennen, dass du dabei bist, dich auch in mich zu verlieben. Wollen wir nicht versuchen, einen Ausweg zu finden?“
„Verlieben? Wie naiv bist du eigentlich? Wie könnte ich jemals die Frau lieben, die meine Familie zerstört hat?“
Er legte den Scheck neben Lana aufs Bett, dann war er weg. Mit dieser letzten Geste hatte er sie praktisch zur Hure gemacht. Lana starrte auf den Scheck und ließ schließlich ihren Tränen freien Lauf.
Nach einer Weile zwang sie sich, aufzustehen, zu duschen und ihre Sachen zusammenzusuchen. Sie war wieder da, wo sie schon vor ein paar Wochen gewesen war. Sie besaß nur die Kleidung, die sie anhatte. Sie verpackte die Dinge, die Raffaele ihr gekauft hatte, ordentlich in Plastiktüten und beschriftete sie. Er konnte sie spenden, wem er wollte. Sie strich über das Negligé und die Unterwäsche, die er für sie ausgesucht hatte. Wie idiotisch von ihr, nicht zu erkennen, dass er Hintergedanken gehabt hatte. Auch nur eine Minute anzunehmen, er könnte jemals an eine Zukunft mit ihr denken.
Als sie jede Spur von sich im Haus entfernt hatte, blieb ihr nur noch eins zu tun: Sie holte Streichhölzer aus der Küche und ging auf die Terrasse am Pool hinaus. Der kühle Wind ließ sie frösteln, am Himmel zogen bedrohlich dunkle Wolken auf. Lana ließ den Blick über die umliegenden Olivenhaine schweifen, den überdachten Teil der Terrasse, wo sie sich Barbecues im Sommer vorgestellt hatte, den lang gestreckten Swimmingpool. Schnell schloss sie die Augen, weil sie genau vor sich sah, wie Raffaele und sie selbst im Wasser mit Bella spielten. Miterlebten, wie das dunkelhaarige zerbrechliche Baby zu einem gesunden, pausbäckigen kleinen Mädchen heranwuchs. Diese Zukunft würde es nie für sie geben.
Dann entzündete sie ein Streichholz, hielt es an den Scheck, den Raffaele ihr gegeben hatte, und sah zu, wie die Flammen das Stückchen Papier verschlangen, das Ende ihrer Träume. Als sie die letzte Ecke des Schecks erreichten, war sie gezwungen loszulassen, um sich nicht die Finger zu verbrennen.
Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging Lana ins Haus zurück. Sie verschloss die Terrassentüren, nahm ihre Handtasche und verließ das Haus, um auf das Taxi zu warten, das sie nach Manukau fahren sollte. Sie zögerte, die Haustür ins Schloss zu ziehen, weil sie dann endgültig vom Haus ausgeschlossen war und dadurch von Raffaeles Leben. Es wäre noch früh genug, sobald ihr Taxi kam.
Wohin sie danach gehen sollte, wusste sie nicht. Aber irgendwie würde sie den Mut finden, noch einmal von vorn anzufangen. In den Tiefen ihrer Tasche hatte sie das Geld gefunden, das noch vom Verkauf ihrer Ringe übrig war. Wenn sie sorgfältig damit umging, würde sie die nächsten Tage über die Runden kommen und hoffentlich einen Job finden, irgendeinen, ehe sie ganz mittellos war. Sie brach erneut in Tränen aus, und wie aus Mitleid öffneten sich die Himmelsschleusen, und es gab einen heftigen Regenguss.
Würde es in ihrem Leben nie zu regnen aufhören?
Als sie einen Wagen auf der Auffahrt hörte, hob sie den Kopf, weil sie ihr Taxi
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