BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
deinem
Orakel
«, erwiderte die Stimme des Gespenstes, das Remigius nie bei seinem wahren Namen nannte – nicht mehr seit
damals
...
Verrat trennt alle Bande.
Friedrich von Schiller, »Wallensteins Tod«
17. Jahrhundert
Remigius' Erinnerung
»
Du bist ein Fanatiker, Remigius, krankhaft und verbohrt!«
»Und du bist blind und taub und ohne jedes Gefühl für Verantwortung, Salvat!«
Ich starrte den Herrn des Klosters Monte Cargano an und wünschte, der Vorwurf in meinem Blick könnte ihn treffen wie Pfeile und Dolche. Aber er hielt ihm nur stoisch stand, mit der gleichen Ruhe und Reglosigkeit, die er seit Beginn unseres Disputs zur Schau stellte. Ob er jenseits dieser Maske ähnlich aufgebracht war, konnte ich nicht feststellen. Fast war ich geneigt zu glauben, ihn würden meine Worte und Erregung tatsächlich kaltlassen – was mich nur noch mehr in Rage brachte!
Salvat, seines Zeichens Führer des Geheimbundes der Illuminaten, die im Monte Cargano, jenem Kloster auf einem Berggipfel im Norden Roms, residierten, hatte mich zur Unterredung in seine Gemächer in den Tiefen des Felses zitiert. Wobei Unterredung nicht das rechte Wort war – vielmehr hatte er mich gerufen, um mir die Leviten zu lesen wie einem halbwüchsigen Novizen!
Ich war nicht willens, mir solche Behandlung gefallen zu lassen. Zumal ich wusste, dass es rechtens war, was Salvat mir in seiner grenzenlosen Selbstgefälligkeit ausreden wollte. Nur hohle Worte waren es, die er sprach, und keinem meiner Argumente gegenüber zeigte er auch nur den Hauch von Einsicht – dieser vernagelte Narr!
Die Illuminaten waren keine Bruderschaft wie viele andere – genau genommen war die Illuminati sogar einzigartig auf der Welt. Unter diesem Namen fanden sich nicht etwa Menschen zusammen, die ihr Leben in Abgeschiedenheit ganz und gar dem Gottesglauben verschrieben; im Monte Cargano fanden Menschen zusammen, die anders waren als andere – mit Kräften gesegnet, die ihnen draußen als Fluch angerechnet werden konnten! Übersinnlich konnte man diese Fähigkeiten nennen und hätte sie damit doch nur unzureichend beschrieben.
Unter Salvats Leitung, dessen Späher sie in allen Ecken der Welt aufspürten und ins Kloster führten, weihten sie ihre Talente einem besonderen Ziel – dem Schutz des Heiligtums im tiefen Fels des Klosterberges, des
Tores
. Was sich dahinter wirklich verbarg, wusste niemand außer Salvat. Nur eines wussten alle: Niemals durfte dieses Tor geöffnet werden, weil die Menschheit sonst beim Teufel wäre...
Mit dieser Aufgabe war ich, der ich mich der Illuminati aus freien Stücken angeschlossen hatte, durchaus einverstanden. Nur sah ich die Macht der Bruderschaft zu weiten Teilen als ungenutzt an. Wie viel hätte sich mit diesen Kräften zum Wohl und Schutz der Menschheit erreichen lassen, würde Salvat nur zulassen, dass der Orden auch jenseits der Mauern Monte Carganos wirken durfte!
Mit der bloßen Bewachung des Tores jedenfalls waren die Möglichkeiten der Illuminati nicht ausgeschöpft. Und mein Ansinnen war es nun einmal,
alles
Mögliche zu tun, um die Menschheit vor dem Bösen in jeder Abart zu bewahren – freilich nicht einzig aus purer Freundlichkeit, sondern aus ganz anderem Grunde vor allem: um die Schuld abzutragen, die ich dereinst auf mich geladen hatte.
»Es ist nicht unsere Sache, Gottes Rolle zu spielen!«
Salvats Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Sein Ton war ohne hörbaren Vorwurf, nicht einmal belehrend, nur nüchtern und ernst – und vielleicht gerade deshalb so beeindruckend, dass man geneigt sein konnte, sein schlichtes Wort als Gesetz hinzunehmen.
Nun, andere mochte er auf diese Weise womöglich zu beeinflussen und für sich einzunehmen – nicht aber mich! Ich wusste, was draußen in der Welt vorging, und wie nötig diese Welt es hatte, unter den Schutz von Kräften gestellt zu werden, wie die Illuminaten sie besaßen. Lange genug war ich dazu verdammt, auf Erden zu wandeln, um dies einschätzen zu können. Und mit dem Orden im Monte Cargano hatte ich geglaubt, endlich die richtigen Verbündeten gefunden zu haben, um mein Los vielleicht abstreifen zu können...
... wäre da nur Salvat nicht gewesen, dieser elend sture Bock, der sich quer und mir in den Weg stellte!
»Nie würde ich es wagen, selbst gottgleich sein zu wollen!«, fuhr ich auf. »Nur in Seinem Namen möchte ich wirken, zum Wohle Seiner Schöpfung. Was könnte daran falsch sein? Und wie kannst du dies nicht wollen?«
»Weil
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