BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
aussehen würden.
»Was wollt ihr von mir?«
»Sie kommen aus Nuiqtak?«
Er schwieg.
»Sie sind verhaftet.«
Er wurde über seine Rechte aufgeklärt.
»Was seid ihr beide für Clowns?«, schnarrte Beauchamp. »Cops? FBI? Ich habe niemanden umgebracht...«
Das war gelogen.
Einen
hatte er umgebracht – zumindest hoffte er es: den Kerl in Heavens Begleitung. Den Fanatiker, der dem eierlegende Ungeheuer in Nuiqtak das Genick gebrochen hatte – und dem Verhalten nach selbst ein Monster gewesen sein musste. Heaven hatte Parker Beauchamp den Namen dieses Mannes, der ihr Feind war und mit dem sie nur ein Notbündnis vereint hatte, verraten: Sardon.
Ein seltsamer Name.
Aber nicht der Name, sondern die
Ausstrahlung
dieses Killers, sein Charisma hatte den jagderprobten Trapper zeitweilig in ein zitterndes Nervenbündel verwandelt. Um ein Haar hätte er ihn mit seinem Gewehr verfehlt, als Heaven von ihm attackiert wurde. Um ein Haar...
Er schüttelte die müßigen Gedanken ab, die wie träge Gespenster durch sein Hirn spukten.
»Das wissen wir.«
Ihr wisst gar nichts,
reagierte er auf die Äußerung eines der Burschen, die ihn hier gestellt hatten.
»Warum seid ihr dann hinter mir her wie der Teufel hinter der armen Seele?«, fragte er.
»Weil Sie uns vielleicht verraten können,
wer
das Blutbad in Nuiqtak angerichtet hat. Wie es dazu kam und wohin der Täter verschwunden ist.«
Um Beauchamps Lippen spielte unvermittelt ein bizarres Lächeln. Er zog die Brille ab, mit der er sich selbst gegen die grelle Lichtflut der endlosen Schneelandschaft schützte, und sagte, ohne auch nur eine Sekunde über die möglichen Konsequenzen nachzudenken: »Vampire.
Vampire
haben das getan!«
Zu seiner Verblüffung erklärten sie ihn nicht für verrückt, sondern nickten einhellig. Der eine fischte ein Paar Handschellen aus seiner Jackentasche, machte einen Schritt auf den Trapper zu und schloss eine Klammer um Beauchamps, die andere um sein eigenes Handgelenk. Der Trapper leistete keinen Widerstand.
»Vampire«, sagte der Mann nachdenklich und fügte emotionslos hinzu: »Wie in Icy Cape...«
Parker Beauchamp erkundigte sich nicht, was damit gemeint war, aber er dachte unwillkürlich an Heaven – und an die Brut, die sie Seite an Seite mit ihrem unheimlichen Begleiter ausgemerzt hatte.
Nicht Heaven, sondern ein bluttrinkender Homunkulus hatte die Bewohner von Nuiqtak auf dem Gewissen – und auch die Besatzung der Forschungsstation Icy Cape...?
Beauchamp kannte die Station nur dem Namen nach. Sie lag eine Tagesreise von Nuiqtak entfernt. Aber in Nuiqtak gab es bald nur noch Gräber. Niemand würde je wieder dort leben wollen. Nicht nach dem, was passiert war...
»Kommen Sie. Wir müssen uns unterhalten – aber nicht hier.«
Parker Beauchamps stieg von seinem Schneemobil.
Nein,
dachte er.
Nicht hier.
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, diese unwirtliche Landschaft nicht länger ertragen zu können. Vielleicht waren Gegenden wie diese wirklich nicht für Menschen bestimmt, sondern für Geschöpfe, die dafür geboren wurden, einen immerwährenden Kampf zu führen. Fressen und gefressen werden...
Seit kurzer Zeit wusste Parker Beauchamp, dass die Mensch nicht alleine über diesen Planeten herrschten. Dass es noch andere Geschöpfe mit Verstand gab.
Die stärker waren. Noch unberechenbarer und noch gnadenloser.
Beauchamp wusste nicht, ob sie sich selbst
Vampire
nannten. Aber was er sicher wusste, war, dass die Masken, in denen sie sich seit grauer Vorzeit unter den ahnungslosen Menschen bewegten, perfekt waren.
Absolut perfekt.
»Ja«, murmelte er im Lärm des startenden Helikopters unhörbar für seine Begleiter. »Lasst uns reden. Hört euch an, was ich gesehen habe. Falls ihr es glaubt. Und wenn ihr andere davon überzeugen könnt, haben wir vielleicht noch eine winzige Chance, die Welt wachzurütteln!«
Und falls nicht... Parker Beauchamps seufzte. Das Schneemobil verschwand unter ihm hinter einem Vorhang, der aussah, als bestünde er aus aufgewirbeltem Zucker.
Der Trapper wusste nicht, wohin seine Reise ging – und wo sie enden würde. Aber er hatte das untrügliche Gefühl, dass er die längste Zeit in einer Welt ohne Grenzen, in einer Welt ohne Zäune gelebt hatte. Sein nächster Aufenthaltsort würde Wände haben, hohe Mauern. Und Gitter.
Und die einzige künftige Konstante würde vielleicht die Sehnsucht sein, das Heimweh nach einer atemberaubenden Frau, die sich vor seinen Augen in eine
Weitere Kostenlose Bücher