BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
Sehr, sehr ähnlich...
Die Worte des Vampirs bestätigten den Verdacht.
»Du
musst
gekommen sein, um es dir zu holen. So nackt wie heute warst du nicht immer! Du hast etwas getragen wie... das hier! Und Borak, unser Führer, glaubte es dir gleichtun zu können. Er brachte sich in den Besitz eines Fragments, das von deinem... Kleid abgetrennt wurde. Er war überzeugt, es würde ihm dieselben Dienste leisten wie dir. Auch als
Waffe
. Mit einem Unterschied: Es sollte sich von Menschenblut ernähren, nicht von schwarzem Blut.«
»Aber... es ist viel größer...«, begann Heaven. Der Vampir unterbrach sie.
»Einem der Wissenschaftler gelang es, es zum Wachstum anzuregen. Bis Borak es schließlich anlegen konnte. Doch er wurde betrogen. Der Symbiont wandte sich gegen ihn. Die Folgen siehst du.«
Heaven schluckte. Mit einem Mal betrachtete sie den Kokon – oder was immer es darstellte – mit klarem, ungetrübtem Blick. »Du willst sagen«, fragte sie, »dass dies... Boraks Reste sind?«
»Ja.«
»Aber Borak war größer!«
»Das war er.
Bevor
er sich in dein Ungeheuer kleidete...«
Auch der Vampir, der sich Heaven als erster entgegengeworfen hatte, war wieder wankend zum Stehen gekommen. Zu dritt bauten sie sich zwischen Heaven und dem Gespinst auf.
Heavens Blicke hafteten immer noch auf dem, was angeblich Boraks Leichnam sein sollte.
Sein
Leichnam
.
Vampire zerfielen zu Staub, wenn sie getötet wurden. Sie schrumpften nicht.
Andererseits gab es keinen Grund, ihr eine Lüge aufzutischen, oder?
Mit Erleichterung nahm Heaven wahr, dass die alles lähmende Frustration, die eben noch Todessehnsucht in ihr erweckt hatte, abflaute. Der kurze Dialog mit dem Feind hatte genügt, ihren Überlebenswillen neu zu entfachen. Heavens Gedanken überstürzten sich.
Das Symbiontenfragment!
Jenes 'Stück Haut', dessen Fehlen letztlich zum Tod der Lilith geführt hatte, war zu einem solch abstrusen Gebilde herangezüchtet worden? Borak hatte sich einen ihm hörigen Symbionten 'maßschneidern' lassen wollen...
... und war daran zugrunde gegangen?
»Erzählt!«, verlangte sie. »Erzählt alles, was hier geschehen ist! Seid ihr die letzten eurer Sippe?«, Für wenige Momente machte sich erneut Hoffnung in ihr breit, es könnte
doch
etwas geschehen sein, was die Kräfteverhältnisse nicht nur hier, sondern überall auf der Welt verändert hatte. Vielleicht hatte Gott nicht auf einen Schlag
alle
Kindeskinder der Lilith ausgelöscht, sondern wollte ihr Verschwinden
behutsam
vonstatten gehen lassen.
»Nein!«, zischte der wieder erholt wirkende Vampir. Er machte einen Schritt auf Heaven zu. In seinen Augen war mehr Wildheit als in denen seiner beiden Artgenossen.
Heaven erkannte sofort, dass er es ihr heimzahlen wollte.
Diesmal erscholl kein Ruf, der den Angriff ins Stocken brachte. Im Gegenteil. Auch die beiden anderen Vampire schienen die Ansicht zu teilen, dass genug geredet war.
Sie rückten auf Heaven zu.
Aber keiner schien zu bemerken, dass ihr Blick nur einem galt: dem dunklen Blut, das zu am Hals des ersten Vampirs zu krustigen Bahnen erstarrt war.
Heaven vergaß alles, was sie früher über das Blut von Vampiren gedacht hatte. Sie wehrte sich nicht länger gegen die neue Begierde, die in ihr erwacht war.
Sie wollte es!
Jetzt!
Kairo
Das einstige Oberhaupt der Kairo-Sippe hatte sich verändert seit ihrer letzten Begegnung.
Barabbas ähnelte noch immer mehr einer Mumie denn einem lebenden Wesen. Doch im Vergleich zu vorhin sah er nun beinahe aus wie das sprichwörtliche blühende Leben – nun, wie welkendes wohl eher...
Seine Haut hatte ihr pergamentenes Aussehen verloren, wirkte jetzt wie aus hornigen Runzeln bestehend, die sich jeder Bewegung leise knarrend widersetzten. Die wiedererwachten Augen schienen wie bemalte Glaskugeln in das Faltengewirr des Gesichtes hineingedrückt, und die Elastizität der Lippen reichte noch nicht aus, um die spitzen Eckzähne zu verbergen, so dass sie martialischen Hauern gleich aus dem schmalen Mund stachen.
»Du bist zurückgekehrt«, stellte Boram fest, und die Erleichterung in seiner Stimme war unüberhörbar.
Barabbas nickte lahm, während er mit zwar kräftigen, doch langsamen Schritten nähertrat. Sein Blick galt weniger den verbliebenen Angehörigen seiner Sippe als vielmehr dem, was Sardon noch immer in der Hand hielt.
»Ich spürte, dass er wieder da ist«, sagte Barabbas und streckte die gekrümmte Hand nach dem Kelch aus, ohne ihn zu berühren.
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