BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
hatten die Bluttaufe seither oft selbst miterlebt, wenn der Hüter ihre Sippe aufgesucht hatte.
Sardon senkte behutsam den Kelch und setzte ihn an Nehrus zitternde Lippen. Wie Sirup floss das schwarze Blut erst bis an den Rand, als Sardon den Kelch langsam kippte, dann berührte es die Lippen des Jungen und floss schließlich – endlich! – darüber, in den Mund, in den Rachen und tiefer, wo es seine vernichtende,
belebende
Wirkung entfalten konnte!
Weiter und weiter kippte Sardon den Kelch, bis auch der letzte Tropfen ihn verlassen hatte.
Boram schloss dem Jungen die Lippen und zwang ihn, auch den allerletzten Rest zu schlucken, obgleich er sich schon wie in Krämpfen wand und haltlos stürzte, als sie ihn schließlich losließen.
Das Kind starb.
Wie es immer gewesen war.
Sardon beobachtete den Todeskampf, wenn auch nicht mit der gleichen Zufriedenheit, wie er es in tausend Jahren wieder und wieder getan hatte. Unzählige Male.
Das Zucken des kleinen Körpers verebbte und versiegte schließlich ganz.
Der mit dem Blut in ihn gespülten Keim hatte sich festgesetzt, würde jetzt sprießen und den Jungen als einen der ihren erwachen lassen.
Es würde nicht lange dauern.
Es hatte nie lange gedauert.
Gleich würden sich seine Lider wie flatternd heben, und dann würde er die Welt schon aus anderen Augen sehen.
Es dauerte an. Doch nichts geschah.
Das Kind blieb tot.
Dafür rührte sich etwas anderes. Etwas – im Lilienkelch!
Etwas, das so vollkommen anders, so völlig
andersartig
war als das Lebensspendende, das immer darin gewesen war.
Etwas, das aus dem Kelch fuhr – nun, da es 'Blut geleckt' hatte!
Im allerersten Moment schien
es
Sardon sogar vertraut.
Weil
es
sich mit Purpur tarnte.
Nur zum Hohn jedoch, wie er in Agonie erfahren musste.
Es
wölkte aus dem Kelch wie Staub, gespeist aus unsichtbarer Quelle.
Es
peitschte Sardon ins Gesicht, geriet unter seine Kleider, traf ihn überall – und verbrannte ihn.
In Purpurfeuer.
Glühende Staubkörner zwängten sich in jede einzelne Pore seiner Haut und hinterließen Spuren aus furchtbarem Schmerz, wie Sardon ihn nie auch nur für
möglich
gehalten hätte. Die glühenden Partikel fraßen sich Bahn, brannten sich in sein Innerstes, um sich dort zu sammeln – und von neuem, in noch brutalerer Gewalt zu explodieren!
Sardon ging zu Boden. Im Sturz erkannte er, dass Barabbas sein Schicksal teilte.
Und er nahm noch mehr wahr, mit einem winzigen Rest klaren Verstandes, der schon im nächsten Augenblick dahin schmolz.
Die Wolke aus glimmendem und gleißendem Staub füllte nicht nur dieses Kellergewölbe, in dem ein neuer Anfang hatte gemacht werden sollen.
Sie hatte sich weiter ausgebreitet, Wege hinaus gefunden.
Sardon wusste es, ohne es sehen zu können.
Das Echo ihrer grausamen Schmerzen wehte weit, weit hinaus. Und es traf auf Ziele. Überall auf der Welt...
Dann, endlich, wurde der mächtige Sardon erlöst.
Und versank in absoluter Schwärze.
Sydney
Sie hatte nicht mehr getrunken, seit sie den Korridor der Zeit verlassen hatte.
Seit Uruk hatte sie ihre Zähne in keine Ader mehr gegraben.
Nun tat sie es.
Bei einem
Vampir!
Sie konnte es nicht verhindern – und wollte es auch nicht mehr. Hemmungslos gab sie sich dem neuen Verlangen hin, war nur noch beherrscht von dem Drang, ihren Durst an dieser Quelle zu stillen.
Der Vampir wusste nicht, wie ihm geschah, als Heaven in die Metamorphose floh. Als sie ihren Körper in eine Fledermaus verwandelte, der ersten Attacke des Vampirs auswich, ihm ins Genick flog, dort ihre Tierzähne in seinen Hals hineinbohrte – und sich in derselben Sekunde zurückverwandelte.
Ihr Gewicht drückte ihn zu Boden.
Und dann floss das schwarze Vampirblut auch schon in ihre Kehle. Und schwemmte all das in ihr hoch, was verschüttet gewesen war, seit sie vom Anfang der Zeit zurückgekehrt war ins Jetzt.
Mit einem Mal erinnerte sich Heaven: an das, was ihr in Gottes Haus, in der himmelsstützenden Säule purer Energie im Garten Eden an Wissen und Botschaft zuteil geworden war.
Das schwarze Blut brachte die Erinnerung zurück.
Und wies ihr zugleich den Weg in die einzige Zukunft, die ihr offenstand...
Damals, in Gottes Haus, hatte eine Stimme zu ihr gesprochen. SEINE Stimme. Und sie hatte ihr offenbart, was geschehen würde in jener fernen Gegenwart, aus der Heaven aufgebrochen war, um die Urmutter der Vampire aus ihrem äonenalten Grab zu befreien...
SIE IST NUN BEI MIR, hatte die Stimme
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