Bad Dad

Karambolage auf der Überholspur, nur wenige hundert Meter vor uns. Die Polizei ist erst auf dem Weg. Adrenalin spritzt mir ins Gehirn, es ist kaum Zeit zu bremsen. In Sekundenbruchteilen werfe ich zuerst Blicke in Rück- und Seitenspiegel, dann den Fuss aufs Bremspedal. Die Bremsung läuft wie geplant, wir kommen nur wenige Meter hinter dem Wagen vor uns zu stehen und befinden uns jetzt Mitten im Crash. Der Blick in den Rückspiegel lässt mir den Atem stocken, eine ganze Welle von Fahrzeugen kommt, den Hügel runter, auf uns zugerast. Ich will die Warn-Blinkanlage einschalten, finde aber in meiner Panik (im neuen Auto) den Knopf nicht. Egal, das wird uns jetzt auch nicht mehr helfen.  
    Wie durch ein kleines Wunder hören wir es nicht knallen. Soweit scheinen alle rechtzeitig abgebremst zu haben. Das heisst, abgesehen von dem blutenden Mann im eingedrückten Auto neben uns, und den 10 anderen Fahrzeugen, die jetzt kreuz und quer über die Fahrstreifen verteilt lagen. Glücklicherweise bleibt uns keine Gelegenheit zu schauen, die Kolonne bewegt sich nämlich erstaunlich flott vorwärts. 

    Zwei Uhr morgens, ich schrecke aus dem Halbschlaf hoch, im Traum bin ich gerade auf eine stehende Autokolonne gedonnert. Ich richte mich kurz auf und hole tief Luft. Verdammt, das war etwas zu realistisch für meinen Geschmack. Ich schliesse die Augen und döse wieder ein. Minuten später zucke ich erneut zusammen und es reisst mich aus dem Schlaf. Diesmal war die Autobahn in meinem Traum gespenstisch leer, bis auf das etwa 10-jährige Kind, dass gemächlich vom Pannenstreifen auf den Mittelstreifen ging und sich vor dem Aufprall auf mich zu drehte.

41. TAG: VERDAMMT, UNSER BABY IST ZU RUHIG

    Als tagebuchschreibenden Vater bringt mich das Kind in leichte Bedrängnis. Es tut nichts für sein Geld, liegt einfach nur faul und zufrieden rülpsend in der Gegend herum und sieht hübsch aus. Ja, was soll ich denn da drüber schreiben! Es gibt keine neuen, aufregenden Hautauschläge, keine grauenvoll überquellenden Windeln, nichts. Na gut, dann nütze ich halt die Zeit, um eine der dringlichsten Fragen zu beantworten, die vielen frisch gebackenen Eltern Kopfzerbrechen bereitet:

    Was sind die unbeliebtesten Geschmacksrichtungen bei essbarer Unterwäsche?
    Nach eingehender online Recherche und Rücksprache mit zahllosen Sex-Shops bezüglich deren Verkaufszahlen, habe ich folgende Liste an verzehrbaren Dessous zusammengestellt, die sich als die hartnäckigsten Ladenhüter erwiesen haben. Mein Hauptaugenmerk richtet sich dabei vorwiegend auf die unpopulärsten Geschmäcker bei G-Strings, also Tangas, weil gerade im Intimbereich das falsche Aroma oft ein gnadenloser Stimmungskiller sein kann.  

    Dem Partner zuliebe die FINGER WEG von Höschen der Sorte

    ▪ Meeresfrüchte
    ▪ Blutwurst
    ▪ Funghi
    ▪ Unterwäschegeschmack
    ▪ Spargel
    ▪ Kohlsuppe
    ▪ Geröstete Niere mit Zwiebel
    ▪ Sauerkraut
    ▪ Quargel
    ▪ Eiersalat

    Verkaufsschlager hingegen sind immer noch traditionelle Geschmacksrichtungen wie, Schoko, Banane, Schokobanane, Walnüsse und Pistazie. Ich wünsche guten Appetit!

42. TAG: KONSTIPATION

    Die Verstopfung gibt sich endlich, nach einer Woche Kackfreiheit, geschlagen. Glücklicherweise diesmal nicht in einer Nacht und Nebel Aktion, sondern ganz gemütlich beim allabendlichen Wickelvorgang. Letztes mal quoll ja die Pampers ohne Vorwarnung gnadenlos bis zu den Schultern über und wir durften dann unser Söhnchen mit zweihundert feuchten Wattepads aus dem klebrigen Exkrement-Trikot befreien, bevor überhaupt an ein Baby Bad zu denken war. Heute reichen wir einfach zwei Auffang Windeln nach und sehen dem Kleinen geduldig beim Geschäft zu.
    Nachdem das letzte Fürzlein verhallt und kein festes Material mehr zu erwarten ist, verpacken wir ihn, nach dem kurzen Vollbad, feinsäuberlich in der vierten, ganz frischen Windel. Er guckt jetzt auch immer schon sehr freundlich und interessiert, sogar beim Baden, und wir schneiden beherzt Grimassen, weil wir vermuten, dass sich das so gehört. Ich bin dabei übrigens unterhaltsamer als meine Frau, weil ich meine Faxen meist auch noch mit lustigem Tauben Gurren untermale. Eine Begabung, um die mich sicherlich viele Eltern beneiden werden, meine bessere Hälfte eingeschlossen, auch wenn sie es nicht zugeben will.

    Nachmittags verschwindet meine Frau mitsamt Nachwuchs zum Frauenarzt, der dann auch fachkundig in ihr herumstöbert und -stochert. Alles in Ordnung, es kullern