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Bad Dad

Bad Dad

Titel: Bad Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pramendorfer
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gleissenden Licht der Helikopter-Scheinwerfer, abgeführt.
    Wie sich herausstellen sollte, waren heute dann doch eher die Socken, nicht die Hände, das Problem. Warum ich mich im Zeitalter der elastischen Kunstfaser mit Tante Edeltruds "Selbstgestrickten" herumschlagen muss, dürfen Sie meine Frau fragen. Jedenfalls war die Sache mit dem mikroskopischen Beinkleid komplizierter als vermutet. Erst vorgestern verwechselte ich im Strampelsack das ertastete Knie meines Jungen mit seiner Ferse. Normalerweise bei Erwachsenen ein halber Meter Spielraum, bei Babys aber ein Frage von Millimetern. Alles liegt so eng neben allem anderen. Permanent hat man den Angstschweiss auf der Stirn, die natürlich verrottende Nabelschnur (jenes kleine verdorrte Bonsaibäumchen in Babys Leibesmitte) versehentlich zu kappen und dabei verheerenden Schaden anzurichten.  
    Aber zurück zu den Stutzen. Ähnlich wie bei den Soletti-Fingerchen will ich nicht dran Schuld sein, dass da im Laufe der Säuglingsjahre ein oder mehrere Zehen abhanden kommen. Immer wieder gehen mir Bilder von meinem Buben durch den Kopf, der im Jahr 2023 in einem orthopädisch erhöhten Plateauschuh, tränenden Auges an der Seitenlinie des Fussballfeldes (bei den Mädchen) steht und seinen Klassenkameraden beim Kicken zusieht. Nein, das soll ihm keinesfalls widerfahren. Ich dehne die Socke bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, denke Kreißsaal, denke Gleitgel. Dann geht sie endlich drauf.

6. TAG: FROSCHKÖNIG

    Wie man spätestens seit der TV Serie "Heroes" weiss, steck in jedem von uns eine geheime Superpower. Meine Spezialfähigkeit ist es, mich auf magistratischen Ämtern innerhalb von Sekunden verbal zu blamieren.
    "Ich brauche eine Geburtsurkunde für EIN KIND", stottere ich durch die Plexiglas Käsereibe in Richtung Portier.
    Kaum ist der Satz aus meinem Mund raus, höre ich wie sich hinter mir die Stirnen der Wartenden runzeln. Auch der Portier ist sichtlich überrascht, dass ich keine Geburtsurkunde für ein Zebra oder gar einen Erwachsenen brauche. Kopfschüttelnd richtet er seinen Bratwurstfinger auf die Treppe rechts von mir. Erster Stock. Ich lächle freundlich und mache mich, erhobenen Hauptes, aus dem Staub. 
    Oben angekommen stellt sich wider Erwarten heraus, dass beide Sachbearbeiterinnen freundlich und flott sind.
    "Das Kind heisst David Bryan, richtig?", fragt die eine.
    "Ryan", sage ich, "wie die Fluglinie".
    Sie zeigt nach rechts und befiehlt mir links zu gehen. Ich halte vorsichtshalber den Mund und beschliesse, den nächsten Raum auf eigene Faust zu finden. Fragen traue ich mich nicht mehr, wer weiss, was da sonst noch Beschämendes aus mir rauskommt. Eine Minute später erkläre ich der nächsten Dame, dass das wirklich ich auf dem Führerscheinfoto bin. Eine 18-jährige Version von mir zumindest, mit Pferdeschwanz. Ich deute auf meinen kahl geschorenen Hinterkopf, um dem Wort "Schwanz" seine Zweideutigkeit zu nehmen. Sie lacht. Ich auch; vor Erleichterung. Fettnäpfchen übergrätscht. Zurück in den ersten Raum. Dort unterschreibe ich eine Vaterschaftserklärung, das heisst, 15 Kopien der Vaterschaftserklärung. Ich hake nicht nach warum. Vermutlich landen die alle auf dem Schwarzmarkt.
    Mission accomplished!
    Mit Davids frischgedrucktem Statsbürgerschaftsnachweis, Meldezettel und Geburtsurkunde mache ich mich auf den Weg heim und zwar auf dem Bauch, unter dem Portierskämmerchen vorbei robbend, hinaus in den sonnigen Tag. 

    Zuhause brate ich Fisch und grille Potato Wedges im Rohr. Es läutet. Die Hebamme will meinem Kleinen in die Ferse stechen und sein Blut stehlen. Ich blockiere die Schlafzimmertüre mit meinem Körper, sie droht mir mit einer zwei Millimeter langen Nadel. Die Hebamme erklärt, es handle sich lediglich um ein sogenanntes Neugeborenen Screening zur Früherfassung von angeborenen Erkrankungen. Also gut. Aber nur wenn ich mitmachen darf. Wir stecken dem Jüngling einen Finger in den Mund, um ihn auf nette Gedanken zu bringen. Sie sticht zu, er maunzt kurz und nuckelt dann weiter an der Fingerspitze. Gemeinsam schmieren wir eine Postkarte voll mit Kinderblut. Alles halb so wild, dafür recht unterhaltsam im Vergleich zum Windelwechseln. Mit einem Riesenpflaster an der Ferse stecken wir den Jungen zurück in sein Froschkönig Outfit und ich knipse ein paar Bilder für Tag 6.
    Auf dem Weg zurück in die Küche höre ich ein zufriedenes Grunzen, das verdammt nach Katze klingt. Und tatsächlich, die beiden Mistviecher haben

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