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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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    Dumnonia ist das zivilisierteste Königreich in Britannien, aber im Januar sieht es im Nordosten nicht zahmer aus als die Wildnis von Kaledonien. Die Felder liegen unter Schnee begraben, und nur die Stoppelspitzen zeigen sich bleich über den Schneewehen. Vom Himmel ist alle Farbe verschwunden, und er scheint auf dem Land zu lasten. Jenseits des bebauten Landes - im Fall meiner Familie jenseits des Flusses Fromm - liegt der Wald. Dunkle Äste und weißer Schnee mischen sich und bilden eine bleigraue Wolke am Horizont, und Meile für Meile herrscht nur Stille, und man hört das Keuchen der Wölfe. Im Sommer tun die Männer und Frauen so, als ob es den Wald nicht gäbe. Man bestellt die Felder und bringt die Ernte zum Markt, die Ochsen ziehen den Pflug, die Pferde den Karren. Aber im Winter steigt die Wildnis, die hinter dem Fluß liegt, groß und drohend in den Gedanken auf. Das Leben ist stiller, und eine Geistergeschichte, über die ein Mann zur Erntezeit noch lachte, kommt ihm plötzlich schrecklich wahrscheinlich vor, denn vor diesem Ozean aus Kälte wirken die Menschen und die Zivilisation sehr klein und unbedeutend.
    Mein Vetter Goronwy und ich, wir rissen uns nicht darum, im Januar hinaus in den Wald zu gehen. Aber zufällig brauchte unser Haushalt mehr Holz. Das bedeutete, daß wir mit dem Karren die Furt überqueren mußten, und dazu waren zwei erwachsene Männer nötig. Also waren wir losgezogen und verbrachten die ganze Mittagszeit damit, im lockeren Niederwald Holz zu schlagen. Nur gelegentlich hielten wir inne und warfen einen Blick über die Schultern. Wir waren froh, als der Karren endlich hoch beladen war und wir zurückfahren konnten. Wir überquerten wieder den Fluß und hielten auf dem Heimatufer an, um die Ochsen saufen zu lassen. Goronwy saß da und hielt den Treibstock. Er betrachtete die glatten Rücken der Tiere, die ihre Zeit zum Saufen brauchten, auch wenn wir ungeduldig waren.
    Ich schaute über den Fluß zurück. Das Wasser war dunkel vom Winter, und die Nachmittagssonne glitzerte darauf und auf den angehäuften Schneebänken. Die schrägen Strahlen leuchteten wie warme Bronze, aber sie brachten keine Wärme. Das einzige Geräusch auf der ganzen Welt war das Flüstern des Wassers an den Ufern und das Grunzen unserer Ochsen. Es waren drei Meilen bis nach Hause, bis zu unserem Dorf. Drei Meilen bis zu den Kuhställen und den Herdfeuern und den Gesichtern der Menschen. Bei diesem Gedanken hungerte mein Herz danach, aber ich ließ meine Blicke langsam über den schwarzen Fluß gleiten und über die Bäume, die auf dem anderen Ufer standen. Darum sah ich den Reiter, der dort herankam, ehe er mich sah. Ein rotes Leuchten lenkte meinen Blick vom Wasser ab, und dann ritt ein Krieger offen auf das Ufer hinaus und war im hellen Sonnenlicht zu sehen.
    Er hatte seinen roten Umhang fest um sich gewickelt; eine Hand streckte sich halb durch die Falten und hielt die Zügel. Gold glänzte von dieser Hand, von der Fibel an seinem Umhang und vom Rand des Schildes, den er über den Rücken gehängt trug. Die Speere, die am Sattel angebunden waren, und das Zaumzeug seines riesigen weißen Hengstes fingen das Licht ein wie Sterne. Er zugehe sein Pferd am Fluß, und einen Augenblick stand das Tier so still wie die Bäume hinter ihm. Es war ein Bild aus Weiß und Feuerrot und Gold. Ich hatte das Gefühl, als ob ich gerade die Augen geöffnet hätte und jetzt ein Wesen aus einem Lied sah, das ich mein ganzes Leben lang geliebt hatte. Eine Gestalt aus einem Traum. Dann wandte der Reiter seine Augen vom Fluß ab und begegnete meinem Blick, und ich kam wieder zu mir. Ich wußte genug, um Angst zu kriegen.
    »Goronwy!« Ich packte meinen Vetter am Arm.
    »Na, was ist denn jetzt schon wieder...« Er folgte meinem Blick und gefror.
    Der Reiter wendete sein Pferd und kam am anderen Ufer auf uns zu. Der Hengst trat vorsichtig auf, leicht und graziös wie eine Katze.
    »Hü.« Goronwy stieß die Ochsen mit dem Leitstock an und sprang aus dem Karren. Die Tiere schnauften und gingen rückwärts. Ihr Atem dampfte.
    »Glaubst du wirklich, wir können weglaufen?« fragte ich, verärgert über Goronwy, während ich versuchte, das Holz am Herunterrutschen zu hindern, weil der Karren so holperte. »Ochsen -gegen solch ein Pferd?«
    »Vielleicht kann er das Wasser nicht überqueren.« Goronwys Stimme war leise.
    »Früher hast du immer über die Geschichten von den Unterirdischen gelacht.«
    »Ja, zu Hause. Süßer Jesus,

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