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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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»Oh, na also! Alles in Ordnung, ihr geht’s gut. Hier, ihr Blick wird schon klarer.«
    » WOLLT IHR JETZT WOHL MIT DEM GESCHREI AUFHÖREN ?«, donnerte Großtante Rita über den Tisch.
    Mich hatten sie inzwischen auf die Couch gesetzt und Mum fächelte mir mit ihrer Geburtstagskarte Luft zu – mit der Karte, auf der »Ich bin so stolz auf dich« stand.
    »Du lieber Himmel«, sagte Tante Lilah, »das muss die ganze Aufregung sein. Ich hab doch gleich gesehen, dass du blasser bist als sonst, Sadie. Aber ich dachte, es liegt an den blauen Haaren, dass deine Haut so kränklich aussieht.«
    »Lila«, sagte ich. »Lila Haare.«
    Mum lächelte mich an. »Trink deinen Brandy«, befahl sie mir energisch und zu Tante Lilah gewandt fügte sie hinzu: »Und du lässt jetzt endlich ihr Haar in Ruhe, ja?«
    »Wieso? Es gefällt mir doch«, erwiderte Tante Lilah achselzuckend, »aber es ist blau.«
    Ich trank meinen Brandy, der wie Feuer im Hals brannte. Bei uns zu Hause gibt es praktisch nie Alkohol und ich sah, wie Billys Augen gierig aufleuchteten, als die Flasche zu ihm kam. Er kippte seine Portion auf einen Zug hinunter, würgte laut und wurde knallrot. Zum Totlachen, mein Cousin. Er spielt den Coolen, hält sich für den größten Post-Rock-Gott aller Zeiten und in Wahrheit ist er nur ein dummer kleiner Junge, der Fotos von meiner exbesten Freundin Shonna unter seiner Matratze versteckt.
    Es war geradezu unheimlich still, während alle an ihrem Brandy nippten. Alle außer Großtante Rita, die am Esstisch eingeschlafen war. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Billy über den Tisch griff und sein leeres Glas mit ihrem fast vollen vertauschte.

Sobald ich nach Hause zurückkam, lieh ich mir Mums Laptop aus, um meinen Stimmungsstatus upzudaten. Ich chatte auf einer Website, die sich www.girlswholikeboyswhoplayWoW.com nennt. Ich bin zufällig darauf gestoßen, als mein nerdiger Cousin eine Phase hatte, in der er Tag und Nacht nur noch »World of Warcraft« gespielt hat. Und dann bin ich hängen geblieben, weil ich ja niemanden mehr zum Reden habe, seit zwischen meiner exbesten Freundin Shonna und mir Sendepause herrscht. Das Gute ist, dass mir auf dieser Seite garantiert niemand aus meiner Schule über den Weg läuft. Groovechick2 reagiert sonst meistens auf meinen Stimmungsstatus und wir chatten viel miteinander, aber ausgerechnet heute Abend, als es so viel zu erzählen gab, war sie nicht online.
    »Total geschockt«, schrieb ich nur und hoffte, dass sie sich später einloggen und es sehen würde.
    Dann klopfte Mum an meine Zimmertür.
    »Nur herein ins Barbiereich«, sagte ich.
    Peinlich, aber wahr: Ich habe immer noch meine alte Barbietapete an der Wand, und das ist echt ein wunder Punkt bei mir.
    »Alles okay, Süße?«, fragte Mum besorgt. »Oder ist dir noch schwindlig?«
    »Nein, alles gut«, log ich.
    Mum hat ja keine Ahnung! Die Dadkarte steckte in meiner Hosentasche.
    »Na, hoffentlich war es trotzdem ein schöner Geburtstag für dich«, sagte Mum und setzte sich auf meine Bettkante. »Fünfzehn, das ist in meiner Erinnerung ein tolles Alter.«
    »So toll auch wieder nicht«, murrte ich. »Und du hast ein schlechtes Gedächtnis.«
    »Warum bist du immer so negativ, Sadie?«, klagte Mum. »Bei dir ist das Glas nicht nur halb leer – nein, es hat auch noch einen riesigen Sprung. Konzentrier dich doch lieber auf die schönen Dinge, auf die du dich freuen kannst.«
    »Zum Beispiel, dass ich dieses Jahr eine neue Tapete bekomme?«
    Mum seufzte. »Ich meine die wichtigen Dinge des Lebens.«
    Ich lachte. »Ja, klar, Mathedoppelstunden und Bio bei Mr Graves.«
    Ich schauderte bei dem bloßen Gedanken daran. Im letzten Frühjahr hat Shonna Matthews, meine exbeste Freundin, die Internetstory in Bio ausgeplaudert. Der Anlass war total idiotisch: Als ob Neuntklässler nicht längst wüssten, wie ein Baby entsteht, müssen Lehrer wie Mr Graves sich im Unterricht zum Affen machen, indem sie uns alles laut und deutlich erklären und mit peinlichen Diagrammen veranschaulichen. Es ist die reinste Folter für alle Beteiligten. Aber vielleicht soll es ja abschreckend sein. Ich meine, wenn so unattraktive Lehrer wie Mr Graves den Reproduktionsvorgang erklären, vergeht einem doch die Lust, es selber auszuprobieren!
    Jedenfalls stand Mr Graves vor uns, die Mundwinkel voll Spucke, wie immer, wenn er sich ereifert, und schwärmte davon, dass 250 Millionen kleine Spermien in einem einzigen Ejakulat herumschwimmen und dass ein einziges

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