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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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bemerken, denn er hob wieder beschwörend die Arme. »Herr Kommissar, verstehen Sie mich doch bitte. Ich bin der Mann ganz vorn in der Maschine, der den Job machen muss, um die Passagiere unversehrt vom Start- zum Landepunkt zu transportieren. Unterläuft mir auch nur ein einziger richtiger Fehler, dann bin ich arbeitslos. Weltweit übrigens.«
    Hansen ging auf die Erklärungsversuche des Piloten ein. »Eben. Wenn Sie ohne Erlaubnis abheben, dann ist das ein Fehler. Wenn ich einen Mörder laufen lasse, Herr Grenz, dann bin ich für das nächste Opfer verantwortlich. Ich kann mich doch nicht einfach über die gesetzlichen Bestimmungen hinwegsetzen. Haben Sie Michael Reinicke von der Biologischen Anstalt Helgoland gekannt?«
    Der Pilot zögerte einen Moment. »Gekannt würde ich nicht sagen, aber ich habe ihn oft auf das Festland geflogen.«
    Der Kommissar legte eine kleine Kunstpause ein. »Ich weiß, Herr Grenz, er ist nur nie in Büsum angekommen. Herr Theißen schwört darauf Stein und Bein, und in den Passagierlisten der Friesischen Fluggesellschaft taucht er auch nicht auf. Haben Sie eine Erklärung dafür?«
    Grenz schien mit sich ins Gewissen zu gehen, wie weit er Aussagen treffen wollte.
    Der Kommissar verkürzte den Konflikt des Piloten und holte die Kopie des Flugscheines aus der Brieftasche. »Herr Grenz, haben Sie diesen Flugschein ausgestellt und quittiert?«
    Hansen bemerkte, dass der Pilot wie vom Blitz getroffen schien. Er setzte sich fluchend auf die weiße Holzbank, die eigentlich für Schaulustige bei Flugbetrieb aufgestellt war. »Es war schwer, dem Reinicke etwas abzuschlagen. Er hat viel für die Insel getan. Dr. Rogge, sein Chef, der hat sich sehr für ihn eingesetzt. Unsere Fluglinie ist ihm deshalb in mancherlei Hinsicht entgegengekommen. Die Frau des Admirals, das kennen Sie doch. Für solche Personen gibt es immer Sonderlösungen. Er wollte eben nicht mit der Meute fliegen, und seine Zielorte wollte er direkt erreichen. Er hat immer bar bezahlt, aber ich habe das ganze Geld bei der Fluggesellschaft abgeliefert. Glauben Sie mir, Kommissar, ich bin ein Pilot und kein Betrüger.«
    Hansen setzte ein breites Lächeln auf. »Sehen Sie, Herr Grenz, genau darum geht es doch. Ich möchte Ihnen ja glauben, und unter Umständen muss ich meinen Bericht auch nicht lückenlos abliefern wegen Ihrer Vergehen gegen die Flugvorschriften, aber dazu benötige ich alle Informationen von Ihnen. Packen Sie aus! Die Beweislage lässt darauf schließen, dass Sie einer der Letzten waren, die Michael Reinicke lebend gesehen haben. Sie wissen, der Allerletzte ist meistens der Mörder. Was für Flüge waren es, die sie für ihn durchgeführt haben?«
    Der Pilot nickte und beeilte sich mit der Antwort. »Spezialflüge sozusagen. Ich musste jedoch immer Flugscheine für die Strecke Düne–Büsum ausstellen, damit er die bei der Biologischen Anstalt abrechnen konnte. Allerdings ist er so gut wie nie Linie geflogen, und die Flüge gingen meistens an ganz andere Orte. Wedel, Sankt Peter, Westerland. Auf dem Festland gibt es genug kleine Flughäfen, die ich unauffällig anfliegen kann. Früher ging es öfter nach Hamburg oder Berlin. Ich habe extra für diese Flüge von meiner Fluggesellschaft eine Entfernungstabelle bekommen, um die tatsächlichen Flugkosten zu berechnen. Die Differenz hat Reinicke anscheinend aus eigener Tasche draufgelegt.«
    Das erschien Hansen unlogisch. »Aber dann hätte ihn das Personal auf dem Flughafen Düne doch beim Abflug sehen müssen.«
    Grenz verneinte. »Das wollte er nicht. Direkt vor der Biologischen Anstalt auf Helgoland befindet sich der Nordosthafen. Ich habe einen guten Kontakt zu einem Börtebootschiffer. Das ist ein verrückter Kerl, der für Geld alles macht. Wenn Reinicke los wollte, und das war manchmal zu unchristlichen Zeiten, ist der Schiffer einfach kurz in den Nordosthafen eingelaufen, um Reinicke und mich aufzunehmen und auf die Düne zu bringen. Dann sind wir schnell in einen der kleinen Flieger gestiegen und abgedüst. Wenn normaler Flughafenbetrieb war, dann habe ich einfach das Fluggerät hinter dem Hangar gedreht, und Reinicke ist unbeobachtet zugestiegen, denn Zäune gibt es hier ja nicht.«
    »Hat Reinicke denn keine Angst gehabt? Ich würde eine ordentliche Flugabfertigung vorziehen.«
    Grenz schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Die Kollegen von der Fluggesellschaft in den blauen Uniformen an den Schaltern tun sich zwar manchmal wichtig, aber das sind mehr die

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