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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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rufen Sie mich einfach an.« Er zog seine Zahnbürste aus der Hosentasche und tippte zum Abschied mit den Borsten an seine Stirn. »Stets zu Ihren Diensten.«
    Kommissar Hansen grüßte lächelnd zurück. Er war irgendwie erleichtert, dass der Pilot sich als gerader Kerl herausgestellt hatte und mit dem Mord offensichtlich nichts zu tun hatte. Das klingelnde Handy des Kommissars beendete das Verhör. Die Nummer auf dem Display kannte er nur zu gut. Es war die seines Chefs. Hansen wartete geduldig, bis es zum letzten Mal geklingelt hatte. Dann rief er Stuhr an und informierte ihn über die neuesten Erkenntnisse. Fiete Rasmussen, das war der Mann, der vermutlich als Letzter Reinicke lebend gesehen hatte. Über den musste Stuhr so viel wie möglich in Erfahrung bringen. Darüber setzte er im Anschluss auch den Kollegen Rost auf der Insel in Kenntnis und bat um schnellstmögliche Vernehmung von Fiete Rasmussen.
    Er wollte ihm den Weg zu seiner Bude beschreiben, aber der Kollege unterbrach ihn. »Keine Sorge, Kommissar. Ich weiß, wo der sich herumtreibt.«
    Hansen bedankte sich und legte auf. Anschließend schloss er sich mit Stüber kurz, der aber keine Neuigkeiten hatte. Was konnte er sonst noch tun?
    Das erneute Klingeln seines Handys schreckte ihn hoch. Es war wieder sein Chef. Mit einem Fluch auf den Lippen nahm er das Gespräch an.

     

19 Oberwasser

     
    Es war natürlich nicht Svenja gewesen, sondern lediglich Stuhr, der sofort demonstrativ in der Tür des Krankenzimmers stehen geblieben war, um sich die Nase zuzukneifen. Anstelle einer Begrüßung eröffnete er das Gespräch mit einem entsetzten Ausruf. »Mensch, Olli, siehst du scheiße aus! Und was ist das für ein Alkoholgestank hier? Ein Streichholz nur, und alles fliegt in die Luft.«
    Das mochte sein, aber fair war das nicht. Stuhr zeigte einmal wieder Charme wie Stacheldraht und das Gemüt eines Fleischerhundes. Olli musste die Notbremse ziehen. »Wollen wir in die Einzelkritik übergehen, Stuhr?«
    Das wollte der glücklicherweise nicht. Dennoch verriet sein Gesichtsausdruck, dass ihm die Ausdünstungen im Zimmer richtig zusetzten. Er unterbreitete ein Friedensangebot. »Mein Gott, Olli. Ihr müsst ja mächtig gepilst haben. Komm, lass uns vor die Tür gehen. Dort können wir in Ruhe über alles reden.«
    Die Vorstellung, ein Stündchen ohne den siechenden Duckstein an der frischen Meeresluft zu verbringen, war durchaus verlockend. Olli hatte von der Insel schließlich außer dem Krankenzimmer und dem Blick auf die gegenüberliegenden Reihenhäuser in Schlichtbauweise noch nichts gesehen.
    Stuhr schien das bemerkt zu haben, denn er lobte die Schönheit der Insel in den höchsten Tönen. Das geschäftige Unterland, das weitgehend grüne Oberland, die roten Kliffe und der feine Nordseesand.
    Olli musste an den Spruch denken, den sie in der Grundschule im Sachkundeunterricht immer herunterleiern mussten. ›Rot ist der Sand, grün ist das Land, weiß ist der Strand. Das sind die Farben von Helgoland.‹ Ob das wirklich so war, bezweifelte er, aber ansehen wollte er sich das schon. So ließ er sich von Stuhr zu einem Spaziergang überreden.

     
    Als Olli aus dem Inselkrankenhaus ins Freie trat, wurde er von den grellbunten Farben der Hummerbuden fast geblendet, die sich vom Hafen her bis zur Klinik   erstreckten. Diese bunt angestrichenen Holzfassaden, hinter denen mit Sicherheit grobkörniger grauer Beton aus den Fünfzigern oder Sechzigern schlummerte, empfand er im warmen Licht der Nachmittagssonne als eine schöne Begrüßung. Bei näherer Betrachtung schienen einige der Buden zwar verwahrlost zu sein, aber andere waren liebevoll mit witzigen und teilweise exotischen Gegenständen verziert und luden zum Stöbern und Kaufen ein.

    Die beiden Männer gingen gemeinsam den Invasorenpfad zum Hafen hinunter. An der Ecke zur Hafenstraße strebte Stuhr nach keinen 100 Metern auf eine Hummerbude zu. Unerwartet schoss ein Kellner aus dem Gebäude, was Olli auf das Schild über der Tür schielen ließ. Es handelte sich um ein größeres Restaurant, das sich über mehrere gelbe und dunkelblaue Buden erstreckte. Die hölzerne Terrasse zierten bunte Kühe, die zwischen grell hellblau gestrichenen rustikalen Sitzgarnituren platziert waren, und natürlich hieß das Lokal Bunte Kuh. Stuhr setzte sich kommentarlos hin. Dieser Spaziergang war ausgesprochen kurz geraten, aber der Kaffee, den Stuhr wenig später geordert hatte, tat Olli gut.
    Während Horden von

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