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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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das passierte, wenn man sein Geld von fremden Leuten lieh. Dass man das nicht tun sollte, hatte sein Vater Hein schon als kleiner Junge eingebläut.
    Vom Parkplatz der Badestelle Ording rasten jetzt zwei weitere Fahrzeuge mit Blaulicht auf die Arche zu, aber von Achims Jeep war immer noch keine Spur zu sehen. Endlich klingelte das Telefon, und Hein hatte Achim am Apparat. Er überlegte, wie er die Tatsachen möglichst schonend übermitteln konnte. Aber Hein Timm fühlte sich nicht schuldig. Was hätte er auch schon verhindern können?

     

4 Strandräuber

    Skeptisch beäugte Stuhr früh am Montagmorgen die geschlossene, tief hängende Wolkendecke, die nur wenig Licht der Morgendämmerung zuließ. Sollte er bei dieser Wetterlage wirklich an die Nordsee fahren? Doch die inzwischen wieder fast aufrecht stehenden Baumspitzen und die vom Regen fast getrockneten Straßen schienen zumindest für Kiel die Wettervorhersage des Vortages zu bestätigen.
    Sein alter Golf war von abgerissenem grünen Laub und vielen kleinen Astzweigen aus dem Blätterwald über dem Parkplatz am Wasserturm fast zugedeckt, aber er schien keinen äußerlichen Schaden genommen zu haben, und so fegte Stuhr mit der Handkante zunächst die gröberen Teile vom Autodach. Nach dem Starten des Motors entfernte er die kleineren Partikel von der Frontscheibe mit der Scheibenwaschanlage, um zumindest die freie Sicht nach vorn zu gewährleisten. Das anspringende Radio mit einem künstlich frohgelaunten Moderatorenteam würgte er kurzerhand ab, indem er eine CD von Element of Crime in den Schacht einlegte und eines seiner liebsten Stücke wählte. ›Richtig schön war es immer nur mit dir.‹ Die bissigen Texte dieser Band standen für ihn in einer direkten Nachfolge zu den Texten von Bert Brecht, die Kurt Weill vertonte. ›Und der Haifisch, der hat Zähne‹. Hat er sicherlich, befand Stuhr. Richtig schön würde es hoffentlich auch für ihn in Sankt Peter werden.
    Bereits hinter Rendsburg lockerte sich die Bewölkung immer mehr auf. Als er über das monströse Sperrwerk endlich die Halbinsel Eiderstedt erreichte, schaltete er die Musik aus, um das von der hinter ihm aufsteigenden Morgensonne strahlend ausgeleuchtete prächtige Diorama der nordfriesischen Marschlandschaft mit allen Sinnen zu genießen. Über das vereinzelte Grün von Weiden und Baumreihen stachen immer wieder Kirchturmspitzen in den blauen Himmel empor, der von imposanten wattebauschähnlichen Wolkengebilden wie von gewaltigen Luftschiffen durchzogen wurde, die allerdings nicht ganz mit seiner Fahrgeschwindigkeit mithalten konnten.
    Dennoch, hier an der Westküste schien sich eine stabile Ostwindlage einzustellen, die in der Regel eine anhaltende Schönwetterperiode verhieß. Nach fast zwei Stunden Fahrzeit kam Stuhr erwartungsvoll gegen 9 Uhr bei Maleens Knoll in St. Peter-Ording an. Das war keine Kneipe, sondern schlicht der Name einer kleinen asphaltierten Straße, die um die höchste Düne des Ortes herum zum Dünenbad führte. Trotz des absoluten Halteverbots stellte er diesmal seinen alten Golf am Fahrbandrand ab und erklomm die Düne. Ein kleines Hinweisschild klärte ihn darüber auf, dass der Sage nach auf dieser Düne die besagte Maleen jeden Tag am Spinnrad webend auf die Rückkehr ihres Verlobten von der See wartete, bis man sie dort schließlich tot auffand.
    Stuhr musste unwillkürlich an sein letztes Weihnachtfest denken, als Susanne stundenlang an der Kieler Hörnbrücke im Schneetreiben auf ihn gewartet hatte. Dabei war es der reine Zufall gewesen, der ihn am Heiligen Abend noch dorthin geführt hatte. Hatte Maleen mehr Vertrauen in die Beziehung gesetzt, als es in Wirklichkeit gerechtfertigt war? Wer weiß, in welchem Hafen ihr Verlobter unter die Räder gekommen war. Stuhr musste unwillkürlich an sein letztes Weihnachtsfest denken, als Susanne stundenlang an der Kieler Hörnbrücke im Schneetreiben auf ihn gewartet hatte. Dabei war es der reine Zufall gewesen, der ihn am Heiligen Abend noch dorthin geführt hatte. Sie hatten es nur kurz zusammen ausgehalten, sie waren zu verschieden. Man darf eben erst an Weihnachten glauben, wenn Bescherung ist.
    Nachdenklich schüttelte Stuhr die trüben Gedanken an den Winter ab und genoss den prächtigen Blick von der Düne über den Badeort bis hin zum Deich. Einen richtigen Ortskern gibt es in Sankt Peter nicht, es gibt lediglich vier Ortsteile. Böhl, Dorf, Bad und Ording – wobei sich die Kureinrichtungen überwiegend in Bad

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