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Bären im Kaviar

Bären im Kaviar

Titel: Bären im Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles W. Thayer
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Jahr gedauert, bis ich erfuhr, daß ihr Schiff sechs Stunden vor
Karatschi von den Japanern torpediert wurde.
     
    Doch das lag vorläufig alles noch in
weiter Ferne. Als ich von Karatschi abfuhr, befanden sich meine vierbeinigen
Freunde in bester Hut.
    Verglichen mit früheren Reisen verlief
die jetzige nach London ziemlich glatt.
    In London erfuhr ich, daß die
Europäische Beratende Kommission unter Botschafter John G. Winant mit den
Russen ein Abkommen über die gemeinsame Umgestaltung Europas nach der Befreiung
durch die Alliierten ausarbeiten sollte. Ich weiß nicht, wie lange Winant
brauchte, unsere Erfolgschancen auszurechnen, aber ich persönlich war schon nach
Ablauf eines Monats geneigt, das Ganze für festgefahren zu halten, und mich auf
einen anderen für mich in Betracht kommenden Posten zurückzuziehen.
    Aber — für mich gab es keinen solchen
Posten! Zwei Jahre lang hatte ich in regelmäßigen Abständen im State Department
mein Freigabegesuch eingereicht, doch immer hatte das Department mir väterlich
erklärt, es kenne mich besser und wisse, daß ich in Zivil nützlicher sei als in
Uniform. Und dann traf ich eines glorreichen Tages an der Bar des Claridge
Hotels den Brigadegeneral Fitzroy Mac Lean, einen Kollegen aus der Moskauer
Zeit, der jetzt Leiter einer anglo-amerikanischen Mission bei Tito war. Fitzroy
klagte mir, er habe reichlich genug mit dem englischen Zweig seiner Mission zu
tun und wünschte, das Ganze baldigst zu teilen. Ob ich dann nicht der neuen
amerikanischen Mission beitreten wolle, falls es ihm gelänge, General Bill
Donovan vom OSS * , Außenminister Stettinius und Botschafter
Winant von meiner Unentbehrlichkeit zu überzeugen? Das einzige, meinte er
beiläufig, was ich können müsse, sei ein »bißchen Fallschirmspringen«.
    Stettinius war einverstanden, mir
Urlaub fürs Militär zu gewähren, und Donovan, mich zu übernehmen. Als nächstes
erhielt ich die Aufforderung, mich zu einer psychotechnischen Prüfung zu
stellen. Ich hatte zwar schon mehrfach gehört, daß es bei der OSS eine
überdurchschnittliche Anzahl verdrehter Käuze gab, fand es aber reichlich
komisch, zu ihrer Ermittlung noch extra einen Haufen Psychologen zu
beschäftigen. Mein Einwand stieß auf keinerlei Verständnis. Ungnädig wurde mir
mitgeteilt, Zweck der psychotechnischen Prüfung sei die Feststellung, ob ich
mich überhaupt den überseeischen Arbeitsbedingungen anpassen könne. Vergebens
warf ich ein, daß ich in den letzten zehn Jahren so ziemlich mit der ganzen
Welt blendend fertig geworden sei. Niemand könne ohne psychotechnische Prüfung
der OSS beitreten, war die einzige Antwort. So meldete ich mich denn eines
Tages reichlich ungeduldig in einem Gebäude, das ehemals ein imposantes
Stadtpalais gewesen war. Die Ärzte erzählten mir als erstes, mein Name für
jenen Tag sei »Jim«. Natürlich rief diese rigorose Maßnahme meinen lebhaften
Protest hervor. Ich beharrte darauf, seit unvordenklichen Zeiten einem
ausgedehnten Bekanntenkreis als »Charlie« bekannt zu sein und keinerlei
Bedürfnis nach einem neuen Spitznamen zu verspüren. Die Doktoren redeten sich
aber damit heraus, daß es um meiner Sicherheit willen geschehe und eben niemand
außer ihnen zu wissen brauche, wer ich sei. Dann forderten sie mich auf, mit
einer Reihe weiterer Patienten an einem Tisch in der Nähe Bridge zu spielen.
Ich sagte bescheiden, ich spiele kein Bridge. »Okay. Gehen Sie ‘rüber an den
anderen Tisch und spielen Sie Poker.« (Augenscheinlich hielten sie mich ohnehin
nicht für einen Intellektuellen.) Ich erklärte, nunmehr sehr energisch, ich
spiele auch kein Poker. Sie schlugen Schach vor, dann Dame, doch ich blieb
eisern.
    »Okay«, meinten sie schließlich
gelangweilt, »dann gehen Sie in Gottes Namen ‘rüber und sehen Sie zu, wie die
anderen spielen.« Da nun Kiebitzen aber das innerste Wesen aller Diplomatie
ausmacht, paßte mir dieser Vorschlag glänzend, und ich akzeptierte ihn voller
Enthusiasmus.
    Nach der Bridgespielerei stellten sie
uns eine Anzahl »Intelligenzfragen«. Die erste lautete: »Wann haben Sie das
letzte Mal Ihr Bett naß gemacht?« Ich fauchte voll Wut, sie sollten sich
gefälligst zum Teufel scheren, schließlich könne ich das ja heute unmöglich
mehr wissen! (Später erzählte mir ein Freund, das sei genau die richtige
Antwort gewesen.)
    Der Rest des Tages war mit einer Reihe
ebenso unbegreiflicher Tests ausgefüllt. Um fünf Uhr endlich versammelte sich
die Gruppe zur letzten

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