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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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PROLOG
    »Linda Warner, die Frau des Sicherheitsministers, ist jetzt bereits seit drei Wochen spurlos verschwunden«, sagte Superintendent Roy Buchanan in eindringlichem Ton zu Tweed. »Drei Wochen, und wir haben noch immer nicht den kleinsten Hinweis darauf, was ihr zugestoßen ist.«
    Der oberste Ermittlungsbeamte von Scotland Yard sah sich in Tweeds Büro in der Park Crescent um, wo er direkt vor Tweeds Schreibtisch Platz genommen hatte. Er nickte Tweeds Assistentin Paula Grey, die an ihrem Schreibtisch saß, ebenso zu wie Bob Newman, der früher einmal ein bekannter Auslandsreporter gewesen war und nun schon lange für Tweed arbeitete. An einem Tisch hinter Buchanan saß Tweeds Sekretärin Monica, eine Frau in mittleren Jahren, die ihr Haar zu einem Knoten am Hinterkopf zusammengebunden hatte und auf einer Computertastatur herumtippte. Paula übernahm es, Buchanan zu antworten.
    »Drei Wochen sind eine lange Zeit«, sagte die attraktive, schwarzhaarige Frau Mitte dreißig. »Mrs Warners Mann muss sich furchtbare Sorgen um sie machen. Wenn sie wirklich gekidnappt wurde, müsste es doch längst eine Lösegeldforderung geben.«
    »Bis jetzt ist noch keine gestellt worden«, antwortete Buchanan. »Was ihr Verschwinden nur umso mysteriöser macht.«
    »Am Anfang haben alle Zeitungen über den Fall berichtet«, sagte Paula. »Aber jetzt liest man nur noch wenig darüber.«
    »Das kommt wohl daher, dass die Presse sich jetzt wichtigeren Themen widmet. Angeblich soll Großbritannien nach den furchtbaren Anschlägen vom 11. September letzten Jahres das nächste Ziel der El Kaida sein«, erklärte Newman.
    »Wie ist Mrs Warner eigentlich verschwunden?«, fragte Paula.
    »Victor Warner hat zwei Wohnsitze«, sagte Buchanan. »Sein Penthouse in Belgravia und ein Haus in Carpford, einem seltsamen kleinen Dorf mitten in den North Downs. Auf dem Weg dorthin hat man Mrs Warners Porsche gefunden, der hinter einer Kurve auf der falschen Straßenseite stand. Der Zündschlüssel steckte, und im Fahrzeug fanden sich keinerlei Hinweise auf einen Kampf. Die ganze Sache ist ziemlich dubios.« Er wandte sich wieder an Tweed. »Ich möchte, dass Sie mit mir hinfahren und sich den Wagen selbst ansehen.«
    »Völlig ausgeschlossen. Schon vergessen, dass ich der stellvertretende Direktor des SIS bin? Ich löse keine Kriminalfälle mehr.«
    »Ist mir klar.« Buchanan hielt inne. »Aber trotzdem haben Sie erst kürzlich im Arbogast-Fall fünf Morde auf zwei Erdteilen aufgeklärt. Sogar der amerikanische Vizepräsident war mit in den Fall verwickelt. Und früher, als Sie der jüngste Superintendent von Scotland Yard waren, der jemals das Morddezernat geleitet hat, haben Sie einen hervorragenden Ermittler abgegeben, Tweed. Im Arbogast-Fall hat sich gezeigt, dass Sie Ihren alten Biss noch nicht verloren haben.«
    »Mag sein. Aber diesmal kann ich Ihnen unmöglich helfen. Ich habe andere Dinge zu tun.«
    Tweed war ein Mann von mittlerer Größe, der eine Hornbrille trug und dessen Alter man nur schwer schätzen konnte. Er war so unauffällig, dass er auf der Straße an einem vorübergehen konnte, ohne dass man ihn besonders wahrnahm - in seinem Beruf ein unschätzbarer Vorteil. In letzter Zeit kam er Buchanan irgendwie jugendlicher und energiegeladener vor. Die blauen Augen waren noch lebhafter und seine Bewegungen noch schwungvoller als sonst.
    »Tun Sie mir den Gefallen, der alten Zeiten wegen«, sagte Buchanan.
    »Ich habe Nein gesagt, Roy, und dabei bleibt es«, entgegnete Tweed und schlug mit der Faust auf die Schreibtischplatte. »Außerdem habe ich gehört, dass Warner das Kabinett überredet hat, ihm unumschränkte Machtbefugnisse ›ohne Rücksicht auf andere Dienste‹ einzuräumen. Und mit den anderen Diensten hat er mich gemeint...«
    Er verstummte, weil auf einmal die Tür so schwungvoll aufgestoßen wurde, dass sie fast aus den Angeln gesprungen wäre. Howard, der Direktor des SIS, stürmte mit einem Stapel Papier in Tweeds Büro. Der Direktor war einen Meter zweiundachtzig groß und schob einen dicken Kugelbauch vor sich her, der beredtes Zeugnis von seinen häufigen Besuchen in teuren Feinschmeckerrestaurants und exklusiven Clubs ablegte.
    Mit einem Seufzer ließ er sich in den Sessel fallen, der neben Newman stand. Howard, dessen Akzent ihn sofort als Angehörigen der Oberschicht verriet, trug einen teuren klassischen Anzug, ein frisch gestärktes weißes Hemd und eine getüpfelte Fliege. Für Tweed war Howard der ideale

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