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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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oder Sahne in ihren Kaffee rührten, sprang Zigi
rückwärts auf die Hände, kam auf die Füße, sprang wieder rückwärts auf die
Hände, viele Male hintereinander, als fliege er durch Évis Garten in Kreisen,
die er mit den Beinen in die Luft zeichnete, über Stühle und Bänke, die nie in
seinem Weg standen. Wenn er mit seinem Kaffee am Küchenfenster lehnte, wussten
wir schon, gleich würde er die Knie an die Brust reißen, die kleine Tasse unter
seinen Füßen von einer Hand in die andere geben, und sobald er stand, in einem
Zug leer trinken, Aja reichen und sich vor uns verbeugen, bis seine spitze Nase
zwischen die Knie stieß und wir die Libelle unter seinem Nacken sehen konnten,
die er vor Jahren mit etwas schwarzer Farbe und einer feinen Nadel in die Haut
hatte zeichnen lassen.
    Wir liebten Zigis Kunststücke und
konnten uns nicht sattsehen an ihnen. Aja sagte, sobald sie aufwache, stelle
sie sich noch im Nachthemd in den schiefen Türrahmen und warte, bis Zigi die Decke
zurückschlage, seine Hände auf den Boden setze, die Beine hochreiße und so
neben ihr in die Küche gehe. Wenn ich mittags kam, balancierte Zigi zwischen
den Birnbäumen auf einer Kugel, die er unter dem Blechdach neben den Hühnern
hervorgeholt hatte, wo Évi die leeren Blumentöpfe stapelte. Wenn er mit den
Armen ruderte, wenn er die Kugel mit nackten Füßen über Maulwurfshügel rollte
und den Rücken weit nach hinten bog, wenn es aussah, als müsse er kippen und
fallen, zerrte Aja Évis Korbsessel nach draußen und saß dann wie auf einem
Thron unter seiner hohen Lehne, die weit über ihren Scheitel reichte, im
Schneidersitz, die flachen Hände auf den Schenkeln, die Knie unter den
Armlehnen. Sie folgte Zigis Bewegungen, und wenn er anfing, ihr Blickfeld zu
verlassen, drehte sie den Kopf nach ihm, Aja, die ihren Namen rückwärts sagen
konnte, ohne dass er anders geklungen und sich verändert hätte, wie oft wir
ihn auch auflösten und zusammenfügten, wie oft wir ihn auch auseinandernahmen
und über uns kreisen ließen, mit derselben Leichtigkeit, mit der Zigi durch
die Luft in Évis Garten sprang, vor und zurück unter zwei Bäumen, wenn er abhob
und diesen Namen rief, Aja.
    Jedes Jahr brachte Zigi Dinge, mit
denen Aja und ich nichts anzufangen wussten, über die Évi sich aber freute wie
über nichts sonst. Diesmal waren es die Reste einer Tapete, auf der rote Rosen
rankten und die für eine Seite ihrer winzigen Küche reichten. Zigi nahm das
Regal ab, sah zu, wie Geldscheine hinabsegelten, die er in einem Briefumschlag
geschickt und die Évi hinter Tellern und Tassen versteckt hatte, und klebte die
Tapete an einem Vormittag rund um das Fenster, durch das wir über den Pfad aus
losen Platten zum schiefhängenden Tor schauen konnten. Er legte kein
Zeitungspapier aus, schmierte mit einem breiten Pinsel Kleister auf die Wand,
ohne dass etwas auf den Boden getropft wäre, schnitt die Bahnen im Stehen, mit
schnellen, kurzen Bewegungen, mit einem von Évis scharfen Messern, nur nach
dem Maß seiner Augen, drückte sie mit beiden Händen an und strich sie glatt
mit dem roten Tuch, das er aus der Brusttasche seiner schwarzen Jacke genommen
und unter sein Hemd gesteckt hatte. Am Abend saß Évi in ihrer Küche, umgeben
von roten Rosen, die nach nichts dufteten, aber dort rankten, als wollten sie
hochwachsen, durch das Fenster hinaus ins Freie.
    Die Zeiten mit Zigi waren Évi
heilig, die wenigen Wochen, in denen er in ihrem Bett schlief und an ihrem
Tisch aß, wenn sie vorgeben konnte, sie seien eine Familie wie jede andere. Évi
zog sich zurück, sobald Zigi Haus und Garten mit ihnen teilte, und sie blieb
stiller, als wolle sie mit den verfügbaren Sätzen haushalten und Zigis
Aufmerksamkeit nicht zerstreuen, als dürfe sie Aja und Zigi nichts von ihrer
Zeit rauben, aus der Aja so viel mitnehmen musste, damit es für ein Jahr
reichen würde. Wenn ich am Zaun entlanglief, sah ich Évi unter tiefhängenden
Zweigen an einen Baum gelehnt, die Hände vor dem Bauch gefaltet, als wolle sie
sich verstecken und habe keinen besseren Platz dafür gefunden. Sie glaubte,
erst wenn Aja abends auf Zigis Schoß eingeschlafen sei und ihr Kopf auf seiner
Brust liege, dürfe sie selbst anfangen, mit ihm zu reden, jedenfalls sagte sie
es so, nur in den Stunden am späten Abend und in der Nacht, als könnten Zigi
und sie erst dann zueinanderfinden und als gehöre er sonst allein Aja.
    Sobald Évi auf einer Leiter
Pflaumen in einen Eimer warf, sobald sie die

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