Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
McVitie gesehen zu haben, »in dieser Se kunde erobert ein Trupp unter Führung von Dante Barakuda Ihre Raketenstellung.« Sie sprach normales Galaktein, ohne die Altertümlichkeiten des Pasdan-Idioms. »Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie und die Erzmütter von sinnlosen Aktionen Abstand nähmen.«
Der Scharlachprim starrte die vermeintliche Wehrhafte Jungfrau an, sah sich um, stellte fest, daß die ganze Umge bung von bewaffneten Frauen abgeriegelt war, daß nur we nige, die aus Pasdan hinter ihnen hergegangen waren, nicht zu diesen fremden Frauen gehörten, daß diese wenigen überwältigt und gefesselt wurden, daß die merkwürdige gläubige Stimmung, die sie seit Tagen erfüllt hatte, verschwunden war, und sie starrte die weißgewandete, kühle Frau an, die sie für die Hüterin gehalten hatte. Die Hüterin der Prophezeiung.
»Wer … wer bist du?« fragte sie.
Lydia Hsiang runzelte die Stirn. Einen intensiven Mo ment lang wünschte sie, daß Dante und die anderen schnell und ohne Verluste die Stellung einnähmen. Dann blickte sie die Prim an.
»Ich bin Lydia Hsiang«, sagte sie. »Die Gouverneurin des Protektorats. Betrachten Sie sich als Gefangene.«
Der Kampf war kurz und bitter. Mit zwei tieffliegenden Gleitern kamen sie über den Pangotischen Ozean – aus einer Richtung, die die Gardistinnen nicht beobachteten. Ein zunächst unerklärlicher Zufall half den Leuten der Garnison, machte aber die Aktion noch dringender.
Die Wehrhaften Jungfrauen waren dabei, die Raketen startklar zu machen – gegen wen?
Die Auseinandersetzung dauerte fünf Minuten, aber sie kostete elf Männer aus Cadhras und vierzehn Frauen aus Pasdan das Leben. Die Raketen wurden nicht abgefeuert.
Von Pasdan näherten sich einige hundert Gardistinnen. Barakuda versuchte, seine Schmerzen zu ignorieren und die Verteidigung der Stellung zu sichern. Eine Kugel hatte ihm das linke Schultergelenk zertrümmert. Einer der Männer drückte ihm ein Injektionspflaster in den Nacken.
Jemand berührte ihn an der heilen Schulter. Er schaute wie durch einen rötlichen Schleier Leutnant Yakku an, der aus mehreren leichten Wunden blutete. Yakku strahlte; da bei liefen ihm Tränen über die Wangen, und er wies in den Himmel. Barakuda blickte nach oben.
»Wir haben die meisten Waffen«, sagte McVitie ruhig. »Na türlich nicht alle, aber ich denke, wir können hier gut aushalten. Bis morgen. Bis die Banyashil kommen.«
Sie waren zwischen den Hügeln und hinter den Schiffen in Deckung gegangen; zuvor hatten sie die Heilerinnen und Heiler aus den »Geisterschiffen« geholt. Einige der Mischlingsfrauen bewachten die gefangenen Mütter. Die Jägerinnen und Jäger der Gargava lauschten Saravyi, doch der sagte nicht mehr als: »Gehorcht den Anweisungen, die euch jene dort gibt. Sie ist meine liebe Tochter.«
Lydia Hsiang lächelte Sarela zu. »Sie hören es«, sagte sie. »Ihr Kommando.«
In Pasdan herrschte, auch aus der Entfernung sichtbar, kurze Zeit Durcheinander. Dann begannen die verbliebenen Erzmütter und Gebieterinnen mit der mühseligen Arbeit, die aus den Fugen geratene Ordnung wiederherzustellen. Bald formierten sich übersichtliche Einheiten, und das Fernglas verriet Sarela, daß es noch immer mehr als genug nicht ab gelieferte, vergessene oder versteckte Schußwaffen in der Stadt gab.
Weit auseinandergezogen rückten in dünnen Kolonnen Gardistinnen vor; sie nutzten die Unebenheiten des Geländes zur Deckung.
Lydia Hsiang seufzte. Sie lag neben McVitie in einer Mulde. »Sie haben sich sehr schnell gefangen«, sagte sie.
Sarela nickte. »Sie sind gut«, murmelte sie, »aber wir auch. Wir haben noch ein paar Überraschungen für sie.«
Die Gouverneurin sah sie fragend an.
»Ich habe knappe dreihundert Mulijägerinnen als Verstärkung zu Barakuda geschickt. Wir haben die Prim und die Erzmütter. Und wir haben in den letzten Nächten noch ein paar Sprengsätze in der Stadt gelegt. Und dies.«
Sie wandte sich um und gab einer neben dem ersten Schiff postierten Gruppe ein Handzeichen. Einige in den Schiffen mitgeführte Werfer husteten Projektile aus, die nach kurzem Flug zwischen den vorrückenden Gardistinnen aufschlugen und zerplatzten.
»Barakudas Technik«, sagte McVitie halblaut. Es waren Nebel- und Tränengasbehälter. »Und Gerames hat mit den Chemikern noch ein harmloses, langsames Narkosegas herstellen können. Zuwenig davon, aber immerhin.«
Der Vormarsch geriet ins Stocken. An einigen Stellen breiteten sich kleine
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