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Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Systeme aus Zahnrädern und Transmissionsriemen an. In einem der Schiffe saß ein Gargava-Jäger bei den Steinen und deklamierte Jagdlegenden; im zweiten sang eine Jägerin Wiegenlieder; im dritten stieg Saravyi leise in den Kielraum und lauschte mit angehaltenem Atem der Korporalin Levson. Sie hielt ein Buch auf den Knien und las den Steinen daraus vor. Es war mit einer Mischung aus Spott und Staunen ausgesucht worden – die galakteinische Übersetzung von Dantes Göttlicher Komödie , und immer, wenn darin Beatrice genannt wurde, sagte Levson, ohne Rücksicht auf das Metrum, »Lydia«. Die grünen Steine drehten sich auch dann noch, als die Schiffe angehalten wurden, indem man die Übertra gungsmechanismen auskuppelte.
    Die Aura wurde immer dichter. Aus den drei Landeschif fen stiegen weitere Wehrhafte Jungfrauen und näherten sich der Stadt.
    »Und seht meine Macht!« rief Lydia Hsiang mit heller, tragender Stimme. »Die Macht über das Tier!«
    Zehn Frauen der A- centuria, angetan mit den Gewändern Wehrhafter Jungfrauen, kamen von den Sklavenpferchen. Sie führten einen Mann mit sich. Vor dem Tempel hielten sie an; eine der Frauen griff in die strähnigen Haare des Sklaven und riß seinen Kopf hoch. Prim und Erzmütter sa hen in das Gesicht von Dante Barakuda.
    Die Gouverneurin rang mit ihren Gefühlen. Zusammen hatten sie den Plan ausgeheckt, und Barakuda hatte ihn um diese Variante ergänzt. Welche überzeugendere Demonstra tion der Macht der Hüterin gäbe es denn als diese? Die un erklärliche Anwesenheit des einzigen ihnen bekannten Mannes aus Cadhras, den sie fürchteten und haßten, der sie verhöhnt hatte und nun wehrlos und gedemütigt vor ihnen stand?
    Als das Stimmengewirr sich beruhigt hatte, befahl die Hüterin kalt: »Bindet ihn hoch an einen Galgen auf dem Galgenberg. Aber schädigt ihn nicht; er soll langsam sterben.«
     
    »Mit solchen Schiffen«, sagte Lydia, »die durch Feuer und über Land segeln können, werden wir alle Ziele erreichen. Tragt eure Waffen zu dem Hügel neben den Schiffen, meine Töchter.«
    In dieser Nacht – es war die Nacht vom 8. auf den 9. IV. – schlief niemand in Pasdan. Aus dem ganzen Hinterland strömten Frauen herbei, um die Hüterin zu sehen und mit den Schwestern zu feiern. »Ruft alle Töchter zu mir, auch die fern von Pasdan sind«, sagte Lydia, und in Cadhras registrierte Major Maqari, daß die Invasionsflotte, die kurz vor Corilia stand, beidrehte und wendete und nach Westen zu kreuzen begann.
    Niemand kannte alle Frauen, die nach Pasdan kamen, niemand konnte alle kennen. Es fiel auch nicht auf, daß ei nige Wehrhafte Jungfrauen wenig sprachen und manchmal, wenn sie redeten, Sprachfehler machten. Es bemerkte auch nie mand, daß es vor allem diese wortkargen Wehrhaften Jungfrauen waren, die die Schiffe und den wachsenden Waffenberg be wachten.
    »Hüterin«, sagte die Scharlachprim, eine stattliche Frau mittleren Alters, »das Böse greift von Norden nach uns.«
    »Ich will es anhalten«, sagte Lydia. Sie trat wieder vor den Tempel und hob die Arme. Dann rief sie: »Ich befehle den Feinden im Norden, in ihrem bösen Tun innezuhalten.«
    Yakku zog das Mikrofon zu sich, stellte die vereinbarte Frequenz ein, starrte noch einmal auf den Schirm, der die Gouverneurin mit erhobenen Händen zeigte, und sagte dann laut und deutlich: »Fürsten der Banyashil – es ist soweit. Legt die Waffen nieder.«
     
    Wie ein Hurrikan waren die Banyashil durch das dünn besiedelte, fruchtbare Flachland der Sieben Ströme gejagt. Fast alle Jägerinnen und Jäger besaßen inzwischen Feuerwaffen. Eineinhalb Tagesritte nördlich der Hauptstadt Pasdan stie ßen sie erstmals auf eine größere Einheit Gardistinnen.
    Da kam das Signal. Tremughati und Gortahork gaben die vereinbarten Zeichen. Sichtbar warfen die Shil Pfeil und Bogen sowie einige Karabiner weg, stiegen von den Pferden und zogen an einer langen Stange die Flagge mit dem Wap pen von Pasdan auf.
    Die Befehlende Mutter der Garde meldete es verstört nach Pasdan. Die Scharlachprim verkündete es den Frauen, und wieder wurde gejubelt.
    Tremughati bat um Erlaubnis, waffenlos mit ihren Jägerinnen und Jägern zur Stadt reiten zu dürfen, um dort der Hüterin zu huldigen. Prim und Hüterin, über Funk befragt, gaben die Erlaubnis.
    Fast zwanzigtausend Banyashil mit geschickt verborge nen Karabinern ritten weiter.
     
    In dieser Nacht, als auf dem Galgenberg lichterloh ein Feuer aufflammte und alle Galgen zerstörte, wurde Dante

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