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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Der lange Weg nach Hause
    Vor elf Jahren, an meinem sechsten Geburtstag, verschwand mein Vater.
    Vor einem Jahr, an eben jenem Tag, wurde mir auch mein Bruder genommen. Doch diesmal ging ich ins Feenreich, um ihn zurückzuholen.
    Es ist seltsam, wie eine Reise einen verändern und was man dabei alles lernen kann. Ich lernte, dass der Mann, den ich für meinen Vater gehalten hatte, gar nicht mein Vater war. Dass mein biologischer Vater nicht einmal ein Mensch war. Dass ich die Halbbluttochter eines legendären Feenkönigs war und dass sein Blut in meinen Adern floss. Ich lernte, dass ich Macht hatte, eine Macht, die mir Angst macht, auch heute noch. Eine Macht, die selbst die Feen fürchten – etwas, was sie vernichten kann. Und ich bin nicht sicher, ob ich sie kontrollieren kann.
    Ich lernte, dass die Liebe die Grenzen von Spezies und Zeit zu überwinden imstande ist, dass sie wundervoll und perfekt sein kann und es wert ist, um sie zu kämpfen. Aber auch, dass sie manchmal zerbrechlich ist, dass sie einem das Herz zerreißen kann und dass sie unter Umständen große Opfer fordert. Dass du manchmal allein gegen die ganze Welt kämpfst und es keine einfachen Antworten gibt. Dass man wissen muss, wann man jemanden festhalten sollte … und wann es besser ist, loszulassen. Und selbst wenn diese Liebe zu dir zurückkommt, kann es passieren, dass du in einem anderen, der die ganze Zeit schon da war, etwas ganz Neues entdeckst.
    Ich dachte, es wäre vorbei. Ich dachte, meine Zeit bei den Feen, all die unmöglichen Entscheidungen, die ich fällen musste, und die Opfer für all jene, die ich liebte, lägen hinter mir. Doch es braute sich ein Sturm zusammen, der all diese Entscheidungen auf die Probe stellen sollte wie noch nie zuvor. Und diesmal würde es kein Zurück geben.
    Mein Name ist Meghan Chase.
    In weniger als vierundzwanzig Stunden werde ich siebzehn.
    Déjà-vu, was? Schon schockierend, wie die Zeit an einem vorbeirast, als würde man stillstehen. Ich kann nicht glauben, dass seit diesem Tag schon ein Jahr vergangen ist. Seit dem Tag, als ich ins Feenreich ging. Dem Tag, der mein Leben für immer verändert hat.
    Technisch gesehen werde ich eigentlich gar nicht siebzehn. Dazu war ich zu lange im Nimmernie. Solange man im Feenreich ist, altert man nicht oder zumindest so langsam, dass es nicht weiter erwähnenswert ist. Deshalb bin ich, obwohl in der wirklichen Welt ein ganzes Jahr vergangen ist, wahrscheinlich nur ein paar Tage älter als damals, als ich ins Feenreich ging.
    Doch in Wirklichkeit habe ich mich so sehr verändert, dass ich mich selbst kaum wiedererkenne.
    Unter mir klapperten die Hufe des Kelpiefohlens auf dem Betonboden; ein regelmäßiger Rhythmus, der zu meinem Herzschlag passte. Auf diesem verlassenen Stück Highway mitten in Louisiana, das von Tupelobäumen und moosbedeckten Zypressen gesäumt war, fuhren nur wenige Autos, doch die rasten vorbei, ohne langsamer zu werden, und wirbelten dabei tote Blätter auf. Denn sie konnten das zerzauste schwarze Pferd, dessen rote Augen leuchteten wie glühende Kohlen und das ohne Zaumzeug und Sattel an der Straße entlangtrabte, nicht sehen. Genauso wenig wie die Gestalten auf seinem Rücken: das Mädchen mit den hellen Haaren und den umwerfenden dunkelhaarigen Prinzen hinter ihr, der die Arme um ihre Hüfte geschlungen hatte. Sterbliche waren blind gegenüber der Welt der Feen, einer Welt, der ich inzwischen angehörte – ganz egal, ob ich darum gebeten hatte oder nicht.
    »Wovor hast du Angst?«, murmelte mir eine tiefe Stimme ins Ohr und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Selbst in den schwülwarmen Sümpfen von Louisiana strahlte der Winterprinz Kälte aus, und sein Atem strich erfrischend kühl über meine Haut.
    Ich warf ihm über meine Schulter einen Blick zu. »Was meinst du?«
    Ash, der Prinz des Dunklen Hofes, sah mich an. Seine silbernen Augen funkelten in der Dämmerung. Offiziell war er kein Prinz mehr. Königin Mab hatte ihn aus dem Nimmernie verbannt, nachdem er sich geweigert hatte, seiner Liebe zu der halb menschlichen Tochter des Sommerkönigs Oberon abzuschwören. Oberon, mein Vater. Sommer und Winter waren dazu bestimmt, Feinde zu sein. Wir sollten uns nicht verbünden, sollten nicht gemeinsam gefährliche Abenteuer bestehen und vor allen Dingen sollten wir uns nicht ineinander verlieben.
    Doch das hatten wir getan und jetzt war Ash hier, bei mir. Wir waren Exilanten und die Steige – die Pfade, die ins Feenreich führten –

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