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Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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aber war haarig und hager und trug einen spitzen Kopf mit spitzen Ohren und spitzen Zähnen, wie es, sagt man, auf anderen Welten bei Tieren sein soll, die ›Wolf genannt werden. Dieses Geschöpf war über und über bedeckt mit Stellen der Räude, des Eiters und der Pein; mit seiner langen Zunge leckte es seltenes Tauwasser und seltenere Insekten vom Baum des Lebens – zuviel für einen kurzen Tod, zuwenig für ein langes Leben. Um den Hals trug es ein würgendes Band, mit dem es an den Baum gefesselt war; ein Band aus Haar, wie es manche Seilmacher in Hastamek zu flechten verstehen. Lydia sagte: ›Ist er es?‹, und Dante sah in die Augen des Tiers, die waren beißend hellblau, und das rechte schielte um ein Weniges, und er sagte: ›Er ist es.‹ Und da Lydia ihn anschaute, nahm Dante eines jener kleinen Feuerrohre, die lärmen und töten können, und richtete es gegen den Kopf des seltsamen Geschöpfs, daß aus dem langsamen Leben ein schneller Tod werde.«
     
     
     
12. Kapitel
     
    Ein scharfer, kalter Westwind fegte über die Bucht von Cadhras. Er jagte Wolken über den Himmel, wühlte das Meer auf und trieb Gischt und Regen wie in Vorhängen über die Stadt. Tropfen prasselten auf die leere Esplanade; im Park bogen sich die kahlen Bäume. Die Antennen des Raumhafens waren vom Strand aus nicht mehr zu sehen, ebensowenig das Palais der Gouverneurin nördlich von Cadhras.
    Lydia Hsiang und Dante Barakuda verließen das Vistamari und gingen über die Esplanade Richtung Hafen. Sie hatten in dem noblen Hotel, das als einziges der besseren Häuser an der Bucht noch geöffnet war, zu Mittag gegessen und über die nötigen Berichte gesprochen. Vor allem über jene Dinge, die nicht zu berichten waren. Das Gespräch hat te sich hingezogen; nun war später Nachmittag. Irgendwo im Westen, jenseits von Pasdan, sank die Sonne; für Cadhras bedeutete es nur eine Verfinsterung des himmlischen Graus.
    Teile der Berichte würden geheim bleiben; es sollte keinerlei Publicity über alte Shil-Artefakte wie die unheimlichen Kistchen und die Rogilsteine geben. Letztere waren kein Rätsel mehr. Es handelte sich um fossile organische Masse mit eingeschlossenen Luftkammern. In die Masse waren wiederum seltsame Schwingquarz-Kristalle eingelagert. Sie reagierten auf Wellen wie z. B. Stimmen oder das Quietschen von Transmissionsriemen. Die Quarzkristalle waren in Spiralen angeordnet, der Schliff der Steine unterstützte die Effekte. Die Wellen wurden von den Kristallen aufgenommen und verstärkt, spiralförmig nach außen übertragen und durch den Schliff wieder in den Kern zurückgeführt, so daß sie sich bei geringem Impulsschwund gewissermaßen ein zweites und tausendstes Mal selbst anstießen. Vielleicht würde irgendwann einmal ein Forschungsteam des Commonwealth sich mit diesen Artefakten befassen; es sollte jedoch ausgeschlossen werden, daß kommerzielle Interessenten durch Veröffentlichungen darauf aufmerksam gemacht wurden.
    Keine Erwähnung würde die undurchsichtige Rolle des alten Saravyi in den Berichten finden. Lydia und Dante wa ren ziemlich sicher, welche Impulse der Shil gegeben hatte; da er sich aber ebenso ausschwieg wie die ehemaligen Banyashil-Fürsten, gab es keine Beweise. Und Eftalmi No brega, der mehr hätte sagen können, konnte nichts mehr sagen. Auf welche Weise auch immer, Saravyi schien frühzeitig die Pläne der Mütter erraten oder erfahren zu haben und auch, daß sie vorübergehend der Mitwirkung der Banditen bedurften. Natürlich hatte Pasdan den »räuberischen Manntieren« nur wenige Waffen zur Verfügung gestellt. Saravyi war zu dem Schluß gekommen, daß der Plan des Matriarchats zu weit gediehen war, um noch ohne großes Blutvergießen gestoppt werden zu können. Daraufhin schien er Nobrega mit allen möglichen Tips in die Lage versetzt zu haben, sich selbst Waffen zu beschaffen, um von Pasdan unabhängig zu sein. Ob Saravyi selbst die Kistchen und die Räder konstruiert oder nur »ausgegraben« hatte, blieb ein Geheimnis. Durch die Manipulationen des alten Shil waren die Fürsten des Nordens von einem blutigen Feldzug abgehalten worden; außerdem hatten sich die Mütter genötigt gesehen, zur Kontrolle ihrer zeitweiligen Verbündeten eine Konkurrenzbande aufzustellen, ihre Kräfte und Aufmerksamkeit zu zersplittern und durch unübersehbare Aktionen Cadhras zu alarmieren. Nobrega schließlich war es durch die Waffen möglich geworden, eigene Pläne auszuhecken, die sich gegen Pasdan

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