BattleTech 11: Blut der Kerensky 2 - Blutiges Vermächtnis
manchen Leuten Ideen über die Macht und Wege, sie sich zu sichern, in den Kopf setzen.«
»Gut ausgedrückt, Galen. Auch wenn sie hübsch ist, werde ich mich bemühen, ihr aus dem Weg zu gehen.« Noch während er es sagte, warf Victor einen erneuten Blick auf die Frau im Kurita-Kontingent. Tausend Fragen über sie drängten sich in seine Gedanken, aber er schüttelte sich. Das ist ein Kriegsrat, Victor, kein Picknick.
Thomas lehnte sich vor und stützte beide Hände auf den der Liga Freier Welten zugewiesenen Tisch. »Ich teile die Ansicht des Gunji-no-Kanrei, daß Sorgen über eine mögliche Falle zum jetzigen Zeitpunkt fehl am Platze sind. Die Dragoner haben uns hierhergeholt, um die Invasion durch die Clans zu erörtern, und was wir tun sollten, um ihrem Vorrücken ein Ende zu machen. Ich finde, eine derartige Diskussion höchst angebracht. Ich für meinen Teil bin nicht zu hundert Prozent geneigt, irgendeiner militärischen Macht zu vertrauen, die zugibt, einmal mit dem Feind verbündet gewesen zu sein. Vergeben Sie mir, Oberst, aber das Volk der Freien Welten erinnert sich noch gut an die Rolle der Dragoner im Krieg zwischen meinem Vater und seinem Bruder Anton.«
»Ihre Vorsicht ist verständlich, Generalhauptmann«, antwortete Wolf. »Übrigens haben wir Ihr Ärzteteam in unserem Krankenrevier untergebracht und ihnen alle Geräte zur Verfügung gestellt, um die Sie gebeten hatten.«
Thomas bestätigte Wolfs Fürsorge mit einem Nicken. Joshua, der keine Ahnung davon hatte, daß er Gegenstand der Diskussion geworden war, ließ derweil die Beine über den Stuhlrand baumeln. Victor lächelte bei diesem Ausdruck kindlicher Unschuld. Es war eine ebenso ungewohnte Note wie die Anwesenheit jener wunderhübschen jungen Frau. Er wußte, daß Jaime Wolfs Bruder Joshua in der Liga Freier Welten ermordet worden war. Er fragte sich, ob Thomas aus reinem Zufall denselben Namen für seinen Sohn gewählt hatte, oder ob dies eine Art Friedensangebot an Wolfs Dragoner darstellte.
Victor sah sich in dem riesigen Saal um, den die Dragoner als ihre Große Ratskammer bezeichneten. Sie hatten ein Amphitheater aus dem Fels von Outreach gehauen und seine Wände mit Eichenholz getäfelt. Zwei Dutzend stufig angeordnete Terrassen boten Sitzplätze für Zuschauer, und ein Geländer aus vergoldetem Eichenholz trennte die Hauptkammer vom Zuschauerraum. Auf dem Boden des Saales waren die Tische der Teilnehmer in einem Halbkreis um das Rednerpult angeordnet. Victor vermutete, daß die Dragoner die Verbindungsteile zwischen den Tischen abgebaut hatten, damit die Fürsten der Großen Häuser einander gleichgestellt waren.
In den Galerien sah Victor eine Reihe Dragoner-Uniformen zwischen den Militärberatern und Staatsministern. Die Höflinge, Begleiter der verschiedenen Fürstenfamilien, waren kaum notwendig, um einen Vernichtungsfeldzug gegen die Clans zu planen, aber sie waren
von enormer Bedeutung, wenn es darum ging, die Staaten der Inneren Sphäre funktionstüchtig zu halten. Nie zuvor hatten sich alle Herrscher der Nachfolgerstaaten gleichzeitig an einem Ort versammelt, und die Belastung ihrer Aufgabe, die Staatsgeschäfte reibungslos weiterzuführen, spiegelte sich deutlich auf den Gesichtern der Beamten.
Victor bemerkte Jaimes Sohn MacKenzie Wolf in den hinteren Reihen der Zuschauer. Der großgewachsene, schlanke MechKrieger mit dem dunklen Schnurrbart wirkte in seiner schwarzroten Uniform beinahe draufgängerisch, aber seine Haltung deutete darauf hin, daß
er den Verlauf der Debatte keineswegs als unterhaltsam empfand.
Neben MacKenzie standen Morgan und Christian Kell von den Kell Hounds. Ihre roten Uniformen mit den auf Taille geschneiderten Jacken fielen vor allem durch die Motivweste in Form eines schwarzen Wolfskopf es mit dreieckigen roten Augen auf. Die Schnauze des Kopfes war am Gürtel der Jacke befestigt, die beiden Ohren an den Schultern. Auf Morgans Jacke unterbrachen mehrere Feldzugsabzeichen das Schwarz des linken Wolfohrs und kündeten von der langen Laufbahn des älteren Söldners.
Die grimmigen Mienen der drei erinnerten Victor an den Ernst der Lage. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er an Morgans Sohn Phelan — seinen Vetter — dachte, der als einer der ersten dem Angriff der Clans zum Opfer gefallen war.
Jaime Wolf stieß einen Seufzer aus. »Wir verschwenden wertvolle Zeit. Die Innere Sphäre steht der größten militärischen Bedrohung gegenüber, die je auf die Nachfolgerstaaten
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