BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
›Geschwister-Nachkommen‹) zu sehen.
Obwohl alle Mitglieder der Geschko denselben genetischen Hintergrund hatten und einander entsprechend ähnelten, sahen Aidan und Marthe einander ähnlicher als allen anderen ihrer Geschwister. Sie waren die einzigen, deren Gesicht sich von der hohen Stirn beinahe in einem perfekten Dreieck zu einem spitzen Kinn verjüngte, die berühmte Kopfform Sterncommander Tania Prydes, deren Leistungen im Kampf wie im Sport Eingang in die Annalen des Jadefalken-Clans gefunden hatten. Sie trug ihren Blutnamen noch immer, aber wie alle Krieger, deren Alter den Sitten gemäß den Rückzug aus dem Kampfgeschehen vorschrieb, erfüllte sie jetzt irgendwo eine nichtkämpferische Aufgabe oder hatte sich in einer anderen Kaste zur Ruhe gesetzt.
Über Galaxiscommander Ramon Mattlov, den Genspender väterlicherseits für Aidans Geschko, war weniger bekannt. Gerüchten zufolge sollen seine Leistungen ebenso beeindruckend gewesen sein wie die Sterncommander Prydes, doch hatten die Erzählungen davon irgendwie nicht den Weg in die Clan- oder Geschko-Annalen gefunden. Man hatte Aidan erzählt, er und Marthe ähnelten Mattlov in Größe und Körperbau. Sie waren die größten Mitglieder ihrer Geschko, und Marthe überragte Aidan noch um ein paar Zentimeter.
Was die beiden jedoch wirklich von den anderen unterschied, waren ihre Augen – so blau wie der Sommerhimmel über Circe, und genauso falsch. Genauso, wie ein Gewitter auf Circe scheinbar aus dem Nichts entstand, angekündigt nur durch eine kaum wahrnehmbare Bewegung im stillen Blau des Himmels, so war die Ruhe und Ausgeglichenheit in Aidans und Marthes Augen, wenn sie sich einem Gegner gegenübersahen, nur die Ruhe vor dem Sturm. Dieser Augenblick des Friedens, unmittelbar bevor sie losschlugen, lieferte ihnen häufig einen Vorteil über Gegner gleicher Stärke.
Aidan zitterte. Selbst in seinen dicken Kleidern fühlte er sich dem schneidenden Wind schutzlos ausgeliefert. Auch die übrigen Mitglieder seiner Geschko schienen zu bibbern. Man hatte ihnen gesagt, sie dürften nur die Kleidung ins Ausbildungslager mitbringen, die sie beim Herflug am Körper trugen. Eine Reihe von Aidans Kogeschwistern hatte daraufhin mehrere Kleidungsstücke übereinander angezogen; jetzt wünschte er, dasselbe getan zu haben. Die eisige Luft schnitt durch jede Lücke in der schützenden Kleidung und peinigte den Körper mit frostigem Hauch.
»Ich traue diesen Ungeschwistern nicht«, stellte Bret, der kleinste der Gruppe, fest. ›Ungeschwister‹ war ein Begriff, der ihre Geschko von anderen Geschkos und, was das anging, allen Personen außerhalb ihrer Geschko abgrenzte. Zum Beispiel von diesen dreckigen, schlecht gekleideten, ungehobelten Offizieren.
Brets geringe Größe schien sein frühes Ausscheiden aus der Geschko zu garantieren, aber niemand hatte mit seiner Verbissenheit, Courage und Disziplin gerechnet. Er trainierte jeden Morgen stundenlang. Inzwischen war sein Körper stark und muskulös, und die anderen betrachten ihn als Anführer, soweit die auf Unabhängigkeit versessenen Geschkinder überhaupt einen Anführer akzeptierten.
»Sie haben etwas für uns in der Hinterhand.«
»Und was, Bret?«, fragte Marthe.
»Ich weiß es nicht, aber in Anbetracht der Tatsache,
wie bösartig und gefühllos unsere zukünftigen Ausbilder sein sollen, vermute ich, daß ihre gespielte Gleichgültigkeit nur dazu dienen soll, etwas ausgesprochen Hinterhältiges zu verbergen.«
»Ich bezweifle, daß sie uns sehr lange hier stehen lassen«, kommentierte Aidan. »Das wäre nicht clanmäßig.«
»Clanmäßig? Ist das sarkastisch gemeint?«
Das war es in der Tat, aber Aidan war nicht bereit, das Bret gegenüber zuzugeben. Bret besaß keinerlei Humor und beschuldigte Aidan regelmäßig, das Leben zu leicht zu nehmen. Der kleinere Junge war sein ganzes Leben lang so damit beschäftigt gewesen, in der Geschko zu überleben und seine Verwandtschaft mit den anderen zu beweisen, daß er nie gelernt hatte, einen Witz zu machen. Auf Jagdausflügen klang sein Gelächter abends am Lagerfeuer immer falsch, wie das Lachen eines von Grund auf ernsthaften Menschen, der vergeblich versuchte, sich an seine Begleiter anzupassen. Er erzählte nur Witze, die er von anderen gehört hatte, und seine nervöse Art und der Tonfall, mit dem er die Pointe erzählte, ließen beim Zuhörer Zweifel daran aufkommen, ob er den Witz überhaupt verstanden hatte. Aber die Geschko brauchte Brets Gewitztheit
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