Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
Vom Netzwerk:
Inhalt
     Das Halsband der Königin  (Denkwürdigkeiten eines Arztes II)  Dritter Band
     LXI.  Die Gefangene.
    Während dieser geistigen Erregungen der Gräfin, während ihrer Träumerei, ereignete sich eine Scene anderer Art in der Rue Saint-Claude, dem von Jeanne bewohnten Hause gegenüber.
    Herr von Cagliostro hatte, wie man sich erinnert, in das ehemalige Hotel Balsamo's die flüchtige, von der Policei des Herrn von Crosne verfolgte Oliva einquartirt.
    Sehr in Angst, hatte Mlle. Oliva mit Freuden die Gelegenheit, zugleich der Policei und Beausire zu entfliehen, angenommen; sie lebte also zurückgezogen, verborgen, zitternd in der geheimnißvollen Wohnung, welche so viele furchtbare Dramen, ach! furchtbarer, als das tragikomische Abenteuer von Mlle. Nicole Legay, beherbergt hatte.
    Cagliostro hatte jede Fürsorge, jede Zuvorkommenheit für sie gehabt; es kam der jungen Frau süß vor, von diesem vornehmen Herrn beschützt zu werden, der nichts verlangte, aber viel zu hoffen schien.
    Und was hoffte er? das fragte sich die Klausnerin vergebens.
    Für Mlle. Oliva war Herr von Cagliostro, der Beausire gebändigt und über die Policeiagenten gesiegt hatte, ein rettenderGott. Er war auch ein sehr verliebter Liebhaber, da er respectirte.
    Denn die Eitelkeit Oliva's erlaubte ihr nicht, zu glauben, Cagliostro habe eine andere Absicht mit ihr, als sie eines Tages zu seiner Geliebten zu machen.
    Es ist eine Tugend bei den Frauen, welche keine mehr haben, zu glauben, man könne sie ehrfurchtsvoll lieben. Das Herz ist sehr verwelkt, lehr dürr, sehr todt, das nicht mehr auf die Liebe zählt, und auf die Achtung, welche der Liebe folgt.
    Oliva baute Luftschlösser in der Tiefe ihrer Behausung in der Rue Saint-Claude, chimärische Schlösser, worin, man muß es gestehen, der arme Beausire selten seinen Platz fand.
    Wenn sie am Morgen, geschmückt mit allen Annehmlichkeiten, womit Cagliostro ihr Ankleidecabinet ausgestattet hatte, die vornehme Dame spielte und die Nüancen der Rolle von Celimene durchging, lebte sie nur für die Stunde des Tags, zu der Cagliostro zweimal in der Woche kam, um sich zu erkundigen, ob sie das Leben leicht ertrage.
    In ihrem schönen Salon, inmitten eines wirklichen Luxus und eines verständigen Luxus, gestand dann die kleine Creatur berauscht sich selbst, Alles in ihrem vergangenen Leben sei Täuschung, Irrthum gewesen; im Widerspruch mit der Behauptung des Moralisten, daß die Tugend das Glück macht, sei es das Glück, was unfehlbar die Tugend mache.
    Leider fehlte es bei der Zusammensetzung dieses Glücks an einem für seine Dauer unerläßlichen Element.
    Oliva war glücklich, aber Oliva langweilte sich.
    Bücher, Gemälde, musikalische Instrumente hatten sie nicht hinreichend zerstreut. Die Bücher waren nicht frei genug, oder die, welche es waren, hatte sie zu schnell gelesen. Die Gemälde sind immer dasselbe, wenn man sie einmal angeschaut hat – Oliva urtheilt, und nicht wir – und die musikalischen Instrumente haben nur einen Schrei und nie eine Stimme für die unwissende Hand, die bei ihnen ansucht.
    Es ist nicht zu leugnen, Oliva langweilte sich bald schrecklich bei ihrem Glück, und oft sehnte sie sich unter Thränen nachjenen guten, kleinen, am Fenster in der Rue Dauphine zugebrachten Morgen zurück, da sie die Straße mit ihren Blicken magnetisirte, so daß alle Vorübergehenden ihre Köpfe erhoben.
    Und welche liebliche Spaziergänge im Quartier Saint-Germain, als, indem der zierliche Pantoffel auf seinen Absätzen um zwei Zoll einen Fuß von wollüstiger Biegung erhöhte, jeder Schritt der Wandlerin ein Triumph war und den Bewunderern einen kleinen Schrei der Angst, wenn er ausglitschte, oder des Verlangens, wenn sich nach dem Fuß das Bein zeigte, entriß.
    Das dachte die eingeschlossene Nicole. Allerdings waren die Agenten des Herrn Policei-Lieutenants furchtbare Leute; allerdings hatte das Hospital, wo die Weiber in einer schmutzigen Gefangenschaft ersticken, nicht den Werth der ephemeren und glänzenden Einkerkerung der Rue Saint-Claude. Doch wozu würde es dienen, Frau zu sein und das Recht der Frauen zu haben, wenn man sich nicht zuweilen gegen das Gute empörte, um es in Böses zu verwandeln, oder wenigstens in Träume?
    Und dann wird bald Alles schwarz für denjenigen, welcher sich langweilt. Nicole bedauerte die Abwesenheit Beausire's, nachdem sie den Verlust ihrer Freiheit beklagt hatte. Gestehen wir, daß nichts in der Welt die Frauen ändert, seit der Zeit, wo die

Weitere Kostenlose Bücher