Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte
die Arme um mich. Es ist ihr deutlich anzumerken, wie sehr sie das Ganze mitnimmt. »Ihr Mädchen macht mir solche Sorgen. Ich hatte unheimliche Angst, dass wir noch eine ...«
»PJ haben«, wiederhole ich. Ich würde ihr am liebsten erzählen, dass es PJ gut geht. Sie ist so verzweifelt, dass ich alles tun würde, um sie ein bisschen aufzuheitern. Aber ich weiß, dass das nicht geht.
»Ich mache mir Sorgen um dich, Olivia. Ich war einverstanden, dass du im Lycée bleibst und gleichzeitig beim Underground Ballet Theatre tanzt, solange du im Schulstoff mitkommst und alle Regeln einhältst. Was dir am Freitagabend passiert ist, ist nicht deine Schuld. Aber du bist schulisch ziemlich ins Hintertreffen geraten. Deine Mitschüler reden schon über deinen Alkoholkonsum. Deine Lehrer berichten, dass du im Unterricht oft geistesabwesend bist. Das Wohlergehen und die Sicherheit unserer Schüler sind unsere oberste Priorität. Wenn du mit den Anforderungen des Lycées und denen des Undergrounds nicht klarkommst, musst du dich für eins von beidem entscheiden. D'accord ?«
Ich schniefe. »Je comprends.«
»Ich muss deine Eltern in San Diego anrufen und es ihnen auch mitteilen. Soll ich das in deinem Beisein tun?«
Ich schüttle heftig den Kopf. »Nein! Rufen Sie sie nicht an. Bitte nicht.«
»Olivia, das muss ich. Ich habe in Paris die Fürsorgepflicht für dich.«
»Ich - ich würde das lieber selbst machen«, lüge ich. »Bitte lassen Sie es mich heute Abend von zu Hause aus machen. Ja?«
»Kannst du mir das versprechen?«
Ich nicke. »Ja, natürlich, ich verspreche es.«
»Und versprich mir auch, dass du von jetzt an bei allem auf Nummer sicher gehen wirst. Ich weiß, dass das eine aufregende Stadt ist, und du eine Menge neuer Freunde im Underground Ballet gewonnen hast, die älter sind als du. Aber du musst immer schön vorsichtig sein, Olivia. Hier können schreckliche Dinge geschehen.«
Ich nicke wieder. »Ja, das verspreche ich.«
Es klopft leise an die Tür. Als Mme Cuchon hingeht, um nachzusehen, wer da ist, und Zack hereinlässt, springe ich spontan auf und werfe mich in seine Arme.
»Dass du mir nie mehr davonläufst!«, sagt Zack und drückt mich ganz fest an sich. »Du hast mir eine Heidenangst eingejagt!«
»Lass uns gehen«, sage ich. »Madame Cuchon, ist es okay, wenn Zack und ich uns ein bisschen in der bibliothèque unterhalten? Nur bis zur nächsten Unterrichtsstunde?«
Mme Cuchon nickt. »Aber vergiss unser Gespräch nicht.«
Zack und ich gehen zur Bibliothek hinauf. Dort stehen ein paar Lesesessel herum, die von der jahrelangen Benutzung verschlissen sind, das Leder ist zwar rissig, aber weich. Wir lassen uns in sie hineinplumpsen. Zack sieht mich eindringlich an und wendet kein einziges Mal seine braunen Augen von mir ab. Ich schaffe es nicht, seinem Blick standzuhalten.
»Olivia«, sagt Zack schließlich. »Wir müssen reden.«
»Bitte nicht, Zack«, flehe ich und schließe die Augen. »Können wir nicht einfach hier beieinandersizen und schweigen?«
Mit geschlossenen Augen spüre ich, wie Zack mir seine Hand auf das Knie legt. Als ich die Augen öffne, merke ich, dass er seinen bekümmerten Blick nicht abgewendet hat. »Was ist, Zack?«, frage ich ihn, völlig erschöpft, im Herzen, in den Beinen, in meinen Händen.
»Bevor Drew neulich nachts mit dir zu sich gefahren ist«, sagt Zack, und ich zucke zusammen, »hast du angedeutet, dass du mir wegen PJ etwas noch nicht erzählt hast ... Erinnerst du dich?«
Ich schnappe nach Luft. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass mir etwas wegen PJ rausgerutscht ist. Das allein schnürt mir den Hals zu - dass ein Großteil dieser Nacht sich anscheinend außerhalb jeglicher Erinnerung abgespielt hat.
»Ich weiß nicht, Zack.«
»Sag's mir, Olivia! Du musst es mir sagen. Sie war auch meine Freundin. Wenn es etwas gibt, das du weißt, dann habe ich das Recht, es ebenfalls zu erfahren.«
»Sie lebt«, flüstere ich. Ich sehe noch genau vor mir, wie sie draußen vor Marnis Laden vor mir stand und von mir verlangt hat, ich sollte keiner Menschenseele sagen, dass ich sie gesehen habe. Aber Zacks Stimme ist so brüchig. Als ich sehe, wie Tränen in seine Augen steigen, kommt plötzlich bruchstückhaft eine Erinnerung in mir hoch: Zack und ich in der Bar, und ich bin kurz davor, ihm die Wahrheit zu sagen, aber irgendetwas hat mich davon abgehalten.
Zack nickt. »Wer weiß es noch?«
»Außer mir?«, antworte ich. »Nur
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