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Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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Jay.«
    Zack beugt sich vor und zieht mich näher zu sich heran. Dann sitzen wir beide weinend in der leeren Bibliothek. »Alles wird gut«, flüstert er wieder und wieder, während er mich hin- und herwiegt, aber ich habe das Gefühl, dass er das mehr zu sich sagt als zu mir.
    Er kann unmöglich von mir erwarten, dass ich ihm das glaube. Nichts wird wieder gut, nach allem, was passiert ist.

13 • PJ
    Schuldige
    Freddies Klub, der sich gern als eleganter Herrenklub etablieren will, ist tagsüber nicht geöffnet. Hierher können Männer nur abends kommen. Das heißt, wenn die Tänzer morgens heimgehen, stehen die Räume leer. Ich möchte nicht, dass Griselda mitbekommt, dass ich keine Bleibe habe. Aber sie muss ahnen, dass ich tagsüber normalerweise hier schlafe.
    Das ist schlimm. Echt schlimm.
    Aber es gibt Schlimmeres.
    Für gewöhnlich bin ich um neun Uhr morgens so müde, dass ich mich einfach auf den Boden lege, meine Stofftasche als Kissen und mein Mantel als Laken benutze.
    Ein paar Tage nach unserem letzten Treffen schreibt Jay mir eine Mail und fragt mich, ob ich nicht Lust habe, ihn zum Abendessen zu treffen. Und ob er mich in irgendein schönes Lokal ausführen darf.
    Vielleicht kann Alex mir ja was empfehlen. Ich würde dich liebend gern endlich mal zu einem echten Date einladen. Und dir sagen, wie leid mir unser Streit neulich tut. Es war alles meine Schuld, und ich würde alles tun, um es wiedergutzumachen.
    Ich werde dich treffen, schreibe ich von einem Internetcafé aus zurück, wo ich zum Millionsten Mal mein Gmail-Passwort ändere. Ich bin paranoid, dass jemand in meinen Account einbrechen könnte und nicht nur mitbekommt, dass ich noch lebe, sondern auch, dass ich mitten in Paris bin und damit ein leichtes Opfer. Die Marquets könnten zum Beispiel mithilfe eines guten Computerhackers meine Nachrichten lesen und auf eine gute Gelegenheit warten, um mich für immer zum Schweigen zu bringen. Auch das FBI könnte Zugang zu meinem Account haben. Oder Annabel könnte irgendwo da draußen sein und mit der Polizei in Vermont zusammenarbeiten, um mein Passwort herauszufinden, mich heimzubringen und dafür zu bestrafen, was sich in ihrem Apartment in Rouen abgespielt hat. Jemand muss für den toten Neffen der Marquets auf Annabels Apartmentboden büßen.
    Ich werde dich treffen, aber nur, wenn wir zu Sandwich Grec gehen, wo wir schon mal waren. Ich bin um sieben da. Bis dann.
    Jay ahnt nicht, wie viel Angst ich habe, von Mitschülern - oder noch schlimmer: von Gasteltern - aus dem Lycée erkannt zu werden. Aber das Sandwich Grec ist kein Ort, an den die Familien aus dem »Programme Américain« normalerweise gehen würden.
    Am Abend setze ich mich draußen vor dem Lokal auf eine Bank, Haare und Gesicht mit meinem Schal verhüllt, und warte auf ihn. Schon bald sehe ich, wie er die Straße entlangkommt und sich erwartungsvoll in dem kleinen Lokal umblickt, ehe er merkt, dass ich noch nicht da bin.
    Er setzt sich so hin, dass er zu den Fenstern blickt. Frierend, weil es ein recht kühler Abend ist, trete ich ein und nehme gegenüber von ihm Platz, während ich wärmend die Hände aneinanderreibe.
    Lange sehen wir uns nur an. Ich öffne den Mund, um das Ganze irgendwie zu erklären, aber Jay hebt die Hände und legt sie dann auf meine. »Nicht«, flüstert er. »Es war meine Schuld. Ich habe dich zu sehr gedrängt. Ich muss dir Zeit lassen. Das weiß ich. Es tut mir leid. Bitte verzeih mir.«
    »Jay, ich -« Ich schaue weg. Sein Blick ist so intensiv.
    »Ich liebe dich. Bleib einfach nur bei mir«, sagt er. »Ich unterstütze dich, egal was es ist.«
    Ich ziehe meine Hände unter den Tisch zurück. »Ich bin mir da nicht so sicher.« Jay ist einfach zu gut für mich. Ich habe ihn noch nicht nach dem gefragt, was ich am allermeisten brauche: einen Plan für die Zukunft. Eine Möglichkeit, mich wieder frei bewegen zu können, ohne mich verstecken zu müssen. Wenn ich ihm erzähle, wie ernst die Sache ist, wird er wissen wollen, warum. Aber ich kann ihn nicht zum Komplizen machen.
    Jay streckt die Hand nach mir aus und hebt mein Kinn. »Aber ich.«
    Ich schüttle den Kopf.
    »PJ, ich meine es ernst. Was immer du auch brauchst - ich bin für dich da. Ich werde dir helfen. Ganz egal, was geschieht. Du musst mich nur fragen. Ich kann dir nicht helfen, wenn ich nicht weiß, was du brauchst.«
    Ich unterdrücke die Tränen und lache fast, so erleichtert bin ich. Ich wollte mich nicht von Jay verabschieden, noch nicht.

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