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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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geschworen, die Diebe zu finden – ein Unterfangen, das ihn in diesen verschlafenen Ort am Rande des Nichts geführt hatte.
    Die Frau vor ihm bewegte sich mit einer gelassenen Grazie. Obwohl sie von Kopf bis Fuß in einen Bauernumhang gehüllt war, strahlte ihre Haltung eine höchst verlockende Eleganz aus.
    Wie die einer Frau, die er vor Jahren gekannt hatte.
    Eine Frau, die er mit einer Leidenschaft geliebt hatte, die an Wahnsinn grenzte.
    Und die er zurückgelassen hatte, als er sich aufmachte, König Richard auf seinen Kreuzzug zu begleiten.
    Wie sehr er diesen Schritt bedauerte! Aber daran durfte er jetzt nicht denken, denn vor Jahren hatte er gar keine andere Wahl gehabt. Zudem konnte die Frau, der er nun folgte, gar nicht seine geliebte Gisela sein. Das Dorf, in dem er ihr damals begegnet war, lag mehrere Tagesritte von hier entfernt. Und inzwischen war sie gewiss mit einem guten Mann verheiratet und hatte vier oder fünf Kinder an ihrem Rockzipfel hängen.
    Sie strich mit der Hand an einer Reihe Leinenkleider entlang, die im Wind wehten, wandte sich dann nach links und ging auf den offenen Platz zu, wo die Schausteller waren. Dominic humpelte ihr hinterher, ohne sie aus den Augen zu lassen. Er sollte vernünftig sein und zum Markt zurückkehren, statt einer Frau hinterherzulaufen, nur weil ihr Gang ihn an eine andere erinnerte. Schließlich war es weit wichtiger, dass er Geoffrey gegenüber seine Pflicht erfüllte.
    So oder so konnte er einfach nicht umdrehen.
    Etwas an dieser Frau zog ihn an.
    Neugier vielleicht.
    Begehren.
    Er musste grinsen. Welcher Mann wäre nicht von einer Frau verlockt, die einen solchen Hüftschwung hatte? Sie hingegen dürfte sich kaum von einem verkommenen Bettler angezogen fühlen.
    Trotzdem …
    Sie blieb einen Moment stehen, um dem Bärendompteur zuzusehen. Der Mann wedelte mit einem Stock, worauf sich eines der Tiere auf die Hinterbeine stellte. Die Menge jubelte.
    Dominic nahm seinen Stock in die andere Hand, wischte sich den Schweiß von der Stirn und streckte die Finger, die vom Gehen am Stock verspannt waren.
    Dann sah er zurück zu der Menge.
    Die Frau war verschwunden.
    Sogleich wurde er unruhig. Er ging ein Stück weiter und sah sich unter den Leuten um.
    Fort.
    Es war wohl besser, dass seine sinnlose Verfolgung so endete.
    Als er sich gerade geschlagen geben wollte, entdeckte er sie, wie sie in eine Seitengasse huschte. Beim Laufen rutschte ihr die Kapuze vom Kopf und enthüllte dichtes blondes Haar.
    Gisela!
    Ihm fiel der Stock aus der Hand und landete klappernd auf dem Pflaster. Noch ehe Dominic sich zur Räson rufen konnte, rannte er los. Der schwere Mantel schlug ihm gegen die Beine, und er stolperte zwei Mal, konnte sich jedoch noch rechtzeitig abfangen. Er packte den groben Wollstoff und riss die eine Saumecke auf, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
    Einige der Leute, die um die Tanzbären herumstanden, drehten sich zu ihm und guckten verwundert. Natürlich dürften manche von ihnen auch recht empört sein, hatte er sie doch vorhin erst davon überzeugt, dass er ein verkrüppelter armer Mann wäre.
    Als er den Eingang zur Gasse erreichte, sah er Gisela schon ein gutes Stück weiter hinten. Sie hatte sich die Kapuze wieder aufgesetzt und hielt sie nun mit einer Hand fest, während sie lief.
    »Gisela!«, rief er. Weder blieb sie stehen noch drehte sie sich um. Er konnte nicht einmal sagen, ob sie ihn überhaupt gehört hatte.
    Also setzte er ihr nach. Auf dem Boden lagen verrottende Kohlblätter und Zwiebeln, und über ihnen surrten schwarze Fliegenschwärme. Fluchend wedelte er die Fliegen weg und rannte über die glitschigen Gemüseabfälle. Der Gestank war bestialisch. Dominic hustete würgend, bevor er sich Mund und Nase mit seinem rissigen Ärmel zuhielt.
    Auf halbem Weg durch die Gasse blieb er stehen. Das Stimmengewirr und der Lärm vom Markt drangen bis hierher; in der Gasse selbst allerdings war alles vollkommen still. Dominic schaute sich um. Er musste Gisela unbedingt finden. Er
musste
, nun da er sie nach so langer Zeit wiedergesehen hatte …
    Eine dürre graue Katze kletterte über einen Stapel kaputter Holzkisten in der Nähe. Eine der Kisten verrutschte und fiel zu Boden. Mit einem lauten Jaulen sprang die Katze davon und verschwand in einer anderen Gasse weiter vorn.
    Dominic, der erneut seinen Mantel raffte, folgte dem Tier.
    Die Seitengasse führte zum Hinterhof der »Stubborn Mule Tavern«. Bei dem Hof handelte es sich um einen Sandplatz,

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