Begleiterin fuer eine Nacht
machen. Und es war nicht Hollys Schuld. Es war ihre eigene.
Sabrina schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und trank sie stehend in der Küche. Sie wollte ihrer Mitbewohnerin aus dem Weg und früh zur Arbeit gehen, aber sie hatte kein Glück. Holly hatte sie offensichtlich gehört und war aufgestanden, obwohl es für sie viel zu früh war. Holly stand sonst nie vor zehn Uhr morgens auf.
„Was ist letzte Nacht passiert?“ Holly kam immer gleich zur Sache, wenn sie etwas auf den Grund gehen wollte.
Sabrina wich ihrem Blick aus. „Nichts. Alles ist in Ordnung. Ich muss früh in der Arbeit sein. Großer Fall.“
Sie stellte ihre Kaffeetasse auf die Theke und schnappte sich ihren Aktenkoffer.
„Sabrina, bitte“, beharrte Holly.
„Alles ist okay.“ Sie eilte hinaus und ließ die Tür hinter sich zufallen.
Sie musste an keinem großen Fall arbeiten. Nichts wirklich Wichtiges erwartete sie im Büro. Aber zumindest konnte sie sich beschäftigen, und der Tag würde so schneller vergehen. Als sie in der Firma ankam, schwirrten alle bereits wie in einem Bienenstock herum.
„Was ist los, Caroline?“, fragte sie die Empfangsdame. „Warum sind alle schon so früh da?“
„Hast du denn noch nichts davon gehört? Wir haben einen wirklich großen Klienten von der Ostküste bekommen. Er kommt in einer Stunde wegen eines Meetings.“
Sabrina zuckte mit den Achseln. Niemand erzählte ihr jemals etwas, und wahrscheinlich würde sie sowieso nicht an dem Fall des neuen Kunden mitarbeiten dürfen, vor allem nicht, wenn es sich um einen wirklich großen Klienten handelte, wie Caroline es ausgerückt hatte. Niemand gab ihr jemals irgendwelche wichtigen Aufgaben.
Sie öffnete die Tür zu ihrem kleinen Büro und vergrub sich in langweiligen Zeugenaussagen, die einer Überprüfung bedurften. Jeder ließ sie in Ruhe. Es sah so aus, als wären alle – nur nicht sie – dem neuen Klienten zugeteilt worden. Perfekt. Ihr Liebesleben war ein Durcheinander, und ihre Karriere führte in eine Sackgasse.
Ihre Sprechanlage summte. „Hannigan will eine Kopie der Zeugenaussagen im Fall Fleming. Hast du die, Sabrina?“, ertönte Carolines Stimme.
„Ich bin gerade mit der Durchsicht fertig geworden. Du kannst sie abholen und für ihn kopieren.“
„Tut mir leid, ich kann nicht. Ich darf den Empfangsbereich heute nicht verlassen.“
„Dann lass es Helen machen!“
„Helen arbeitet an etwas für den neuen Klienten. Tut mir leid, aber keiner hat Zeit, jetzt etwas zu kopieren. Und Hannigan will die Sachen sofort.“
Sabrina seufzte. „Gut, ich mach es selbst.“ Jetzt war sie sogar schon zu Sekretariatsaufgaben abgestiegen. Großartig! Der Tag wurde immer besser. Was würde noch schieflaufen?
Auf ihrem Weg zum Kopierraum ging sie am Konferenzraum vorbei. Der Konferenzraum war an einem Ende ihres Stockwerks und hatte Glaswände. Als das Büro umgebaut worden war, hatten die Partner auf etwas Großartigem bestanden, um die Klienten zu beeindrucken. Der Konferenzraum überblickte die Stadt und die Glaswand zwischen dem Raum und dem Foyer trug zu diesem beeindruckenden Anblick bei.
Alle Partner, mehrere Kollegen und andere Männer, die Sabrina nicht kannte, waren um den Konferenztisch herum versammelt, unterhielten sich laut und tauschten Dokumente untereinander aus. Ein Haufen Anzüge. Im Endeffekt sahen sie alle gleich aus. Keine einzige Frau war darunter.
Sie betrat den Kopierraum und tippte ihren Code ein, um mit dem Kopieren der Zeugenaussagen anzufangen. Die Maschine machte ein lautes, summendes Geräusch, als sie mit dem Kopierauftrag anfing. Gelangweilt trommelte Sabrina mit ihren Fingern auf das Kontrollfeld.
„Warten Sie auf etwas?“, schreckte sie eine Stimme an der Tür auf.
Sie drehte sich blitzschnell um und sah, wie Hannigan die Tür hinter sich schloss und von innen verriegelte. Sofort brach sie in kaltem Schweiß aus. Oh Gott, er hatte sie reingelegt. Er hatte ihr einen Kopierauftrag gegeben, weil er wusste, dass keine der Sekretärinnen verfügbar war und er sie so hier in die Falle locken konnte.
Sabrinas Magen drehte sich um, und Übelkeit stieg ihr hoch.
„Ich bin hier fast fertig. Ich kann die Dokumente gleich in Ihr Büro bringen.“ Sie versuchte, ruhig zu bleiben und vorzugeben, nicht zu wissen, was er vorhatte.
„Das wird nicht nötig sein.“ Seine ekelhafte Zunge schnellte heraus und leckte über seine Lippen.
Sie fühlte ihre Galle hochkommen. Es gab nur einen Ausgang aus diesem Raum, und
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