Begleiterin fuer eine Nacht
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Daniel Sinclair lehnte sich gemütlich in den bequemen Ledersitz seiner Limousine zurück, die ihn für seinen Flug nach San Francisco zum John F. Kennedy Airport bringen würde.
„Wir dürften in fünfundvierzig Minuten am Flughafen sein, Sir”, teilte ihm sein Fahrer Maurice mit.
„Vielen Dank.”
Anstatt einen Privat-Jet zu chartern, wie er es oft bei Inlandsreisen tat, hatte er sich entschieden, bei einer kommerziellen Fluggesellschaft erster Klasse zu fliegen. Da sowohl sein Anwalt als auch seine Freundin erst am nächsten Tag an die Westküste fliegen würden, um ihn dort zu treffen, anstatt gemeinsam mit ihm zu reisen, hatte es keinen Grund gegeben, nur wegen eines einzigen Passagiers einen Flieger zu chartern.
Audrey, die seit fast einem Jahr seine Freundin war, musste eine wichtige Wohltätigkeitsveranstaltung besuchen und hatte versprochen, den ersten Flug am nächsten Morgen zu nehmen, während sein Anwalt Judd Baum noch an letzten Vertragsrevisionen arbeiten musste und es für klüger hielt, diese in New York zu vollenden, wo ihn seine Mitarbeiter unterstützen konnten.
Seit fast einem Jahr arbeitete Daniel an der Übernahme einer in San Francisco ansässigen Finanzdienstleistungsgesellschaft. Trotz der Tatsache, dass die meisten Einzelheiten von seinen Anwälten und seinen Geschäftsführern bearbeitet wurden, zog er es vor, sich selbst ausführlich um jeden Erwerb seiner Firma zu kümmern, besonders wenn es um die letzten Details der Abwicklung ging.
Er bestand immer darauf, mit der Gegenseite am Tisch zu sitzen, wenn die endgültigen Unterschriften ausgetauscht wurden, anstatt den Handel aus der Ferne abzuschließen. Außerdem war ein erneuter Besuch in San Francisco genau das, was er brauchte.
Diese Reise würde ihm die Möglichkeit geben, sich zu entspannen und seinen Kumpel Tim zu treffen, um wieder auf den neusten Stand zu kommen. Tim war vor fünf Jahren aus New York geflüchtet, weil ihm klar geworden war, dass ein Leben außerhalb Kaliforniens nichts für ihn war. Der gebürtige Kalifornier hatte versucht, sich dem Leben an der Ostküste anzupassen, hatte sich dort aber nie wirklich zuhause gefühlt. Daniel konnte ihm das nicht verübeln.
Das Leben in New York war hektisch und vollkommen auf die Arbeit ausgerichtet.
Daniels Hintergedanke für den Besuch in San Francisco war jedoch, Tim mit Audrey bekannt zu machen. Tim hatte nämlich die außergewöhnliche Gabe, innerhalb von fünf Minuten den Charakter jedes Menschen einzuschätzen. In den letzten Monaten war Daniels Beziehung zu Audrey etwas ins Wanken geraten, vor allem weil er so verdammt hart an diesem Deal gearbeitet hatte.
Daniel hatte sie bei einigen Gelegenheiten vernachlässigt und fragte sich nun, in welche Richtung er die Beziehung lenken sollte. Die Wahrheit war, er brauchte den Rat seines alten Studienfreundes, was er mit ihr machen sollte. In New York sprach er mit keinem seiner Freunde oder Kollegen über Beziehungen oder Frauen. Tim war der Einzige, mit dem er wirklich über etwas anderes als den üblichen Männerkram reden konnte.
Daniel fuhr sich mit seinen langen Fingern durch sein dunkles Haar, was er oft tat, wenn er mit den Gedanken woanders war. Seine Haare waren länger als gewöhnlich; in letzter Zeit hatte er nicht einmal die Zeit gefunden, seinen Friseur für einen schnellen Haarschnitt aufzusuchen. Sein Terminkalender war einfach zu voll gewesen.
Da er noch nie einfach nur ruhig dasitzen hatte können, öffnete Daniel seinen Aktenkoffer und fing an, ein paar der Geschäftsdokumente noch einmal durchzusehen. Als er durch die Akten blätterte, stieß er einen unterdrückten Fluch aus. Eine der Akten, die seine Assistentin für ihn zusammengestellt hatte, fehlte. Er erinnerte sich, dass er sie am Vorabend aus dem Aktenkoffer genommen hatte.
Er hatte Audrey von ihrem Apartment abgeholt, aber wie üblich war sie noch nicht soweit gewesen und er hatte warten müssen, bis sie fertig angezogen war. Da Audrey sich dabei wie gewöhnlich Zeit gelassen hatte, hatte er angefangen, die Akte durchzusehen, und diese dann dort prompt vergessen. Und da er Audrey nach dem Abendessen lediglich abgesetzt hatte, anstatt die Nacht mit ihr zu verbringen, hatte er seine Vergesslichkeit nicht einmal bemerkt.
Als er an den vorherigen Abend dachte, hatte er Schwierigkeiten sich zu erinnern, wann er das letzte Mal bei Audrey übernachtet hatte. Das musste vor mehr als ein paar Wochen gewesen sein. Und aus diesem Grund musste
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