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Bei Anruf - Angst

Bei Anruf - Angst

Titel: Bei Anruf - Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schritte.
    Margot, seine Frau, kam sofort
aus der Küche. Zärtliche Begrüßung.
    „Emil, die Jungs sind da.“
    „Das ist gut. Denn ich habe
Neuigkeiten.“
    Er kam herein.
    Trotz durchwachter Nacht sah er
kaum ermüdet aus. Während er dann berichtete — wobei er frühstückte — passierte
ihm nur ein kleines Gähnen.
    Alle saßen am Tisch. Oskar
hatte sich ausgestreckt, merkte, dass jetzt erst mal Schluss war mit den
Streicheleinheiten, und rollte sich ein.
    „Mein Nachtdienst“, sagte Glockner,
„hat sich verlängert, weil Nachrichten aus St. Amarusetta eintrafen. Davon
wollte ich mir nichts entgehen lassen. In dem Likör-Dorf hat sich Schlimmes
ereignet. Zwar hat es nur die Schuldigen getroffen. Aber auch das hätte man
verhindern können, wenn uns Havliczek nicht belogen hätte.“
    Tim begriff sofort. „Hinsichtlich
der Namen? Er hat falsche Namen genannt?“
    „Richtig, Tim. Olivias Bruder
heißt nicht Bodo Leunig, sondern Dietmar Lerchenalt. Und Adolf Westermeier
heißt Adolf Tagner.“
    „Das Mädchen heißt demnach
Olivia Lerchenalt?“
    „So ist es.“ Glockner trank
einen Schluck Kaffee. „Die beiden sind Schleuser, sind ziemlich große Nummern
in diesem kriminellen Geschäft. Aber nach St. Amarusetta hat sie etwas anderes
geführt. Es war offenbar Lerchenalts Idee. Er wollte sich mit Gewalt, mit
Entführung und Folter, das Jahrhunderte alte Rezept für die Herstellung des
Amarusetto-Likörs beschaffen. Dieser Likör ist wirklich ein Hit, das Rezept ein
streng gehütetes Geheimnis. Nur drei Mönche kennen die Mixtur aus 155 Kräutern.
Nichts ist aufgeschrieben. Nach alter Ordensregel — denn der Amarusetto wird
von den Mönchen des Silentus Orden hergestellt — wird das Wissen nur in drei
Köpfen bewahrt. Stirbt einer der Mönche, rückt ein anderer Gedächtniskünstler
an seine Stelle und wird eingeweiht.“
    „Wahnsinn!“, staunte Klößchen. „Mancher
kann kaum bis 155 zählen und diese frommen Brüder merken sich 155 Kräuter. Aber
ich dachte immer: Alkohol macht blöde. Oder trinken die nicht?“

    Glockner lächelte. „Die Mönche
trinken ihn nicht. Doch sie verkaufen ihn weltweit. Und ihr Rezept ist
natürlich bei Insidern — bei anderen Likör-Fabrikanten — sehr begehrt. Deshalb
wollten Lerchenalt und Tagner es an sich bringen. Heute früh wollten sie
zwischen dem Kloster in den Bergen und dem Dorf St. Amarusetta — also auf einer
gefährlichen Gebirgsstraße — einen Hinterhalt legen: für die Mönche. Die fahren
stets morgens vom Kloster zur Brennerei, aber niemals zusammen in einem Wagen.
Immer getrennt in drei Fahrzeugen und mit genügend zeitlichem Abstand
voneinander. Alles wegen der Sicherheit!“
    „Weil sonst im Falle eines
grässlichen Unfalls mit totaler Todesfolge das Rezept verloren wäre“, sagte
Tim.
    Der Kommissar nickte. Alle
lauschten gebannt.
    „Heute fuhr Bruder Benediktus
als erster los“, berichtete Glockner. „Als er seinen italienischen Kleinwagen
um eine Haarnadelkurve lenkte, bot sich ihm ein schrecklicher Anblick. Zwei
Männer — nämlich Lerchenalt und Tagner — waren von ihrem eigenen Fahrzeug
überrollt worden. Es hatte abschüssig geparkt, die Bremsen hatten sich gelöst.
Lerchenalt wurde an der Leitplanke fast zerquetscht. Er ist lebensgefährlich
verletzt. Tagner wird vielleicht ein Bein verlieren, einen Unterschenkel.
Bruder Benediktus leistete natürlich sofort erste Hilfe — ahnte nicht, dass die
beiden einen Hinterhalt hatten vorbereiten wollen, der ihm galt — ihm und
seinen beiden Ordensbrüdern. Aber die sofort verständigte Polizei hat dann
gecheckt, was Sache ist. Nämlich dass es sich um die Gesuchten handelt und dass
sie ein Verbrechen vorhatten. Im Wagen fand man alle Utensilien dafür: Waffen,
Masken, Stricke und ein Aufnahmegerät. Ein dortiger Commissario — der gleich
mit dem Hubschrauber eingeschwebt ist — hat dann die Gelegenheit wahrgenommen.
Er sah nämlich, wie es um Tagner stand. Der Mann war fertig, war nervlich am
Ende, aber bei vollem Bewusstsein, Lerchenalt dagegen nicht mehr ansprechbar.
Der Commissario hat Tagner noch im Krankenhaus vernommen — und alles erfahren.“
    „Die beiden sind keine
Likör-Fabrikanten“, sagte Tim rasch. „Also kann man davon ausgehen, dass sie
das Rezept verkaufen wollten.“
    Glockner nickte. „Das hat
Tagner bestätigt. Aber er weiß angeblich nicht, an wen. Das wäre Lerchenalts
Job gewesen. Der hätte Angebote einholen wollen, um es dann an den Meistbietenden
zu

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