Bei Null bist du Tod
du schon mal versucht, dir einen Job zu besorgen?«
»So wie du?«, fragte er säuerlich. »Du bist ja immer so perfekt. Genau das konnte Mike an dir nicht ausstehen.«
Sie durfte sich nicht anmerken lassen, wie sehr sie das traf. »Wie finden wir diesen Ryan Leonard?«
Paul zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Sie haben mir die Hälfte von dem Geld gegeben, als ich zugesagt habe, dass ich es machen würde, und nachdem ich sie angerufen hatte, um ihnen zu sagen, dass ich dich an dem Abend ins Red Rooster locken würde, haben sie die andere Hälfte in einem Umschlag in mein Postfach gelegt. Seitdem hab ich nichts mehr von ihnen gehört.«
»Hast du den Umschlag noch?«
Er nickte. »Ich hab das Geld noch nicht ausgegeben. Es ist immer noch in dem Umschlag. Nachdem Mike – ich hab mich noch nicht mal getraut, es zur Bank zu bringen. Ich hatte Angst, es könnte verdächtig wirken, falls die Polizei mich vernehmen würde. Aber da steht keine Adresse drauf. Es ist nur ein weißer Umschlag ohne Anschrift.«
»Wo hast du ihn?«
»In meinem Zimmer.«
»Wo?«
»In meinem Lehrbuch für englische Literatur.«
»Und hast du an dem Abend den anderen Mann gesehen?«
»Ja, das hab ich dir doch gesagt. Warum?«
»Weil ich nur einen gesehen hab. Ich brauche die Beschreibung von dem anderen.«
»Jetzt?«
»Nein, nicht jetzt.« Mehr konnte sie im Moment nicht verkraften. Sie entriegelte die Tür. »Los, steig aus. Ich gebe dir zwei Stunden, um zur Polizei zu gehen und zu versuchen, sie von deiner Unschuld zu überzeugen. Wenn du abhaust, hetze ich sie dir auf den Hals.« Ihre Lippen spannten sich. »Und ich selbst werde mich ebenfalls an deine Fersen heften.«
»Ich bin doch kein Idiot. Ich werde mich stellen. Nicht, dass ich Angst vor dir hätte. Es ist einfach das Vernünftigste.« Er stieg aus. Seine Angst war ein wenig verebbt, er brachte sogar ein halbwegs verwegenes Lächeln zustande. »Mir wird schon nichts passieren. Vielleicht brauche ich mich nur als Zeuge zur Verfügung zu stellen. Alles spricht für mich. Ich bin jung und intelligent, und die werden sich einfach sagen, dass ich ein ganz normaler junger Mann bin, der eine Situation falsch eingeschätzt hat.«
Ihr wurde übel. Womöglich würde er sogar Recht behalten. »Sag mir eins, Paul. Wie viel haben Sie dir bezahlt?«
»Zehntausend, als ich zugesagt hab, dass ich es mache. Und noch mal zehn, nachdem ich die ganze Sache eingefädelt hatte.«
»Und du hast dich gar nicht gefragt, warum es denen so viel Geld wert war, mit mir zu reden?«
»Das ging mich nichts an. Wenn die so viel Kohle locker machen konnten –« Er brach ab, als er ihrem Blick begegnete. »Du kannst mich mal.« Er drehte sich auf dem Absatz um und ging.
Gott, was für ein großspuriger Scheißer. Am liebsten hätte sie Gas gegeben und diesen Widerling über den Haufen gefahren. Er hatte seinen Freund verraten, und jetzt dachte er an nichts anderes als daran, seinen eigenen Hals zu retten. Sie legte den Kopf aufs Lenkrad und versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen.
Dann ließ sie den Motor an und nahm ihr Handy aus der Tasche. Joe ging nach dem zweiten Läuten an den Apparat.
»Du musst etwas für mich tun.« Sie schaute Paul nach, der gerade um die Ecke bog. »Paul Donnell wird sich in den nächsten Stunden der Polizei stellen.«
»Wie bitte?«
»Er hat Mike in eine Falle gelockt. Für zwanzigtausend Dollar hat er sich bereit erklärt, dafür zu sorgen, dass Mike mit mir in diese Gasse neben der Kneipe geht.« Sie unterbrach ihn, als er anfing zu fluchen. »Angeblich haben die ihm gesagt, sie wollten nur mit mir reden. Das hat er akzeptiert und keine Fragen gestellt. Es war ihm einfach scheißegal.«
»Dieser Hurensohn.«
»Er sagt, der Mann, der ihm das Geld gegeben hat, hieß Ryan Leonard, mehr weiß er angeblich nicht über den Typen. Von dem anderen Mann wüsste er nicht mal den Namen, aber er hat ihn gesehen und kann ihn mir beschreiben. Ich möchte, dass du Manning anrufst und ihm sagst, er soll sich den Mann beschreiben lassen, bevor Paul auf die Idee kommt, das als Druckmittel zu benutzen. Das traue ich dem nämlich glatt zu.«
»Alles klar. Sonst noch was?«
»Sag ihm, er soll Paul nicht mit Samthandschuhen anfassen.« Ihre Stimme zitterte. »Er hat vielleicht nicht abgedrückt, aber er ist mitschuldig an Mikes Tod. Ich will nicht, dass er ungeschoren davonkommt.«
»Ich kann mich nur wundern, dass du ihn zum Reden gebracht hast.«
»Ich auch. Aber er hatte Angst
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