Bei Null bist du Tod
runzelte die Stirn. »Nein, ich warte, bis ich mit der Übersetzung fertig bin. Ich muss die Einschübe, die ich gemacht habe, noch einmal überprüfen. Ich muss mich vergewissern, dass –«
»Die Post.« Trevor stand in der Tür, mit einem kleinen Päckchen und zwei Briefen in der Hand. »Für Sie, Mario. Das wurde gerade von einem Boten abgegeben.« Er trat auf den Schreibtisch zu. »Wen kennen Sie in Luzern?«
Trevors Ton war ausdruckslos, aber Jane spürte seine Anspannung.
»Luzern?« Mario starrte auf die Post, die Trevor vor ihn auf den Schreibtisch gelegt hatte. »Für mich?«
»Das sagte ich doch.« Trevors Lippen spannten sich. »Machen Sie’s auf.«
Jane lief ein kalter Schauer über den Rücken. Sie wusste, welch großen Wert Trevor auf Sicherheitsmaßnahmen legte. Das Ganze gefiel ihr nicht. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. »Hast du das Päckchen überprüft?«
»Selbstverständlich«, erwiderte er, ohne den Blick von Mario abzuwenden. »Keine Bombe. Kein Schießpulver.«
»Warum willst du dann –« Sie brach ab, als sie sah, wie Mario den Brief öffnete.
»Aber vielleicht hat es ja eine Bombe gegeben«, murmelte Trevor.
Sie wusste genau, was er meinte. Als Mario den Brief überflog, zeichnete sich zuerst Verwirrung und dann Entsetzen in seinem Gesicht ab. »Ist irgendwas nicht in Ordnung, Mario?«
»Alles.« Er schaute auf. »Alles. Wie konnten Sie so etwas tun? Warum haben Sie mir die anderen Briefe nicht gegeben, Trevor?«
»Welche Briefe?«, wollte Trevor wissen.
»Ich muss das Band sehen.« Panisch riss Mario das Päckchen auf und nahm eine schwarze Videokassette heraus. »Wo finde ich einen Videorekorder?«
»In der Bibliothek«, sagte Trevor. »Ich komme mit und baue ihn für Sie auf.«
»Nein, das mache ich selbst«, sagte Mario mit zitternder Stimme. »Ich brauche Ihre Hilfe nicht.« Er stürzte aus dem Zimmer.
»Was ist passiert?«, fragte Jane und stand auf.
»Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden.« Trevor trat an den Schreibtisch und nahm den Brief.
Jane runzelte die Stirn. »Du brichst das Briefgeheimnis.«
»Zeig mich doch an.« Trevor war bereits dabei, den Brief zu lesen. »Ich habe so ein Gefühl, dass der Inhalt für mich bestimmt ist. Mario war – Verflucht!« Er drückte Jane den Brief in die Hand und rannte zur Tür. »Lies das. Dieser verdammte Hurensohn …«
Jane las den Brief.
Mario, warum antwortest du ihnen nicht? Sie haben dir einen Brief nach dem anderen geschickt und dir gesagt, was sie mit mir tun werden, wenn du deine Arbeit nicht einstellst. Blut muss dir doch mehr bedeuten als deine Arbeit. Auf was für eine schlimme Sache hast du dich da eingelassen, dass diese Männer mir das antun wollen?
Ich will nicht sterben. Antworte ihnen. Sag ihnen, dass du aufhörst.
Dein Vater, Eduardo Donato
Unter dem handgeschriebenen Brief standen zwei mit der Maschine getippte Zeilen:
Da wir davon überzeugt sind, dass Sie die Briefe erhalten haben, ist unsere Geduld jetzt zu Ende. Wir werden Ihnen und Trevor zeigen, dass wir meinen, was wir sagen.
Das Video!
»Großer Gott.« Sie warf den Brief auf den Schreibtisch und rannte aus dem Zimmer.
Die Tür zur Bibliothek stand offen und beim Näherkommen hörte sie jemanden schluchzen.
»O Gott.«
Auf dem Fernsehbildschirm war nichts zu sehen, aber Mario stand zusammengekrümmt und mit zuckenden Schultern da. » Santa Maria. Großer Gott im Himmel.«
Trevor legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. »Es tut mir Leid, Mario.«
»Rühren Sie mich nicht an!« Mario riss sich von ihm los. »Die haben ihn abgeschlachtet. Sie haben zugelassen, dass sie ihn umgebracht haben.« Tränen liefen ihm über die Wangen. »Er war ein alter Mann. Er hat sein Leben lang hart gearbeitet, er hätte es verdient, seinen Lebensabend in Frieden zu verbringen. Er hat es nicht verdient zu –« Er schluckte. »Großer Gott, was haben sie ihm angetan.« Er schob sich an Jane vorbei und stürzte aus der Bibliothek. Sie hatte den Eindruck, dass er sie nicht einmal wahrgenommen hatte.
Jane starrte auf den flimmernden Bildschirm. Sie wollte die Antwort nicht hören, aber sie musste die Frage dennoch stellen: »Was haben sie mit ihm gemacht?«
»Sie haben ihn enthauptet.«
»Was?« Sie schaute Trevor an. »Enthauptet?«
»Barbarisch, nicht wahr?« Seine Mundwinkel zuckten. »Und sie haben es richtig theatralisch inszeniert und hinterher sogar den Kopf des alten Mannes vor die Kamera
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