Being
nicht aus nicht aus nicht aus nicht aus …
Was ist da drin? Was ist da drunter? Ist das Flüssigkeit? Sind das Leitungen? Sieht aus wie Leitungen, die sich bewegen.
Das hier … ich komm nicht durch. Es hat – schauen Sie – eine Maserung. Sieht nach Knochenstruktur aus. Konturen. Könnte eine Art Schild sein. Das würde das Röntgenbild erklären.
Ein Schild? Ein Körperschild?
Vielleicht …
Gehen Sie mal drunter.
|27|
Das kann ich nicht ohne –
Stemmen Sie es verdammt noch mal auf.
Geben Sie mir das.
In dem Moment, gerade als die Spitze der breiten Klinge des Instruments etwas unter meiner Haut berührte … genau da spürte ich, wie sich meine Fäuste ballten. Außer Sicht, unter dem Laken … spürte ich, wie sie sich ballten.
Und lösten.
Ich spürte die Bewegung.
Bewegung.
Ich konnte mich
rühren
.
Und in diesem wunderlichen Moment sah ich plötzlich ein Gesicht. Über mir. Hinter mir. Es schwebte über meinem Kopf. Braune Augen, olivfarbene Haut, ein kleiner Bart, der sich unter der Operationsmaske abzeichnete. Kamal, der Anästhesist. Ich sah ihn. Meine Augen waren noch immer geschlossen, trotzdem sah ich ihn. Es war eigentlich gar nicht möglich, doch das kümmerte mich nicht. Ich sah ihn.
Ich sah alles um mich herum.
Der Schmerz hatte aufgehört. Wie das?
Wieso hatte der Schmerz aufgehört?
Wieso sah ich alles um mich herum?
Es hätte eigentlich gar keine Zeit sein dürfen, darüber nachzudenken, keine Zeit, alles aufzunehmen … aber irgendwie war sie doch da. Ich hatte alle Zeit der Welt – und ich nahm alles auf:
Einen schmalen weißen und fensterlosen Raum.
Grellweißes Licht.
|28| Apparate und Monitore.
Silberfarbene Schneidinstrumente, ausgebreitet auf einem Tablett, wie eine Messersammlung aus einem Horrorfilm.
Ein Metalltisch, bedeckt mit Papieren, Videobändern und Fotoaufnahmen.
Eine weiße Tür, die von einem stämmigen Typ im Anzug bewacht wurde.
Und dort, über mich gebeugt, zwei Männer mit O P-Masken , die intensiv in meinen Bauch hineinstarrten: Casing und Ryan. Professor Casing war der mit dem schmalen Gesicht, mit dem weißen Kittel und der Brille. Ryan wirkte groß und streng und trug einen schlichten schwarzen Anzug. Er hatte Silberaugen, ein graues Gesicht und pechschwarzes Haar. Hinten an seinem Gürtel hing eine Automatikpistole.
Sie betrachteten mich, sahen in mich hinein und jetzt betrachtete ich sie. Ich wusste nicht, wie, aber ich sah sie.
Sieh dir das an.
Scheiße, sieh dir das an, was sie mit mir
gemacht
haben. Was haben sie getan? Mein armer Bauch … weiß und flach mit einem roten Schnitt und – Scheiße! – was ist das denn? Sieh dir das an – ein klaffendes Loch, wie das Grinsen eines schlechten Clowns, offen gehalten mit winzigen schwarzen Klammern, und in mir drin …
O Gott, das Zeug da in meinem Innern … das, was ich gesehen habe. Unbekanntes. Schreckliches. Schwarzes und Braunes, Rotes, Silbernes … cremeweiße Formen aus lebendigem Metall, Kunststoff oder weiß Gott was … und alles bewegt sich wie ein dunkler, blutiger Schatten in meinem Innern.
|29| Ich konnte in dem Moment nicht darüber nachdenken. Es war einfach zu viel für mich. Mir blieb keine Zeit. Der erstarrte Moment war fast vorüber – die ganze Zeit der Welt verschwand.
Und ich rührte mich.
Ich
rührte
mich.
Als Casing einen Spatel in meine Eingeweide schob und Ryan sich herüberbeugte, um besser sehen zu können, verschob sich etwas Elektrisches in mir – und ich bewegte mich schneller, als ich mich je zuvor bewegt hatte. Schoss empor, riss mir die Maske vom Mund, zerrte den Schlauch aus meinem Hals – ich wusste nicht, was ich tat.
Doch etwas in meinem Innern wusste es.
Während überall um mich herum Klebestreifen und Drähte abrissen, sah ich mich die Pistole aus Ryans Gürtelhalfter schnappen und mit dem Lauf auf seinen Kopf schlagen, dann zischte eine Stimme aus meinem Mund.
»Das reicht«, sagte sie – in einem kalten, trockenen Flüsterton.
|30| Drei
R yan reagierte kaum auf den Laut meiner Stimme, er wandte sich nur langsam um und sah mich an, die Augen ruhig und still. Casing dagegen war unsäglich schockiert. Seinen Blick werde ich nie vergessen – den entsetzten Blick eines Mannes, der gerade ein Monster gesehen hat. Ein blasses, nacktes Monster.
Während er so dastand und mich anstarrte, die Augen weit aufgerissen, schaute ich kurz auf den Spatel, den er noch in der Hand hielt. Die Fläche war verschmiert mit einer
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