Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
* * *
Ich hatte seit einer halben Ewigkeit eine Hausfrau am Ohr, die sich mit Meinungsforschung über Wasser hielt und mich mit der Frage löcherte, ob mir die neue Gosse jetzt gefalle oder nicht. Die Sache war nämlich die, dass die neue Gosse seit ein paar Monaten versuchte, dem alten Schlachtschiff Posse den Rang abzulaufen. Ich aber war in solchen Dingen immer recht unschlüssig und hatte mich noch für keine der beiden Schlampen entschieden, also fragte mich die Lady schneidig: „Na, was ist jetzt?“
Ich lag in der Wanne und ließ kaltes Wasser einlaufen, und während ich mir einen hinter den Zaun kippte, überlegte ich hin und her, wog ab und prüfte das Für und Wider, bevor ich sie endlich wissen ließ: „Die Posse ist vielleicht besser, wenn man den toten, stinkenden Fisch darin einwickeln möchte, bevor man ihn in den Kübel schmeißt. Andererseits hat die Gosse die Nase vorne, wenn man sich am stillen Örtchen ein kleines Depot anlegen möchte – für die Tage der Not, wenn Vati mal kein Flauschi zuhause hat. Also ich weiß nicht so recht.“
Sie sagte: „Sehr witzig!“, und legte auf.
Ich genehmigte mir einen weiteren Russenschnaps mit Eis, das ich aus dem Kübel nahm, der neben der Badewanne stand, und in dem Kübel selbst stand die Flasche. Ich hatte die Reparatur meines gewaltigen Brummschädels perfekt organisiert, was auch nötig war, nachdem ich gestern noch auf einen Sprung bei Happiness oben im Pink Flamingo vorbeigeschaut hatte. Es dauerte immer ein Weilchen, bis sie endlich fertig war, und die Zeit bis dahin hatte ich mir gewohnheitsmäßig mit einer Flasche „Wodka geht aufs Haus“ vertrödelt. Um halb vier Uhr früh war es dann endlich so weit, die Mumme tat ihr weh und der Arsch auch, nachdem sie den letzten türkischen Spinner nach Hause geschickt hatte, der noch ein paar Jährchen auf die versprochene Ostanatolierin warten musste und sich die Zeit bis dahin mit Happi vertrieb. Sie hatte sich in letzter Zeit schon öfter darüber beklagt, dass die Gehänge bei den Türken in der Jogginghose immer größer wurden – „Richtige Schwerter haben die!“ –, was ich ihr aber nicht recht glauben wollte, dagegen sträubte sich schlicht alles in mir. Wenn es um die Größe vom Gehänge ging, dann war auch ich irgendwie immer schnell beleidigt, oder anders gesagt: Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ein anderer einen Größeren hatte als ich! Zwar hatte Happiness dann noch versucht, den Abend zu retten, indem sie „Aber so wie du gebaut bist, ist es doch genau richtig, Rocky!“ sagte. Aber da war es natürlich längst zu spät, und es waren irgendwie auch nicht die richtigen Worte. „Sag bitte nicht Rocky zu mir. Ich heiße Rock wie der Felsen und nicht Rocky wie das Felschen. Aber das weißt du doch, nicht wahr?“
Ich legte mir ein paar von den Eiswürfeln auf den Scheitel, dann schüttete ich den Rest einfach ins Wasser, es war nämlich verdammt heiß in diesen Tagen. Der Brunnenmarkt vor meinen Fenstern war längst zum Leben erwacht, die Abdullahs priesen ihre Waren an und schnitten ihr Kebab. Nur ich lag noch immer untätig in der Wanne herum, als plötzlich die Schelle läutete, ich drückte auf Grün und sagte: „Rock Rockenschaub löst auf alle Fälle alle Fälle, was kann ich für Sie tun?“
„Ich bin’s, Willi!“
Es war Willi das Schwein, dem oben am Gürtel Dirty Willi’s Swedish Pornhouse gehörte. Er klang ganz schön durch den Wind, als er sagte: „Rock, du kommst doch heute Abend?“
Es kam mir irgendwie gleich komisch vor, dass er mich das fragte, schließlich arbeitete ich für ihn, und er hatte für heute Abend Jack schleckt auf! ins Programm genommen, Jacks Porno-Klassiker aus den späten 80er-Jahren, der im Rasentennis-Milieu spielte. Zu einer Zeit also, als ein Waldschrat wie Guillermo Vilas als gutaussehend durchging und Körperbehaarung nicht modern, sondern normal war, und zwar auch bei den Mädels.
Ich hatte den Schinken sicher schon hundertmal gesehen, aber mir ging immer noch einer in die Hose, sobald Willi die Lichter in seiner stinkenden Bude ausmachte und man die Nummer eins der Weltrangliste auf der Leinwand sah – ein heißes Törtchen, das in seinem kurzen Tennisröckchen samt Rüschen dran auf einem Hotelbett saß und sich die Hornhaut feilte, während es mit Superschnüffler Jack Schleck telefonierte: „Jack, mein Trainer, Manager und Ehemann in Personalunion betrügt mich mit der Nummer 69 der Weltrangliste, das tut so
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