Beißen für Anfänger 1: Hexenzirkus (German Edition)
ständig sagen.
»Lass das! Niemand tummelt sich in meinem Kopf, es sei denn, ich lade ihn dazu ein.«
»Es tut mir leid«, wiederholte er und massierte seinen Hals.
Noch ehe ich begriff, was ich da tat, trat ich zu ihm und berührte das rote Mal an seiner Kehle, wo ich ihn getroffen hatte. Er blieb ganz still und ließ seine Arme an den Seiten, während ich behutsam seinen Adamsapfel betastete. Seine Haut war warm. »Ich dachte, Vampire wären tot. Wie kommt es, dass du warm bist?«
Er führte meine Hand an seine Brust, legte sie auf sein Herz. Ich spürte es schlagen, genau wie das Herz eines normalen Menschen. »Fühle ich mich tot an?«
»Nein.« Meine Finger wanderten über das silberne Keltenkreuz, das von seinem Hals hing. »Du kannst ein Kreuz tragen?«
»Ja, das kann ich.«
»Du bist nicht tot, und du kannst ein Kreuz tragen.« Ich legte all meine Skepsis in meinen Blick. »Weißt du ganz sicher, dass du wirklich ein Dunkler bist?«
Ziemlich sicher
. Sein Lachen hallte durch meinen Kopf.
»He!«
Er hob die Hand und grinste. »Entschuldigung. Wird nicht wieder vorkommen. Es sei denn, du lädst mich dazu ein.«
»Das sollte ich besser nicht tun.« Ich trat einen Schritt zurück, dann nagte ich nachdenklich an meiner Lippe, während ich ihn musterte. »Wieso bist du nicht sauer, weil ich dich geschlagen habe?«
»Ich hatte dir Angst gemacht. Ich nehme dir deine Reaktion nicht übel.«
»Wieso nicht?«
Seine Augen hatten sich im Lauf unseres Gesprächs aufgehellt, doch nun wurden sie plötzlich wieder schwarz. Er gab keine Antwort.
»Jeder andere wäre stinkwütend auf mich, aber du nicht. Warum nicht? Weil du dir von mir deine Erlösung erhoffst?«
Er stand einfach nur da, die eine Hand in der Jeanstasche vergraben, die andere geöffnet und entspannt herabhängend, seine Augen glitzernd wie diese glänzenden schwarzen Steine, die meine Mutter manchmal benutzte – Hämatiten nennt man sie.
»Ich bin erst sechzehn, Ben.«
Er hob die Brauen. »Ben?«
»Benedikt ist ein ziemlicher Zungenbrecher.«
Er lächelte. »Ich weiß, wie alt du bist.«
»Ich will noch nicht mal einen festen Freund, geschweige denn dich heiraten oder was immer ihr Dunklen tun müsst, um eure Seelen zurückzubekommen. Ich möchte einfach nur in Ruhe gelassen werden und diesen Sommer überstehen, damit ich ab Herbst bei meinem Vater leben und zur Schule gehen kann, anstatt mit meiner Mutter kreuz und quer durch Europa zu reisen und mich von ihr unterrichten zu lassen, wie sie es angedroht hat. Abgesehen davon bist du … du bist …« Ich brach ab. Lieber würde ich sterben, als ihm auf die Nase zu binden, dass er so umwerfend aussah, dass er sich die Mädchen vermutlich mit einem Schürhaken vom Leib halten musste, während ich … eben ich war. Zugegeben, die Leute übergaben sich nicht spontan, sobald ihr Blick auf mich fiel, aber ich war
nicht
umwerfend.
»Ich bin was?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Ein Vampir.«
Er steckte mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Es war eine eigenartig intime Geste, bei der es mich erst heiß, dann kalt, dann wieder heiß überlief. »Ich erwarte nichts von dir, Fran. Ich habe dir nur deshalb verraten, dass du meine Auserwählte bist, damit du begreifst, dass du mir vertrauen kannst. Ein Dunkler kann seiner Auserwählten niemals Schaden zufügen.«
»Ist das dein Ernst? Wenn ich jetzt einen Pflock hätte und mit ihm deine Brust attackieren würde, wie würdest du reagieren?«
Benedikt schürzte die Lippen und dachte nach. Es sah so lustig aus, dass ich unweigerlich lächeln musste. »Das kommt ganz drauf an. Wo würdest du denn attackieren?«
»Direkt oberhalb deines Herzens.«
»Dann müsste ich sterben.«
Mein Lächeln verblasste. »Echt? Die Sache mit dem Pflock funktioniert?«
»Ja, sie funktioniert. Genau wie das Köpfen.«
»Und du würdest dich von mir töten lassen? Du würdest einfach nur dastehen und dich von mir pfählen lassen?«
Er nickte. »Wenn es dein Herzenswunsch wäre, mich tot zu sehen, ja, dann würde ich einfach nur dastehen und mich von dir pfählen lassen.«
Wow
. Wenn das mal kein Kopfkino der besonderen Art war. Ich entschied, dass ich noch nicht bereit war, mich mit diesem Gedanken zu befassen, und verschob ihn auf später. »Was ist mit Sonnenlicht?«
Er zog eine Grimasse. »Es würde mich nicht umbringen, solange ich ihm nicht stundenlang ausgesetzt bin, trotzdem meide ich es nach Möglichkeit. Andernfalls bekomme ich einen höllischen
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